Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Corona und Handy-Hygiene: Smartphones mit Licht desinfizieren
> Handys sind potenzielle Überträger von Coronaviren. Forscher*innen haben
> eine Methode entwickelt, die Viren durch Licht unschädlich macht.
Bild: Am besten nur noch mit Handschuhen anfassen? Smartphones können Corona-V…
Berlin taz | Was fassen Sie jeden Tag [1][im Schnitt 2.600 Mal] an und
nutzen Sie vielleicht auch [2][auf dem Klo]? Richtig, das Smartphone.
Angesichts der [3][Corona-Pandemie] ist das Mobiltelefon wichtig, [4][um
potenziell Erkrankte via App zu identifizieren]. Doch während sich viele
Menschen ihre Hände mit Desinfektionsmitteln wundschrubben, bleibt das
Smartphone meist unangetastet. Nur [5][jeder vierte Deutsche] reinigt sein
Telefon regelmäßig.
Und das, obwohl Expert*innen dazu raten, das Handy zweimal täglich zu
reinigen. Bis zu einhundert verschiedene Bakterien, Viren [6][und sogar
Kotreste] können auf den Bildschirmen der Geräte sein. Besonders in
Krankenhäusern ist das kritisch. Auf den Smartphones mancher
Krankenhausmitarbeiter*innen tummeln sich [7][multiresistente Keime, wie
eine Studie feststellte]. Wer sich dann noch [8][mehrfach pro Stunde ins
Gesicht] oder [9][den Bart] fasst, kann sich mit Krankheiten infizieren.
Besonders zu Corona-Zeiten ist das eine fatale Schwachstelle im
Gesundheitssystem.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hält die Übertragung von Corona-Viren durch
eine Schmierinfektion, also wenn man etwa eine kontaminierte Türklinke oder
eben Smartphones berührt, aktuell für eher unwahrscheinlich. Im Allgemeinen
seien humane Coronaviren [10][nicht besonders stabil] auf trockenen
Oberflächen. [11][Aktuelle Studien zeigen jedoch] auch, dass Corona-Viren
auf Glas bis zu vier, auf Plastik sogar ganze fünf Tage überleben können.
In Krankenhäusern würde das ausreichen, um besonders gefährdete Menschen zu
infizieren.
Erschwerend hinzu kommt, dass die nachhaltige Desinfektion von Smartphones
relativ schwierig ist: Desinfektionsmittel mit Alkohol sind für die
Reinigung ungeeignet, weil sie die ölabweisende Schicht des Bildschirms
beschädigen, die Schmutz und Fingerabdrücke verhindern soll. Tüchern ohne
Alkohol können Corona-Viren wiederum entwischen.
## Ultraviolettes Licht macht Coronaviren unschädlich
Das Fraunhofer-Institut hat jetzt ein neues Verfahren zur Handy-Hygiene in
Krankenhäusern entwickelt. Die Lösung ist ein kleiner viereckiger Kasten,
der an eine Mikrowelle erinnert und in seinem Innern ultraviolettes Licht
(UV-C-Licht) durch LEDs ausstrahlt. „Man legt sein Smartphone oder Tablet
hinein und nach wenigen Sekunden ist das Virus deaktiviert und das Gerät
desinfiziert“, sagt Martin Käßler vom Fraunhofer-Institut für Optronik,
Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB). Außerdem wird die verwendete
Strahlungsdosis für jedes desinfizierte Gerät gemessen.
Da Viren keine selbstständig lebenden Organismen sind, sprechen
Forscher*innen nicht von „abtöten“, sondern von „deaktivieren“. Das
UV-C-Licht schädigt die Virus-DNA, weshalb Viren keine Zellen mehr
infizieren können und unschädlich sind.
Das kurzwellige und energiereiche UV-C-Licht nutzten Forscher*innen
[12][bereits 2004 bei der SARS-Epidemie] und sehen es auch als [13][große
Hoffnung in der Bekämpfung von Covid-19]. Schon seit rund 40 Jahren kommt
UV-C-Licht bei der Wasseraufbereitung und in vielen anderen Bereichen zum
Einsatz, bislang in Form von großen Quecksilberdampflampen. Weil die für
die Desinfektion von Handys viel zu klobig sind, nutzt das
Fraunhofer-Institut wesentlich kleinere und effizientere LEDs.
Vorerst sollen die Desinfektionsgeräte nur an Krankenhäuser geliefert
werden. Vorstellbar wäre, dass sich Mitarbeiter*innen, ähnlich zu
Desinfektionsspendern, ihre Smartphones an mehreren Stationen reinigen
können. In chinesischen Krankenhäusern wird UV-C-Licht bereits gegen das
Corona-Virus eingesetzt in Form von Robotern, die [14][automatisch durch
die Gänge fahren].
Für Privathaushalte ist das UV-C-Gerät vom Fraunhofer-IOSB aktuell noch
nicht vorgesehen. Für den Privatgebrauch gibt es zwar bereits
UV-C-LED-Geräte zu kaufen, die Qualität der LEDs stellt Käßler aber in
Frage: „UV-C-LEDs altern mit der Zeit, vor allem die effiziente Wärmeabfuhr
wird bei sehr kompakten Geräten ein Problem darstellen.“ Wegen der
fehlenden Protokollfunktion seien diese Geräte für die Kliniken nicht
geeignet.
Bei den UV-C-LEDs für den Privatgebrauch können Nutzer*innen die
Wirksamkeit der Desinfektion nicht überprüfen, [15][sagen Expert*innen],
raten von den Geräten aber auch nicht grundsätzlich ab. Daher gilt:
Handydisplays mit einem Mikrofasertuch vorsichtig säubern, wobei auch ein
sehr geringer Anteil an Alkohol die ölabweisende Schicht nicht beschädigen
soll. [16][Apple rät bei seinen Geräten zu Clorox-Desinfektionstüchern].
Und wie immer gilt: Häufig die Hände waschen. Und das Smartphone nicht auf
dem Klo nutzen!
7 Apr 2020
## LINKS
[1] https://blog.dscout.com/mobile-touches
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/616040/umfrage/umfrage-zur-h…
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[4] /Apps-gegen-Corona-Ausbreitung/!5672629
[5] https://www.tuv.com/media/01_presse_2/all_languages_pressemeldungen/Grafik_…
[6] https://www.lshtm.ac.uk/newsevents/news/2011/mobilephones.html
[7] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0195670119303913
[8] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0006899314001395?via…
[9] /Bartmode-in-Coronazeiten/!5672818
[10] https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2004973?url_ver=Z39.88-2003&amp…
[11] https://www.journalofhospitalinfection.com/article/S0195-6701(20)30046-3/f…
[12] https://www.researchgate.net/publication/8362562_Inactivation_of_the_coron…
[13] http://www.iuva.org/COVID-19
[14] https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/ittk/autonomer-roboter-elimi…
[15] https://www.notebookcheck.com/Nutzlos-oder-wirksam-Koennen-UV-LEDs-vor-Vir…
[16] https://support.apple.com/de-de/HT207123
## AUTOREN
Denis Giessler
## TAGS
Smartphone
Schwerpunkt Coronavirus
Hygiene
multiresistente Keime
Fraunhofer
IG
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Tracking
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neue App des Robert-Koch-Instituts: Hört auf Expert*innen
Im Kampf gegen Corona ruft das RKI zu einer Datenspende via App auf. Doch
im Hinblick auf Datenschutz erfüllt die App nicht mal basale Anforderungen.
Schule während Coronakrise: Wenn nur noch WhatsApp weiterhilft
Eine Schule im sozialen Brennpunkt versucht, ihren Schülern mit
Fernunterricht weiter nah zu bleiben. Das ist gar nicht so leicht.
Apps gegen Corona-Ausbreitung: Bitte ohne Zwang und ohne Google
Handy-Tracking ist eine gute Idee. Allerdings sollte es den Menschen nicht
ersetzen, nicht alle haben ein Smartphone.
Digitale Maßnahmen gegen das Virus: Das Handy als Schutz vor Corona
Mit Bluetooth und einer App kann das Smartphone helfen, das Coronavirus
einzudämmen – auch ohne den Datenschutz zu verletzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.