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# taz.de -- Virus vertreibt Klimakonferenz: Heißer Herbst auch ohne Glasgow
> Die nächste Klimakonferenz wird verschoben. Doch im kommenden Herbst wird
> trotzdem über das Klima entschieden.
Bild: Heißer Herbst auch ohne Klimakonferenz: Streetart des Künstlers Rebel B…
BERLIN taz | Ich hatte mich schon gefreut: Auf gefüllten Schafsmagen mit
lauwarmem Bier, auf schottische Indigene mit unverständlicher Sprache, auf
nasskaltes Erkältungswetter draußen und kalte Schultern drinnen, auf zwei
Wochen schlechte Laune, wenig Schlaf und viel Frust. Und dann verschiebt
die UNO ihre Klimakonferenz, die im November in Glasgow stattfinden sollte.
Erster Gedanke: Völlig richtig. 30.000 Klimanerds bilden eine kriminelle
Vereinigung von Virenschleudern. Zweiter Gedanke: Ohne öffentlichen Druck,
lauten Protest und persönliche Treffen wird das mit den besseren
Klimaplänen für 2020 erst recht nichts. Dritter Gedanke: Über echten
Klimaschutz entscheidet sowieso nicht die Konferenz, sondern die Länder
zuhause. Und deshalb: Das wird nix mit vorweihnachtlicher Stimmung. Auch
wenn die COP verschoben wird: Der November entscheidet über das Schicksal
der Welt.
Denn am 3. November wählen die USA hoffentlich einen neuen Präsidenten.
Falls nicht, kann sich der globale Klimaschutz (und so ziemlich alles
andere, was richtig und wichtig ist) gleich einsargen lassen. Four more
years von Donald Trumps Lügen, Ignoranz, Wissenschaftsfeindlichkeit und
ökologischer Böswilligkeit werden kaum zu reparieren sein.
Der US-Präsident trifft mit traumwandlerischer Sicherheit immer genau die
Entscheidung, die für Klima, Umwelt, Gesundheit und die Schwächsten am
schlimmsten ist: Er erlaubt mehr Gift in Luft und Wasser, unterstützt die
Ölindustrie, er macht Autos wieder dreckiger und durstiger, er lässt die
letzten Naturschätze nach „Bodenschätzen“ durchwühlen und kappt
internationale Hilfen und Kooperationen.
## Trump und Bolsonaro
Jetzt kommt Corona. Und zeigt im Zeitraffer, was passiert, wenn ein
Präsident nicht regiert, sondern negiert, wenn er lügt, verharmlost und
kranke und ansteckende Menschen zur Arbeit schickt und unfähig ist,
komplexe Probleme anzupacken. Wenn er auch in Notzeiten keinen Konsens mit
der Opposition sucht und den Menschen nicht Orientierung und Mut geben
kann.
Ist es Zufall, dass die andere große Abrissbirne an Vernunft, Anstand,
Zukunft und Natur, der brasilianische Präsident Jair Messias Bolsonaro,
wegen geradezu trumpscher Inkompetenz in dieser Krise ebenfalls unter Druck
gerät? Und könnte ausgerechnet der Coranavirus die Pandemie der Dummheit so
offensichtlich machen, dass die entscheidenden WählerInnen in den USA am 3.
November umdenken oder wenigstens zuhause bleiben?
Die Hoffnung zumindest bleibt. Eine Kurskorrektor im Weißen Haus wäre
wichtiger als jeder mögliche „Erfolg“ einer COP26. Bisher bleibt nur eine
starke symbolische Warnung: Im Konferenzzentrum von Glasgow kümmert man
sich jetzt nicht mehr um die Rettung der Welt. Stattdessen entsteht dort
ein Not-Krankenhaus. Was eigentlich das Gleiche ist.
3 Apr 2020
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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