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# taz.de -- Bauernhof wird rechtsextremes Zentrum: „Eine neue Qualität“
> Die NPD Niedersachsen baut einen Bauernhof in der Gemeinde Eschede zu
> einem Zentrum für die rechtsextreme Szene aus.
Bild: Wird derzeit renoviert: Der NPD-Bauernhof in der Gemeinde Eschede
Hamburg taz | Über den holprigen Schotterweg, der von der Landstraße 281 zu
einem Bauernhof in der Gemeinde Eschede führt, dürften bald wieder mehr
Mitglieder der rechtsextremen Szene fahren. Denn den Hof hat die NPD
Niedersachsen von ihrem langjährigen Mitglied Joachim Nahtz gekauft – und
der Ausbau läuft.
Am vergangenen Samstag arbeiteten NPD-Anhänger auf dem 5.000 Quadratmeter
großen Anwesen, das seit Jahrzehnten Anlaufpunkt für die rechtsextreme
Szene ist. Die verbotene Heimattreue Deutsche Jugend, Rechtsrockbands und
Kameradschaften, die NPD – sie alle waren einst hier. Nun möchte der
NPD-Landesverband um Manfred Dammann das heruntergekommene Gebäude zu einem
neuen Zentrum ausbauen.
Im Herbst vergangenen Jahres hatte Dammann in einem Video die Errichtung
eines „Gemeindezentrums“ angekündigt. Auf Youtube betreibt er den Kanal
„Nordland TV“ mit 1.850 Abonnent*innen. Die NPD in Niedersachsen vereint
rund 250 Parteimitglieder. Aufnahmen der Journalistin Andrea Röpke belegen
den Arbeitseinsatz am vergangenen Wochenende – trotz der Auflage zur
Einschränkung gesellschaftlicher Kontakte wegen der Corona-Pandemie. Ein
Aktivist auf einem Gerüst verputzte die Außenwände. Zwei neue Fenster
wurden eingelassen. Mit dabei: Dammann.
Diese Entwicklung hatte das „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“
erwartet. Denn im Juni 2019 war bekannt geworden, dass Nahtz seinen Hof an
den NPD-Landesverband verkauft hatte. Der Zustand des Hofes offenbarte
schon lange die Geldprobleme des Besitzers. Nahtz musste bereits sieben
Hektar Wiese verkaufen, 2014 fing die Scheune Feuer.
## Kritik an Politik und Verwaltung
Die Mitglieder des Netzwerks gegen rechts fragen sich, warum Politik und
Verwaltung den Verkauf nicht verhinderten. „Jetzt haben wir es nicht nur
mit einem irrlichternden Landwirt, sondern mit einer organisierten,
rechtsextremen Parteistruktur in unserer Nachbarschaft zu tun. Das ist eine
neue Qualität“, sagte der pensionierte Pastor Wilfried Manneke.
Bei ihm und seinen Mitstreiter*innen wecken die Arbeiten auf dem Bauernhof
auch Erinnerungen. Knapp 20 Autominuten entfernt von Eschede führte der
verstorbene NPD-Bundesvize und Szeneanwalt Jürgen Rieger das Zentrum
„Hetendorf 13“. Zwanzig Jahre lang, von 1978 bis 1998, fanden dort
Schulungen, Pfingstlager und Wehrsportübungen statt. Erst nach breitem,
jahrelangem Protest aus der Region wurden die Trägervereine verboten.
Ohne zivilgesellschaftlichen Druck dürfte auch der Ausbau in Eschede nicht
gebremst werden. Dabei hat die Verwaltung Möglichkeiten. Bauauflagen haben
in Niedersachsen schon einmal [1][die Entstehung eines Zentrums
verhindert]: auf dem „Heisenhof“ in Dörverden.
10 Apr 2020
## LINKS
[1] /Rechtes-Schulungszentrum-in-Niedersachsen/!5122108
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
NPD
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Rechte Szene
Niedersachsen
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Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
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