# taz.de -- Hilfsaktion für geflüchtete Kinder: Einfach erbärmlich | |
> Erntehelfer werden eingeflogen. Aber bis heute hat Berlin kein einziges | |
> Kind aus griechischen Camps geholt. | |
Bild: Die Bundesregierung belässt es beim Nichtstun, deshalb sitzen die Kinder… | |
Sage niemand, die Bundesregierung sitze die Dinge aus. Sie hilft schnell, | |
unbürokratisch und entschlossen, wenn wahre Not droht. [1][80.000 | |
ausländische Erntehelfer] werden demnächst unter strengsten Auflagen | |
eingeflogen. Sie dürfen nur per Flugzeug einreisen und werden von ihren | |
Betrieben an von der Bundespolizei festgelegten Flughäfen abgeholt. Die | |
Spargelkrise ist abgewendet, gerade noch. | |
An anderer Stelle belässt es die Regierung leider beim Nichtstun, nämlich | |
da, wo es wirklich um Menschenleben geht. Vor einem Monat hat sie | |
versprochen, zusammen mit anderen EU-Staaten [2][1.500 Kinder aus den | |
Flüchtlingscamps] auf den griechischen Inseln zu retten. „Retten“ ist das | |
richtige Wort, denn die Zustände dort sind menschenunwürdig. Apathische und | |
traumatisierte Kinder sitzen frierend im Schlamm, sie schlafen in | |
unbeheizten Zelten, die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. | |
Eigentlich ist es Wahnsinn, dass die EU die überfüllten Flüchtlingscamps | |
angesichts der Corona-Epidemie nicht sofort evakuiert. 1.500 Kindern zu | |
helfen, das wäre eine kleine, ungenügende Geste, nicht mehr. Und selbst an | |
dieser Geste scheitert die Bundesregierung bisher. Das Innenministerium | |
räumt ein, dass [3][innerhalb von viereinhalb Wochen kein einziges Kind] | |
nach Deutschland geholt wurde. Für dieses Versagen gibt es keine | |
Entschuldigung, auch wenn das Innenministerium auf die EU-Kommission | |
verweist, die das Ganze koordiniert. Die Regierung muss auf eigene Faust | |
handeln, sonst macht sie sich schuldig. | |
In Krisen zeigt sich, wer man ist, nicht, wer man sein will. Einerseits | |
werden in einem unbürokratischen Kraftakt Tausende Erntehelfer eingeflogen, | |
damit die BundesbürgerInnen ihr heißgeliebtes Gemüse wie gewohnt im Edeka | |
um die Ecke erwerben können, mit dem gebotenen Sicherheitsabstand | |
natürlich. Aber gleichzeitig schafft es Deutschland nicht, kranken Kindern | |
aus existenzieller Not zu helfen? Das kann man wirklich nur noch erbärmlich | |
nennen. | |
6 Apr 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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