Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- VfB Oldenburg schließt Online-Forum: Unbequeme Fans
> Dem Fußball-Regionalligisten VfB Oldenburg sind seine Fans offenbar zu
> politisch. Nun soll das Online-Forum des Vereins geschlossen werden.
Bild: Viel Show, ganz klein unten rechts aber auch gegen Faschismus: Fans des V…
Hamburg taz | Sie ist kritisch, unbequem und extrem engagiert: Die Fanszene
des Fußball-Regionalligisten VfB Oldenburg ist bundesweit für ihr
Engagement gegen rechts bekannt. Doch das geht dem Verein offenbar zu weit.
Der Konflikt zwischen dem VfB und der eigenen Fanszene spitzt sich immer
weiter zu. Ende Januar trat der Fanbeauftragte entnervt zurück, nun hat der
Verein angekündigt, das intensiv genutzte Online-Fanforum abzuschalten.
„Die Entwicklung der letzten Jahre ist sehr bedenklich“, sagt Raimund
Kropp. Er war mehr als sieben Jahre ehrenamtlicher Fanbeauftragter beim
Fußball-Regionalligisten. Zuletzt sei der Verein an seiner Arbeit nicht
mehr interessiert gewesen. „Seit dem Herbst 2018 war ich im Verein aus
sämtlichen Vorgängen ausgenommen“, sagt Kropp. Dabei sei es gerade der
Fanbeauftragte, der den Dialog zwischen Verein und Fans herzustellen habe.
„Ich musste aber wiederholt erfahren, dass die Bereitschaft zu
Gesprächsrunden mehr von den Fans ausging und auf der anderen Seite die
Beteiligung nachließ“, sagt Kropp. Dies habe auch dazu geführt, dass vor
allem langjährig engagierte Fans und Mitglieder aus dem Verein ausgetreten
seien.
Vor wenigen Tagen wurde dann bekannt, dass der Klub das Online-Fanforum
schließen wolle. 2.600 Mitglieder hatte das Forum zuletzt, mehr als 600.000
Beitrage wurden in den vergangenen zwanzig Jahren im Forum veröffentlicht.
Es ist, wie jemand vor Kurzem dort schrieb, sowohl ein digitales
Vereinsarchiv als auch ein virtuelles Vereinsheim – auch deshalb, weil der
VfB kein echtes Vereinsheim hat. „Hier wird natürlich auch Kritik geäußert
und man ‚kotzt‘ sich auch mal aus“, sagt Kropp.
Zudem: Für viele ist das Forum auch die zentrale Informationsquelle für
Belange, die außerhalb des Sportlichen stattfinden. Und da gibt es in der
Oldenburgs Fanszene eine Menge: Der Verein „VfB für alle“, in dem sich die
aktive Fanszene Oldenburgs zusammengeschlossen hat, erhielt 2015 sogar den
Julius-Hirsch-Preis. Dieser vom Deutschen Fußball Bund gestiftete Preis
zeichnet Personen und Gruppen im Fußball aus, die sich für Toleranz,
Freiheit und Menschlichkeit einsetzen. Eine Vielzahl von Publikationen,
Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert der Verein jedes Jahr.
Dass es technische Gründe seien, die den Verein zur Abschaltung des Forums
veranlassen – was im Forum als Ursache diskutiert wurde –, überzeugt viele
Fans nicht. Auf Nachfrage der taz wollte sich der VfB zunächst nicht äußern
und verwies dann auf eine anstehende Vorstandssitzung, bei der die
Abschaltung des Forums noch einmal diskutiert werde. Allerdings soll, so
ist aus dem Vereinsumfeld zu hören, demnächst das Gespräch mit der
Fanszene gesucht werden.
Eine der Hauptursachen für den offen ausgetragenen Streit zwischen Verein
und Fans waren einige Banner, die im Oktober 2018 im Marschweg-Stadion
gehisst wurden. Damals stand der Landesparteitag der AfD in Oldenburg an –
Fans protestierten auch im Stadion dagegen.
Der Verein jedoch beschloss, dass die Banner abzuhängen seien. Der
Sicherheitsdienst des Klubs versuchte, sie abzunehmen. Die Begründung des
Vereins lautete, dass der VfB konfessionell und politisch neutral sei.
Demnach widersprächen Proteste gegen einzelne Parteien der Satzung.
Jonas Gabler, Politikwissenschaftler und Fan-Experte bei der
„Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit“, hat für das
Verhalten des Vereins dafür wenig Verständnis. „Andere Vereine stehen
extrem in der Kritik, weil ihre Fanszenen offen für rechtsextreme
Positionen sind.“ Der VfB solle froh über eine engagierte antirassistische
Fanszene sein. Darüber hinaus: „Es ging ja damals nicht um Banner, die der
Verein präsentierte, sondern um Banner von Fans – damit kann man
diskutieren, ob das nicht im Rahmen von Meinungsfreiheit gedeckt ist.“
16 Mar 2020
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Schwerpunkt Demos gegen rechts
Oldenburg
Fußball
Regionalliga
AfD Niedersachsen
Fußball und Politik
Stadionneubau
Oldenburg
Kolumne Press-Schlag
Amateurfußball
VfL Osnabrück
Rechtsextremismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Profifußball in der Provinz: Ein Stadion als Abstiegsgeschenk
Oldenburg will dem Fußball-Drittligisten VfB ein neues Stadion bauen. Dabei
steckt der Verein längst wieder im Abstiegskampf.
Stadionkritiker über Neubau in Oldenburg: „Keine Vorteile für den Fußball�…
Weil der VfB Oldenburg in die 3. Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist, soll
ein neues Stadion her. Die Bürgerinitiative Stadionbau hält das für falsch.
VfB OIdenburg nach Aufstieg: Kein Stadion für die Dritte Liga
Nach 24 Jahren Abstinenz vom Profifußball ist der VfB Oldenburg in die
Dritte Liga aufgestiegen. Doch das Stadion ist für den Betrieb nicht
geeignet.
Neue Dialogform beim 1. FSV Mainz 05: Fans sollen wieder motzen dürfen
In Mainz diskutieren Fußballanhänger mit dem Trainer. Vorbildlich! Die
Coronakrise eröffnet Chancen für eine neue Kommunikation.
Streit über Stadion-Umbau: Bangen um die heiligen Tannen
Der geplante Umbau des Traditionsstadions „Sander Tannen“ in
Hamburg-Bergedorf verärgert den Verein und linke Fans.
Osnabrücker Fans positionieren sich: „Nazis verpisst euch!“
Die Ultras des VfL Osnabrück wehren sich gegen Propaganda der Identitären
Bewegung und ein einflussreiches VfL-Mitglied mit rechter Vergangenheit.
Fans dürfen nicht gegen AfD protestieren: Politik hat Stadionverbot
Nachdem sie im Stadion gegen die AfD protestierten, hat der VfB Oldenburg
seinen Fans verboten, politische Banner zu zeigen. Das wirft Fragen auf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.