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# taz.de -- Corona-Strategien der EU: Wo bleiben die Coronatests?
> Die WHO empfiehlt, flächendeckend zu testen und Infizierte zu isolieren.
> Die EU-Länder halten sich nicht daran, sondern verhängen Kontaktsperren.
Bild: Abstrich für das Testverfahren
Brüssel taz | Nach Deutschland hat nun auch Großbritannien ein weitgehendes
Ausgangsverbot eingeführt. In besonders betroffenen Ländern wie Italien,
Spanien oder Frankreich gelten sogar noch [1][schärfere Maßnahmen]. Doch
das reicht immer noch nicht aus, um die Krise einzudämmen, warnt die
Weltgesundheitsorganisation WHO: Die Länder müssten noch viel mehr Tests
durchführen und die Kranken isolieren.
WHO-Experte [2][Mike Ryan warnt in der BBC]: „Die Gefahr bei den
Ausgangsbeschränkungen ist: Wenn wir keine scharfen Gesundheitsmaßnahmen
beschließen, droht sich das Virus wieder zu verbreiten, wenn die
Bewegungseinschränkungen wieder aufgehoben werden.“ Worauf man sich
wirklich konzentrieren müsse: „die Kranken mit Infektionen zu finden und
sie zu isolieren“, sagt er.
Doch daran hält sich bisher kaum ein EU-Land. An einigen Grenzen und in
„Drive-through“-Stationen für Autofahrer wird zwar getestet. Doch von einer
aktiven Suche nach Kranken kann keine Rede sein – im Gegenteil: In den
meisten Ländern wird den Infizierten empfohlen, zu Hause zu bleiben und
keinen Test durchzuführen.
So will es auch die EU-Kommission in Brüssel. Mitte März hat sie eine
Strategie vorgelegt, an die sich die 27 EU-Staaten beim Testen halten
sollen. Demnach soll vor allem in Krankenhäusern getestet werden – und auch
dort vor allem Patienten mit ernsten Atemwegsbeschwerden, andere nicht.
## Die EU folgt ihrer eigenen Behörde mehr als der WHO
Wie ist dieser Widerspruch zu den WHO-Empfehlungen zu erklären? Die taz hat
bei der EU-Kommission nachgefragt. Man folge immer den Empfehlungen der WHO
und des europäischen Präventionszentrums ECDC, teilte ein Sprecher der
Behörde mit. Allerdings verfolge nicht jedes Land dieselbe Strategie, was
mit der Zahl der Coronafälle und der unterschiedlichen Ausgangslage
zusammenhänge.
„Deshalb hat die Kommission die Empfehlungen für Teststrategien
veröffentlicht – um den Mitgliedstaaten zu helfen, Prioritäten beim Testen
zu setzen, die auf der wissenschaftlichen Expertise des ECDC beruhen“,
betont der EU-Sprecher.
In der Praxis scheint sich die Kommission also mehr an der EU-Behörde ECDC
auszurichten als an der WHO. Und die ECDC spricht keine Empfehlung für
flächendeckende Coronatests und die systematische Isolierung von Erkrankten
aus. Der letzte Bericht der EU-Experten befasst sich vielmehr mit
„[3][social distancing]“ – also den Kontakt- und Ausgangssperren.
Diese sollten mit einem „Enddatum“ versehen werden, um die Akzeptanz in der
Bevölkerung nicht zu gefährden, fordert die ECDC. Doch auch an diese
Empfehlung hält sich bisher noch kein EU-Land – im Gegenteil: Italien,
Frankreich und Belgien haben bereits eine unbefristete Verlängerung der
Ausgangssperren angekündigt. Die Hoffnung, dass Ostern endlich Schluss ist,
verfliegt.
Dies hängt auch mit den fehlenden Testprogrammen zusammen. Denn bisher
verfügen die meisten EU-Staaten nicht einmal über genug Tests, um alle
Ärzte und Krankenschwestern regelmäßig durchzuchecken. Auf die naheliegende
Idee, die Verbreitung der offenbar knappen Coronatests gezielt zu fördern,
ist man in Brüssel noch nicht gekommen.
25 Mar 2020
## LINKS
[1] /Ueberblick-zur-Coronavirus-Krise/!5673824
[2] https://www.news18.com/news/world/lockdowns-not-enough-to-defeat-coronaviru…
[3] /Massnahmen-gegen-die-Corona-Ausbreitung/!567316
## AUTOREN
Eric Bonse
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