# taz.de -- Aussetzung des EU-Stabilitätspakts: Ende der deutschen Regeln | |
> Die EU hat den Stabilitätspakt ausgesetzt – bis das Virus besiegt ist. | |
> Eine gute Gelegenheit, das wirkungslose Instrument ganz abzuschaffen. | |
Bild: Anstoss freigegeben | |
Endlich mal eine gute Nachricht: Die Europäische Union hat den | |
[1][Stabilitätspakt] für den Euro ausgesetzt. Damit fallen die strikten | |
Budgetregeln, die Italien, Spanien und andere Krisenländer am Geldausgeben | |
gehindert haben. Ab jetzt können sich die Eurostaaten unbegrenzt | |
verschulden, bis das Virus besiegt ist. | |
Doch Freude will über diese Entscheidung nicht aufkommen. Schließlich kommt | |
diese reichlich spät. Der „dumme deutsche Pakt“, wie ihn der frühere | |
Kommissionspräsident Romano Prodi einmal nannte, hätte schon [2][zu Beginn | |
der Coronakrise] ausgesetzt werden müssen. Am besten sollte man ihn nun | |
gleich ganz abschaffen. | |
Denn für Stabilität haben die Regeln ohnehin nie gesorgt. Griechenland kam | |
in den Euro, obwohl es die Vorgaben von Anfang an nicht erfüllte. Spanien | |
schlitterte in die Krise, obwohl es die Regeln befolgte. Das Problem war | |
dabei nicht die öffentliche Verschuldung, die die EU begrenzt, sondern die | |
private Überschuldung – bei den Banken. | |
Trotz aller offensichtlichen Unzulänglichkeiten haben die EU-PolitikerInnen | |
den Pakt in der Eurokrise immer weiter ausgebaut. Er wurde im Lauf der | |
Jahre zu einem bürokratischen Monstrum, das niemand mehr versteht – nicht | |
einmal die ÖkonomInnen. Diese haben von Anfang an am Sinn der | |
Drei-Prozent-Grenze für das Budgetdefizit gezweifelt und immer wieder | |
Reformen gefordert. | |
## Deutschland hält eisern an den Regeln fest | |
Doch Deutschland, zugleich politischer Motor und ökonomischer | |
Hauptprofiteur, hielt eisern an „seinen“ Regeln fest. Das führte zu | |
massiven wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen, vor allem in | |
Griechenland und Italien. Aber auch andere Länder blieben nicht verschont, | |
wenn die EU-Kommission im Namen des Stabilitätspakts Kürzungen im | |
Gesundheitssektor und die Privatisierung von Krankenhäusern forderte. | |
Nicht weniger als 63 Mal hat Brüssel solche Empfehlungen in den letzten | |
Jahren ausgesprochen – immer im Namen des Stabilitätspakts und der | |
neoliberalen Ideologie, die auch im Dogma der „Wettbewerbsfähigkeit“ | |
verankert ist. Selbst jetzt noch verspricht die EU, den Stabilitätspakt | |
hochzuhalten – für die Zeit nach der Krise. | |
Dabei werden [3][die deutschen Regeln] danach noch absurder wirken. Denn | |
die Verschuldung wird überall weit über den EU-Grenzen liegen, auch in | |
Deutschland, das gerade Staatsschulden in Höhe von gut 156 Milliarden Euro | |
aufgenommen hat. | |
Der Stabilitätspakt ist tot – man darf es nur noch nicht laut sagen. | |
25 Mar 2020 | |
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[1] /EU-erwaegt-hoehere-Neuverschuldung/!5673091 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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