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# taz.de -- Rassismus in Zeiten von Corona: Von allen Seiten
> Menschen mit asiatischem Aussehen werden in diesen Tagen in einem
> heftigen Ausmaß Opfer von rassistischer Aggression und Hetze.
Bild: Erleben viel Rassismus: asiatisch aussehende Menschen wie Ex-Wirtschaftsm…
Hamburg taz | Am Hamburger Hauptbahnhof schreit eine ältere Frau an der
Kasse eines Drogeriemarktes eine jüngere Frau an: „Fassen Sie meine Sachen
nicht an. Lassen Sie das.“ Die Jüngere hatte die Waren, die die Ältere
kaufen wollte, auf dem Warenband etwas beiseite geschoben, um selbst etwas
darauf zu legen, erzählt die Betroffene der taz. Solche Aggressionen im
Alltag erlebe sie häufiger, seitdem das Corona-Virus ausgebrochen sei. Denn
die Frau ist in Shanghai geboren, und man sieht ihr das an.
[1][Sie ist mit diesen negativen Erfahrungen nicht allein.] Viele Menschen
mit vermeintlich asiatischem Aussehen werden vollkommen unabhängig davon,
ob sie in letzter Zeit in China waren, derzeit ausgegrenzt und angefeindet.
Sie werden in der U-Bahn angestarrt und Menschen machen einen Bogen um sie.
Eine Frau erzählte der taz davon, dass sie in einem Hamburger Restaurant
beobachtet habe, dass andere Gäste lautstark protestierten, als eine
asiatische Reisegruppe einen Tisch suchte. Nicht so nah bei uns, sei der
Tenor gewesen. Ein Hamburger mit chinesischem Migrationshintergrund
berichtet davon, dass seine Tochter von der Kita nach Hause kam und sagte,
dass ein Junge sie angeschrien habe, sie sei „ein Virus“ und sie solle
weggehen.
Im Internet machen Betroffene solche Erfahrungen unter dem Hashtag
„[2][#JeNeSuisPasUnVirus]“ – „Ich bin kein Virus“ – sichtbar. Eine …
Französin mit asiatischem Aussehen hat die Aktion gestartet. Zuvor hatte in
Nordfrankreich die Zeitung Courrier Picard auf der Titelseite ein Foto
einer Chinesin mit Maske und der Schlagzeile „Alerte jaune“, also „gelber
Alarm“, gebracht.
Die Verbindung von rassistischer Hetze und der Angst vor Seuchen hat eine
lange Tradition. Den Hashtag aus Frankreich hat Manuel Ochsenreiter
aufgegriffen, um im rechtsextremen Magazin „Zuerst!“ gegen in Deutschland
lebende Chinesen zu hetzen.
In der aktuellen Ausgabe sieht der Chefredakteur in der Kritik an den
Anfeindungen, alleine die „Gutmenschen“, die „überall ‚Rassismus‘“
witterten. Er nimmt auch Bezug auf ein vermeintlich satirisches Lied eines
Radiosenders mit dem Titel: „Vorbeugen ist besser als Chinesen“, gegen das
sich von Diskriminierung betroffene Menschen in den Niederlanden wehren.
Dieses Lied treffe „des Pudels Kern doch genau“, schreibt Ochsenreiter.
Denn bei den „über 210.000 in Deutschland lebenden Chinesen und
schätzungsweise 40.000 chinesischen Studenten ist bekannterweise die
Reisefreudigkeit“ groß. Die „tausenden China-Restaurants“ wären zudem e…
„riesiges Einfallstor“ für das Virus.
Auch die „Identitäre Bewegung“ und die AfD versuchen die Pandemie politisch
für sich zu nutzen. So beklagt der schleswig-holsteinische
AfD-Fraktionsvorsitzende Jörg Nobis, dass Deutschland nicht längst ein
„temporäres Reiseverbot für chinesische Staatsbürger“ verhängt habe.
An den Betroffenen geht es nicht einfach vorbei, wenn solche Ressentiments
in der Gesellschaft aufleben. In Hamburg, wo durch den Hafen eine lange
wirtschaftshistorische Verbindung nach China besteht, gibt es bisher
nicht so einen lautstarken Protest wie in Frankreich oder den
Niederlanden. Die hier ansässigen chinesischen Vereine,
Freundschaftsgesellschaften und Handelsgemeinschaften sind eher
zurückhaltend. Ein Interview über Diskriminierung wollten sie der taz nicht
geben. Stattdessen lautete bei einem Verein vorsorglich der erste Satz:
„Wir haben keine Infizierten.“
19 Mar 2020
## LINKS
[1] /Coronavirus-und-Rassismus/!5662444
[2] https://twitter.com/search?q=%23JeNeSuisPasUnVirus&src=hashtag_click&am…
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
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