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# taz.de -- Unesco-Weltkulturerbe Museumsinsel: Mitten durchs Kulturerbe
> Jubiläum: Die Museumsinsel ist seit 20 Jahren Weltkulturerbe. Ein
> Spaziergang durch das Gestern und Heute – und eigentlich auch durch die
> Zukunft.
Bild: Museumsinsel Berlin: die neue James-Simon-Galerie und das Pergamonmuseum …
Berlin taz | Die Berliner Museumsinsel feiert 20-jähriges Jubiläum als
Unesco-Weltkulturerbe. 1999, dem Jahr meiner Geburt, in die
Weltkulturerbeliste aufgenommen, wird der Museumsinsel am 10. März 2000 das
Welterbe-Prädikat verliehen. Seit 21 Jahren komme ich regelmäßig an dem
historischen Ensemble von Museen auf der Spreeinsel vorbei, richtig
eingetaucht bin ich bisher aber nicht. Besucht habe ich einzelne Museen,
insbesondere dann, wenn Verwandtenbesuch die Nofretete sehen wollte.
Allerhöchste Zeit also, anlässlich des Jubiläums über die Museumsinsel zu
flanieren.
Es ist ein regnerischer Tag; vom Kupfergraben aus fällt der Blick auf das
jüngste Gebäude, [1][die 2019 eröffnete James-Simon-Galerie.] Raffiniert
schließt sie an das gewaltige, aber mit Baugerüst ummantelte, grau-schwarze
Pergamonmuseum an. Die vielen schmalen Säulen der Galerie lassen sofort an
eine architektonisch-zeitgenössische Übertragung griechischer Vorbilder
denken. Die James-Simon-Galerie dient als zentrales Eingangsgebäude; von
ihr aus kann man in das Neue Museum und in das Pergamonmuseum gelangen. In
Zukunft wird es unterirdisch eine „archäologische Promenade“ geben, die
alle fünf Museen miteinander verbindet.
## Das Alte Museum war zuerst da
Kurzer Sprung in die Entstehungsgeschichte: Das erste Haus auf der
Museumsinsel – das Alte Museum – wird 1830 eröffnet und ist so das erste
dem Bürgertum öffentlich zugängliche Museum Berlins. Karl Friedrich
Schinkel und die anderen Architekten haben sich an griechischen und
römischen Vorbildern orientiert.
Bis 1855 wird das Neue Museum errichtet, 1876 die Neue Nationalgalerie als
erstes deutsches Museum für zeitgenössische Kunst, die heute als Alte
Nationalgalerie bezeichnet wird. 1904 kommt das [2][Bode-Museum] an der
Inselspitze hinzu. Das [3][Pergamonmuseum] eröffnet dagegen erst im Jahr
1930. Aufgrund dieser unterschiedlichen Entstehungszeiten blickt man heute
auf ein außergewöhnliches Zusammenspiel von sechs Museumsgebäuden. Obwohl
durch den Zweiten Weltkrieg extreme Schäden an der Museumsinsel verursacht
wurden, ist davon heute wegen aufwändiger und andauernder Sanierungen nicht
mehr viel zu sehen.
Zurück im 21. Jahrhundert, gehe ich an umgefallenen E-Rollern in der
Bodestraße vorbei und blicke durch von der Zeit gezeichnete Säulen des
Neuen Museums auf die Rückwand des Alten Museums. Das Alte Museum ist zum
Stadtschloss und Dom ausgerichtet.
## Kunstmuseum als demokratische Institution
Der Grundsatz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. war es,
Politik, Militär und Kunst architektonisch zu verbinden. Das lässt sich bis
heute auf der Museumsinsel wiedererkennen. Doch heute wirkt das Ensemble
wie ein demokratisches Gefüge, in dem jedes Gebäude eine ganz eigene Stimme
hat und in ein paar Jahren durch die „archäologische Promenade“ wirklicher
Teil des Ganzen wird.
Nun kommen links der Eingang des Neuen Museums und der pompöse Eingang der
Alten Nationalgalerie. Aushängeschild des Neuen Museums: die Nofretete.
Zwischen den beiden Museen blickt eine Seitenfront des Pergamonmuseums
empor, dazwischen finden sich grüne Freiflächen mit Statuen. Über die
Friedrichsbrücke gelangt man dann an das andere Ufer.
Vom James-Simon-Park aus fällt der Blick auf die Seitenfront der Alten
Nationalgalerie. Wie oft habe ich dort gesessen und ganz vergessen, dass
ich auf ein cultural heritage blicke. Direkt nebenan aber laute
Baustellengeräusche; an der Rückwand des Pergamonmuseums fährt ein
Bauarbeiter Stück für Stück mit einem Baustellenlift empor und hält auf der
13. Stufe. Das wird er noch bis 2023 so machen müssen – denn dann soll das
Pergamonmuseum wiedereröffnet werden.
Richtung Monbijoupark folgt das prächtige Bode-Museum mit seinen Kuppeln an
der Spitze der Insel. Über die nördliche Monbijoubrücke gelange ich zum
Bode-Bau. Trotz Sanierungen sind aber noch kleine Kriegsbeschädigungen zu
sehen. Das ist der Inbegriff des Erbes, denke ich, die fünf Museen spiegeln
kulturelle, architektonische und historische Vorgänge der Zeit wider.
Über die südliche Monbijoubrücke gehe ich zurück zum Kupfergraben. Die
S-Bahn fährt auf einer Brücke zwischen Bode- und Pergamonmuseum: Es ist
ganz selbstverständlich geworden, inmitten von Berlin ein Weltkulturerbe
mit der S-Bahn zu durchqueren. Und dann kommt die Vorderansicht auf die
gewaltige Pergamonmuseum-Baustelle in Sicht. Seit etlichen Jahren ist nur
ein Teil des Museums offen; trotzdem scheint der Weltkulturerbestatus zu
ziehen: 2019 waren es rund 804.000 Menschen, die das Pergamonmuseum
besuchten.
10 Mar 2020
## LINKS
[1] /James-Simon-Galerie-eroeffnet/!5606591/
[2] /Prozess-um-Diebstahl-im-Bode-Museum/!5661459&s=Bode+Museum/
[3] /Lange-Schlangen-auf-der-Museumsinsel/!5648966&s=pergamonmuseum/
## AUTOREN
Alissa Geffert
## TAGS
Museumsinsel
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