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# taz.de -- Frauenkampftag in Berlin: Demo für alle Flint*
> Tausende demonstrierten auf der Großdemo zum Frauentag gegen
> Ungleichheit. Ein Fokus lag dabei nach Hanau auf Anti-Rassismus.
Bild: Mit Pyro für die Abtreibung des Patriarchats: Jugendantifa Kreuzberg
Berlin taz | Vor Demobeginn rollen mehrere Leute einen großen roten Teppich
auf der gesperrten Müllerstraße in Wedding aus. Eine Frau am Mikro erklärt,
dass sie den Teppich für Flint* ausrollten und für gleiches Recht für alle:
„Wir sind Flint*. Wir haben die Schnauze voll. Es ist 2020, verdammt noch
mal!“, schreit sie und erklärt, was Flint* bedeutet: Der Begriff schließe
alle Personen ein, die im Patriarchat diskriminiert werden: Frauen, Lesben,
Intersexuelle, Nichtbinäre, Trans-Personen. Und für alle nicht explizit
erwähnten, aber mit gemeinten Personen steht das Sternchen.
Auf der Demo vertretene „alliierte Cis-Männer“ begrüßt sie mit einem
Ratschlag: „Nutzt den Tag für Bescheidenheit. Lasst die Schnittblumen zu
Hause, bringt uns stattdessen euer Lieblingsprivileg mit und teilt es
endlich mit uns!“ Applaus und Jubel.
Tausende Menschen haben am [1][Internationalen Frauenkampftag] friedlich,
bunt und laut gegen Ungleichheit und Rassismus demonstriert. Der Demozug in
Berlin war mit 20.000 Personen angemeldet und startete am frühen Nachmittag
bei Sonnenschein in Richtung Alexanderplatz.
Zahlreiche Bündnisse und Organisationen hatten zum Protest aufgerufen: An
der Spitze liefen in diesem Jahr [2][Migrantinnen*-Organisationen wie
DaMigra], gefolgt unter anderem von Pro-Choice-Bündnissen, dem Bündnis
gegen Rassismus, Fridays for Future, der Freien ArbeiterInnen Union, Verdi,
SPD, Grünen und Linken. Viele Rednerinnen* legten angesichts des
Rechtsrucks und grassierender rechter Gewalt einen Schwerpunkt auf
Antirassismus.
Ähnlich war es dann auch vom ersten der über zehn Lautsprecherwagen zu
hören, wo eine Frau* über Mehrfachdiskriminierungen von Menschen mit
Migrationsgeschichte sprach: „Wir wollen nicht länger in Schubladen
gesteckt werden“, sagte sie. Die AfD hetze mit vermeintlich importierter
Männergewalt. „Gewalt gegen Frauen ist aber kein importiertes Phänomen,
sondern ein globales Problem.“
Zudem dürften rassistischer Terror und rechte Gewalt nicht als Einzeltaten
verharmlost werden. „Hanau hat wieder einmal gezeigt, dass Rassismus in
Deutschland eine reale Gefahr ist.“ Demokrat:innen müssten sich
entschlossen dagegenstellen: „Wir sind wütend verdammt noch mal! Wir wollen
mitbestimmen und wehren uns.“ In Richtung bestimmter deutscher
Feminist:innen erging noch der Hinweis: „Alle hier lebenden Frauen sind
Teil der Gesellschaft. Hinterfragt eure Privilegien!“ Man könne nur
gemeinsam gegen das Patriarchat antreten.
Immer wieder kamen Redner:innen auch auf die Eskalation in Griechenland
und an der EU-Außengrenze zu sprechen. „Wir wollen eine
geschlechtergerechte Gesellschaft, die nicht an den Grenzen von Europa
enden darf“, sagte auch die Rednerin vom roten Teppich auf der
Müllerstraße. Als Nächstes zitierte sie dann [3][das Gedicht „Nach Mainz�…
von Ursula Krechel.
Zwei ältere Feminist:innen freuen sich: „Krechel, das ist ja eher
unsere Generation“, sagt eine und hört gespannt zu. Dann beginnt das
Gedicht mit dem Wort „Umsturz – Von heut an stell ich meine alten Schuhe
nicht mehr ordentlich neben die Fußnoten, häng den Kopf beim Denken nicht
mehr an den Haken.“ Das Gedicht endet mit den Zeilen „Den leeren Käfig
stellt mal ins historische Museum. Abteilung Mensch weiblich.“ Die Rednerin
ergänzt: „Ich korrigiere: Abteilung Mensch, Flint*“
8 Mar 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Feministischer-Kampftag/!t5017565
[2] /DaMigra-ueber-die-Demo-am-Frauentag/!5665886
[3] http://www.planetlyrik.de/ursula-krechel-nach-mainz/2014/10/
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
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