# taz.de -- Bürgerschaftswahl in Hamburg: Viel Jubel, mehr Macht | |
> Weiblich, jung, aktiv gegen den Klimawandel: So sieht die typische | |
> Hamburger Wählerin der Grünen aus. Die wollen nun mehr Macht und Posten. | |
Bild: Partystimmung und Zuversicht: Die Grünen feiern ihr Wahlergebnis in Hamb… | |
taz | HAMBURG Der Jubel kannte keine Grenzen. Spitzenkandidatin Katharina | |
Fegebank, ganz in Grün gekleidet, wagte nach Bekanntwerden der ersten | |
Wahlprognose bei der Grünen-Wahlparty im Hamburger Knust ein Tänzchen, | |
Fraktionschef Anjes Tjarks ließ sich später auf Händen tragen. | |
Die Grünen waren fest gewillt, sich ihr bestes Hamburg-Ergebnis mit 24,2 | |
Prozent, das sie weit vor die CDU (11,2 Prozent) brachte, nicht dadurch | |
vermiesen zu lassen, dass es ihr nicht gelungen war, die SPD zu überholen. | |
Im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2015 legten die Grünen nach einer | |
Analyse von infratest dimap um 11,8 Prozentpunkte oder insgesamt 109.000 | |
Stimmen zu – bei deutlich gestiegener Wahlbeteiligung. Dabei gelang es der | |
Partei vor allem, NichtwählerInnen zu mobilisieren – immerhin 28.000 – und | |
in der SPD-AnhängerInnenschaft zu wildern. | |
Geholfen hat den Grünen die politische Konjunktur der miteinander | |
verbundenen Themen Klimaschutz und Mobilität. Für die HamburgerInnen waren | |
das laut infratest dimap die beiden wichtigsten Themen und die Bereiche, | |
bei denen den Grünen im Vergleich zur SPD eine höhere (Klima) oder gleich | |
hohe Kompetenz zugeschrieben wird. | |
„Grüne können das“ | |
In allen anderen Politikbereichen und auch beim Spitzenkandidaten lagen die | |
Sozialdemokraten vorne. 53 Prozent der WählerInnen wollten ihn als | |
Bürgermeister sehen, „nur“ 30 Prozent die Grüne Katharina Fegebank. | |
Dennoch sei es eine richtige Entscheidung gewesen, mit einer Kandidatin für | |
das Bürgermeisteramt anzutreten, sagte Fegebank am Tag nach der Wahl in der | |
Berliner Bundespressekonferenz. „Die Duellsituation hat sich voll | |
ausgezahlt.“ Man habe mit der Kandidatur zeigen wollen, „Grüne können das… | |
erklärte die Spitzenkandidatin. | |
Wichtiger [1][Verbündeter der Grünen bei der Bürgerschaftswahl ist die | |
Demografie]. 35 Prozent der ErstwählerInnen, denen der Kampf gegen den | |
Klimawandel besonders wichtig ist, wählten die Grünen. Mit weitem Abstand | |
folgen SPD (24 Prozent) und Linke (12 Prozent), während die CDU (6 Prozent) | |
und die AFD (3 Prozent) nur für die Minderheit der ErstwählerInnen eine | |
Option waren. | |
Grünen-WählerInnen sind aber nicht nur besonders jung, sondern mehrheitlich | |
auch weiblich: 28 Prozent der Wählerinnen, aber nur 24 Prozent der | |
männlichen Wähler machten ihr Kreuz bei der Öko-Partei. | |
Kein Signal für den Bund | |
Die Grünen werden – [2][mit diesem Wahlergebnis im Rücken] – versuchen, | |
mehr Inhalte und mehr grünes Personal in der Neuauflage der rot-grünen | |
Koalition zu etablieren. Beim Thema Klimaplan und dem Umbau der Hamburger | |
City zu einer autoarmen Zone gibt es ohnehin inzwischen konkrete | |
Vereinbarungen oder sehr ähnliche Vorstellungen bei beiden Partnern. | |
Die Zahl der Fachbehörden, an deren Spitze Grüne stehen, wird sich | |
vermutlich von derzeit drei auf vier oder fünf erhöhen. Neben den | |
bisherigen grünen SenatorInnen Katharina Fegebank (Wissenschaft) und Jens | |
Kerstan (Umwelt) scharren bereits der smarte Fraktionschef Anjes Tjarks, | |
der gerne Wirtschafts- und Verkehrssenator werden würde, und die Hamburger | |
Parteichefin Anna Gallina mit den Hufen. | |
Grünen-Bundeschefin Annalena Baerbock sieht in der zu erwartenden | |
Fortführung der rot-grünen Koalition in Hamburg kein Signal für ein solches | |
Bündnis im Bund. Die Frage, ob die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl | |
ebenfalls mit eineR SpitzenkandidatIn antreten werden, wollte die | |
Parteivorsitzende am Montag nicht beantworten. | |
Man werde zu gegebener Zeit schauen müssen, „wo wir dann stehen“, erklärte | |
Baerbock. Laut Fegebank habe die Hamburg-Wahl den Grünen gezeigt, „dass | |
sich Mut lohnt“. | |
25 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Marco Carini | |
Georg Sturm | |
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