# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Togo: Mann der wenigen Worte | |
> Mit dem Wahlsieg von Präsident Gnassingbé bleibt Togo in Familienhand. | |
> Seit seinem Amtsantritt 2005 hat er nicht mit togolesischen Medien | |
> gesprochen. | |
Bild: Togos alter neuer Präsident Faure Gnassingbe führt das westafrikanische… | |
LOMÉ taz | Viele Worte macht Faure Gnassingbé selten. In all seinen Jahren | |
an der Macht hat Togos Präsident Journalist*innen seines Landes kein | |
einziges Interview gegeben. Auch nachdem am Montag seine [1][Wiederwahl bei | |
der Präsidentschaftswahl] vom Samstag verkündet wurde, bedankte sich der | |
53-Jährige bloß über Twitter für das „erneute Vertrauen“ und auch dafü… | |
dass die Jugend spontan eine Feier für ihn organisiert habe. | |
Hunderte Anhänger*innen jubelten ihm in der kleinen Zeltstadt auf der | |
gegenüberliegenden Straßenseite seines Wahlkampfbüros zu. In einem Video | |
sieht man dort seinen kurzen Auftritt. Sein Sieg mit offiziell 72,36 | |
Prozent der Stimmen sei ein Sieg im Namen der Demokratie, sagt er da. | |
Demokratie ist für viele Menschen in Togo, was sie am wenigsten mit diesem | |
Präsidenten verbinden. Gnassingbé übernahm das Amt des Staatschefs 2005 von | |
seinem Vater Gnassingbé Eyadema, dem 1967 ein Staatsstreich gelungen war. | |
Der Sohn hatte in Frankreich an der Universität Paris-Dauphine und in den | |
USA an der George-Washington-Universität Finanz- und | |
Wirtschaftswissenschaften studiert und war schon unter seinem Vater | |
Minister gewesen. | |
Die Umstände von Gnassingbés Aufstieg in das höchste Staatsamt sind bis | |
heute strittig. Nach dem Tod des Vaters Eyadéma setzte, so Amnesty | |
International (AI) in einem Bericht, eine Phase der „extremen Gewalt“ ein. | |
Der Sohn musste vorübergehend den Präsidentensessel räumen, während Wahlen | |
organisiert wurden, die Faure Gnassingbé im April offiziell gewann. Nach | |
der Bekanntgabe des Ergebnisses kam es zu einer neuen Welle der Gewalt, bei | |
der mindestens 500 Menschen starben. | |
## Togo ist letzte westafrikanische Diktatur | |
Nach Einschätzung einer togoischen Menschenrechtsorganisation wurden mehr | |
als 4.000 verletzt. Eine Aufarbeitung dieser düsteren Zeit hat es nie | |
gegeben, weshalb sich in Togo die Angst vor Unruhen während Wahlen hält. | |
Auch ist das Misstrauen gegenüber dem Staat und vor allem den | |
Sicherheitskräften groß. Gehalten hat sich in der Zivilgesellschaft | |
allerdings der Ärger darüber, dass sich die internationale Gemeinschaft | |
damals nicht deutlich positionierte und das bis heute nicht tut. | |
So bleibt Togo der letzte westafrikanische [2][Staat mit Familiendiktatur]. | |
Für Professor Roger Folikoue, der an der Universität Lomé politische | |
Philosophie und Rechtsphilosophie lehrt, hat das drei Ursachen: Das Regime | |
habe im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Gewalt eingesetzt, „dadurch sind | |
viele Menschen traumatisiert“. Eine weitere Waffe sei die Armut: „Man lässt | |
die Menschen in Armut leben, damit man sie besser dominieren kann.“ Und | |
auch die ethnische Zugehörigkeit spielt in der Politik und dem Militär eine | |
Rolle als wichtige Säule der Macht. | |
Seine Wählerhochburg haben Gnassingbé und seine Partei Union für die | |
Demokratie (Unir) im Norden, Region der ethnischen Gruppe der Kabiyé, der | |
er selbst angehört. Geheiratet hat Faure Gnassingbé bisher nicht, hat | |
jedoch mehrere Kinder mit verschiedenen Frauen. Es ist also noch unklar, | |
wer ihn einmal beerben soll. | |
25 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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