# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Togo: Kein Machtwechsel in Sicht | |
> Faure Gnassingbé bleibt Präsident. Er kann die Langzeitherrschaft seiner | |
> Familie fortführen. Die Opposition hat Zweifel an den Ergebnissen. | |
Bild: Anhängerin auf einer Wahlveranstaltung von Faure Gnassingbé | |
LOMÉ taz | Zumindest eine Überraschung hat es [1][in Togo bei der | |
Präsidentschaftswahl] am Samstag gegeben. Nach Angaben der unabhängigen | |
Wahlkommission lag die Wahlbeteiligung bei 76,63 Prozent – 15,7 Prozent | |
höher als bei der letzten Wahl vor fünf Jahren. Dabei war die | |
Bürgerrechtsbewegung Togo Debout in der vergangenen Woche noch von rund 35 | |
Prozent ausgegangen. | |
Überraschend ist das Ergebnis selbst indes nicht: Amtsinhaber Faure | |
Gnassingbé, der seit 2005 an der Macht ist, hat die Wahl mit 72,36 Prozent | |
gewonnen und konnte einen Stimmenzuwachs von 14 Prozent verzeichnen. Seine | |
Familie herrscht in Togo schon seit 53 Jahren. Zweiter wurde | |
Oppositionsführer Agbéyomé Kodjo mit 18,37 Prozent. Jean-Pierre Fabre | |
erhielt 4,35 Prozent der Stimmen und ist der große Verlierer – 2015 hatte | |
er noch gut 35 Prozent geholt. | |
Das Ergebnis wurde ungewöhnlich schnell am frühen Montagmorgen bekannt | |
gegeben, obwohl man erst gegen Abend mit Zahlen gerechnet hatte. Allerdings | |
hatte der Präsident der unabhängigen Wahlkommission, Tchambakou Ayassor, | |
bereits am Sonntagnachmittag angekündigt, man wolle sich beeilen: Je länger | |
es dauert, desto größer seien die Spekulationen. | |
Im Vorfeld der Wahl hatten in der Hauptstadt Lomé viele Menschen – | |
angesprochen auf die Wahlen – abgewunken. Das Ergebnis würde doch schon | |
längst feststehen, sagten sie. Allerdings werden Wahlen in der ganzen | |
Region auf dem Land gewonnen, die Beteiligung in den Städten ist ansonsten | |
eher gering. | |
## Kodjo will auch Sieger sein | |
Dort und vor allem im Norden hat Wahlgewinner Faure Gnassingbé seine | |
Anhängerschaft, die den Sieg schon lange vor der nächtlichen | |
Pressekonferenz der Wahlkommission bekanntgegeben hatte. In der Hauptstadt | |
hat auch Mawaba Tagba für ihn gestimmt. „Natürlich gibt es noch | |
Herausforderungen“, sagt er über die Politik von Gnassingbé und dessen | |
Partei für die Republik (UNIR). | |
Im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sei aber schon viel erreicht | |
worden. Der Präsident habe viele Arbeitsplätze geschaffen, die Bedingungen | |
für internationale Organisationen seien gut. Im Land lebt mehr als die | |
Hälfte der 7,9 Millionen Einwohner*innen weiterhin unterhalb der | |
Armutsgrenze und hat weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. | |
Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse [2][blieb es auf den Straßen von Lomé | |
ruhig], nur an einigen Straßenecken war mehr Militär als üblich zu sehen. | |
Oppositionskandidat Kodjo will das nicht hinnehmen. Schon am Sonntagabend | |
präsentierte er sich als der rechtmäßiger Sieger der Präsidentschaftswahl. | |
Die Ergebnisse würden nicht den Willen des Volkes spiegeln. | |
Ob er und seine Anhänger*innen zu Protesten mobilisieren können, ist jedoch | |
unklar. Kodjo, der unter Gnassingbés Vater Eyadéma Gnassingbé von 2000 bis | |
2002 Premierminister war, gilt nicht als jemand, der dem Land einen wahren | |
Machtwechsel bringt und als niemand, der die restliche Opposition und die | |
Zivilgesellschaft hinter sich vereinen kann. | |
24 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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