| # taz.de -- Olmert und Abbas reden über Nahostplan: Eine ungewöhnliche Koalit… | |
| > Israels Ex-Premier Olmert und Palästinenserpräsident Abbas sprechen über | |
| > Trumps Friedensplan. Dabei hat Olmert womöglich eine spezielle Agenda. | |
| Bild: Mahmud Abbas (l.) und Ehud Olmert in New York | |
| Tel Aviv taz | Von überraschender Seite hat der palästinensische Präsident | |
| Mahmud Abbas am Dienstag am Rande der Sitzung des UN-Sicherheitsrat | |
| Rückendeckung erhalten: Ehud Olmert. Olmert war von 2006 bis 2009 | |
| Ministerpräsident Israels und hat in dieser Zeit Friedensverhandlungen mit | |
| den Palästinenser*innen geführt. Nun traf er in New York seinen damaligen | |
| Verhandlungspartner, den Palästinenserführer Mahmud Abbas, wieder und trat | |
| mit ihm gemeinsam vor die Kameras. Auf die Frage nach dem Grund des | |
| Treffens antwortete Olmert: „[1][Präsident Trumps Plan] ist darauf | |
| ausgelegt, Frieden zwischen Israel und den Palästinensern zu schließen, | |
| also müssen wir mit ihnen verhandeln. Der einzige Partner, der das | |
| palästinensische Volk vertritt und der zu Verhandlungen bereit ist, ist Abu | |
| Mazen [Abbas].“ | |
| Abbas betonte, dass die Verhandlungen zu Olmerts Zeiten vielversprechend | |
| gewesen seien: „Obwohl wir nicht zu einer Lösung gekommen sind, waren wir | |
| sehr nah dran. Wir sind bereit, die Verhandlungen an dem Punkt wieder | |
| aufzunehmen, an dem sie mit Olmert endeten.“ | |
| Ein Strafprozess gegen Olmert sowie der Krieg in Gaza 2008 beendeten die | |
| Friedensverhandlungen und der derzeitige Ministerpräsident Benjamin | |
| Netanjahu übernahm das Amt. Dieser bezeichnete das Treffen als „Tiefpunkt | |
| in der Geschichte des Staates Israel“. | |
| ## Möglicher Comeback-Versuch | |
| Möglicherweise versucht Olmert, der nach einer 16-monatigen Haftstrafe | |
| wegen Untreue im Juli 2017 entlassen wurde, mit diesem Treffen sein | |
| Comeback in die politische Arena. Dass er dies an der Seite des | |
| Palästinenserführers Abbas probiert, ist erstaunlich. Gegenüber Ynet, einer | |
| hebräischsprachige Nachrichten und Content-Website, bezeichnete er den | |
| Präsidenten als den „einzigen palästinensischen Anführer, der gegen Terror | |
| ist. Mit ihm sollten wir sprechen.“ Außerdem fand er gegenüber der jetzigen | |
| Regierung Netanjahu deutliche Worte: „Meiner Meinung nach ist es die | |
| Regierung des Staates Israel, die gegen die Zweistaatenlösung ist.“ Er | |
| bezeichnete Netanjahu als „Betrüger“ und als Anführer einer „kriminellen | |
| Gang“. | |
| Kurz zuvor hatte Abbas im UN-Sicherheitsrat Trumps Jahrhundertdeal eine | |
| Absage erteilt. Dabei hielt er die Karte eines zerstückelten | |
| palästinensischen Staates hoch, wie er im amerikanischen Friedensplan | |
| vorgesehen ist: „Wie Schweizer Käse“, sagte er. Der Plan legalisiere, „w… | |
| illegal ist: den Bau von Siedlungen und die Beschlagnahme und Annexion von | |
| palästinensischem Land“. | |
| Allein die Tatsache, dass Ostjerusalem nicht als Hauptstadt des | |
| palästinensischen Staates vorgesehen sei, reiche für eine Absage aus. Abbas | |
| erklärte jedoch, offen für Friedensverhandlungen unter der Leitung des | |
| sogenannten Nahost-Quartetts zu sein. Das Quartett wurde 2002 nach dem | |
| Scheitern des Friedensprozesses und als Reaktion auf die Zweite Intifada | |
| gegründet. Zu ihm gehören die EU, die Vereinten Nationen, Russland und die | |
| USA. | |
| Abbas verwies auf starke internationale Unterstützung, doch die Schwäche | |
| der palästinensischen Position wurde zuletzt sehr deutlich. Ursprünglich | |
| sollte auf Initiative Tunesiens und Indonesiens im Sicherheitsrat über eine | |
| Resolution abgestimmt werden, die den Friedensplan des amerikanischen | |
| Präsidenten Donald Trump ablehnt. | |
| ## Angeblich drohten die USA mit Strafen | |
| Laut der Presseagentur AFP hieß es aus Diplomatenkreisen, dass der Antrag | |
| auf Abstimmung allerdings am Montag zurückgezogen wurde, weil das Risiko zu | |
| groß gewesen sei, nicht die erforderlichen neun von fünfzehn Stimmen zu | |
| erhalten. Auch aus Deutschland drohte eine Enthaltung. | |
| In langwierigen Verhandlungen war der Entwurf während des Wochenendes | |
| verändert und ein durch die Vereinigten Staaten drastisch geänderter Text | |
| verbreitet worden. Die Vereinigten Staaten sollen außerdem großen Druck auf | |
| die Länder des Sicherheitsrats ausgeübt haben, die dem Plan kritisch | |
| gegenüberstehen, und hätten ökonomische Strafen angedroht. | |
| Laut Times of Israel habe der veränderte Resolutionsentwurf den | |
| amerikanischen Friedensplan als Versuch bezeichnet, „eine gerechte, | |
| umfassende und andauernde Lösung“ für den Nahostkonflikt zu finden. | |
| Außerdem enthielt der bearbeitete Entwurf eine Absage an „Gewalt gegen | |
| Zivilist*innen, inklusive Terrorakte“. Der Passus, der die israelischen | |
| Siedlungen im Westjordanland inklusive Ostjerusalem verurteilt, und die | |
| Forderung, die Grenzen von 1967 wiederherzustellen, war auch noch im | |
| veränderten Entwurf enthalten. Die Palästinenser*innen sagten, der neue | |
| „verwässerte“ Entwurf bilde nicht ihre Mindestforderungen ab, und betonten, | |
| der Antrag sei lediglich verschoben. | |
| Währenddessen protestierten Zehntausende Palästinenser*innen in Ramallah | |
| mit Slogans wie „Palästina steht nicht zum Verkauf“ und „Der Diebstahl d… | |
| Jahrhunderts“. Eine Umfrage des Palestinian Center for Policy and Survey | |
| Research, die am Dienstag veröffentlicht wurde, ergab, dass 94 Prozent der | |
| Palästinenser*innen den Plan [2][ablehnen]. | |
| 12 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Judith Poppe | |
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