# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Das Selbst als Geschichte | |
> Monika Maurer-Morgensterns Gemälde und Zeichnungen erzählen von den | |
> Seelenzuständen ihrer Verfasserin. Die taz sprach mit der Künstlerin. | |
Bild: Monika Maurer-Morgenstern, „Clara S., nach Elfriede Jelinek“, 1998/19… | |
Monika Maurer-Morgenstern ist als Erzählerin so meisterhaft, dass sie sich | |
sogar selbst glauben kann. Anders lässt sich die fantastische | |
Eindringlichkeit ihrer Zeichnungen, kaum erklären. Höchstens noch damit, | |
dass sie „zustandsgebunden“ arbeitet: sie zeichnet nur, wenn sie sich | |
ärgert, verliebt ist oder traurig. Oder gespannt etwas erwartet: Die Serie | |
„Ich fahre nach Paris“ ist eine lustvolle Antizipation, in der das Selbst | |
mal beschämt ist, mal dominant, aber immer weiß, was es will. | |
Die Szenen der Begegnung, die sie mit Bleistift, Buntstift und Wasserfarben | |
in die Zukunft projiziert, müssen längst stattgefunden haben, so affektiv | |
vibrierend ist jedes Detail. Immer wieder sind ihre Zeichnungen mit | |
narrativen Textelementen versehen, die sich selbst spiegeln – die | |
Künstlerin malt zweihändig, also schreibt und dreht sie das Bild | |
selbstverständlich auch in zwei Richtungen. So steht das Gezeichnete bis an | |
die Ränder unter visueller Spannung. | |
Auf ihren Skizzen im Postkartenformat schließlich multiplizieren sich die | |
Profile der Figur, wenn ein Gefühl besonders schön oder bedrängend ist. Der | |
Strich fährt dann das ab, was längst im Raum ist, aber zuvor noch | |
unsichtbar war. | |
Einblick 812: Monika Maurer-Morgenstern, Zeichnerin & Malerin | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Monika Maurer-Morgenstern: Ich sah im Museum Barberini die Ausstellung „Van | |
Gogh. Stillleben“. Da nahm ich einen noch nie gesehenen van Gogh wahr und | |
war tief beeindruckt. Eine Entdeckung für mich war das Weiß in seinen | |
Bildern. Als nächstes werde ich eine Studentenausstellung der | |
Kunsthochschule Weißensee besuchen, bei der mein junger Kollege Oskar | |
Zaumseil ausstellt (im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Laufzeit | |
14. 2.–17. 4. 2020). | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen? | |
Ich höre sehr gern Barockmusik, auch bei der Arbeit. So tragen manche | |
meiner Bilder Namen der Protagonistinnen aus Opern und Oratorien, zum | |
Beispiel Olinda, Talestri und Juditha Triumphans. Ab und zu finden in der | |
Sophienkirche in der Großen Hamburger Straße Kantatenaufführungen von | |
Raphael Alpenmann mit Studierenden der Musikhochschule Hans Eisler statt | |
(gratis). Da gehe ich jedesmal hin und bin begeistert. | |
Welche Zeitschrift und welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag? | |
Ich las bis eben „Herkunft“ von Saša Stanišić. Das gefiel mir gut. Als | |
nächstes lese ich „Die Obstdiebin“ von Peter Handke. Um aktuelle | |
Geschehnisse zu erfahren, höre ich morgens Deutschlandradio oder Radio | |
Brandenburg Kultur. | |
Was ist Ihr nächstes Projekt? | |
Mein allernächstes Projekt ist die Ausstellung meiner Arbeiten in der | |
Galerie Weiss Berlin. Außerdem male ich zur Zeit an einer Serie, in der | |
Begebenheiten während meines Kuraufenthaltes im Kirnitzschtal im Dezember | |
2019 dargestellt sind – kleine Inszenierungen, im Bild gleichsam geronnene | |
oder erstarrte Szenen – wie so oft auf meinen Blättern. | |
Welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude? | |
Ich gehe oft ins Theater und ich mache bei Theaterworkshops mit. Ich gehe | |
gern an der Spree spazieren und liebe die Museumsinsel, besonders, wenn im | |
Sommer jemand vor dem Bode Museum klassische Gitarre spielt. | |
19 Feb 2020 | |
## AUTOREN | |
Noemi Molitor | |
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