# taz.de -- Ramona Pops Tesla-Tweet: Von Kirchen und Bäumen | |
> Für die grüne Berliner Wirtschaftssenatorin ist ein Großteil des | |
> regionalen Waldes gar kein Wald. Kann das Zeug also schnell weg? | |
> Mitnichten. | |
Bild: In Grünheide hat Tesla schon eine Menge hölzerne Tatsachen geschaffen | |
Ramona Pops jüngster [1][Tesla-Tweet] hat auch am Mittwoch noch Wellen | |
geschlagen. Für ihre Aussage, man müsse „nicht immer gegen alles sein“, | |
solle mal „die Kirche im Dorf lassen“ und lieber die „Zukunftsinvestition… | |
für „saubere Mobilität und Klimaschutz zügig ermöglichen“, bekam Berlins | |
grüne Wirtschaftssenatorin viel Zuspruch von bekennenden Nicht-Grünen – und | |
vereinzelt harsche Kritik aus den eigenen Reihen. | |
„Liebe Ramona, du sägst gerade an unseren Wurzeln“, schreibt etwa ein | |
Brandenburger Grünenpolitiker. Er bezieht sich dabei in erster Linie auf | |
die Bereitschaft, mal eben ein paar Beteiligungs-Grundsätze über Bord zu | |
werfen und erprobte Verfahren anzuzweifeln, nur weil Tesla vermeintlich so | |
gut fürs Klima ist und Arbeitsplätze verspricht. | |
Im Zusammenhang mit der Musk-Firma von Zukunftsfähigkeit zu sprechen ist | |
tatsächlich erst mal ein ungedeckter Scheck. Und ob E-Mobilität à la Tesla | |
wirklich so „sauber“ ist? Großes Fragezeichen. Am eigenen Ast, ja den | |
eigenen Wurzeln als Öko-Partei sägt Pop aber mit diesem Satz: „Abwegig, | |
eine Kiefernplantage zu einem Wald zu erklären.“ | |
Dass der Protest gegen die Abholzung genau solcher Kiefern an der | |
Frankfurter Startbahn West einst den Grünen großen Auftrieb gab – | |
geschenkt. Damals ging es ja auch um den Fluglärm (die Sache mit dem CO2 | |
war dagegen noch etwas für Nerds). Aber einfach mal einer in Deutschland | |
weit verbreiteten Vegetationsform [2][das Waldsein abzusprechen], weil es | |
gerade in die Ansiedlungseuphorie passt, geht gar nicht. | |
Natürlich sind die Kiefernmonokulturen in und um Berlin arten- und | |
strukturarm, was sie bekanntlich für Schädlinge und Brände anfällig macht. | |
Als die riesigen Forsten nach dem Krieg angelegt wurden, sollten sie eben | |
schnell Holz bilden, nicht das Klima schützen oder der Biodiversität Raum | |
geben. | |
Heute sehen wir das alles natürlich anders. Aber wenn Klima- und | |
Naturschutz wirklich so funktionierte, wie Ramona Pop sich das vorstellt, | |
würden wir künftig einfach die wertlosen „Plantagen“-Flächen kahlschlage… | |
um dann dort oder anderswo schöne Laub- und Nadelmischungen hochzupäppeln. | |
Für Menschen mit forstlicher Expertise eine groteske Vorstellung. | |
Das probate Mittel lautet immer noch „Waldumbau“: Wird die geschmähte | |
Monokultur gelichtet und mit anderen Arten untersetzt, kann ein solcher | |
Wald einerseits noch viel atmosphärischen Kohlenstoff binden (die | |
verbleibenden Kiefern wachsen dann noch viele Jahrzehnte in die Breite und | |
bilden stattliche Kronen aus). Er behält aber auch sein Binnenklima, das | |
den diversifizierten Nachwuchs vor Temperaturspitzen und Erosion schützt. | |
Okay, in Grünheide war ein solcher Umbau nie in Gang gebracht worden, weil | |
das Gelände bereits als Industriegebiet ausgewiesen war. Aber während sie | |
mit ihren ökologisch wenig fundierten Aussagen vielleicht die Kirche im | |
Dorf lässt, sieht Ramona Pop ganz offenbar den Wald vor lauter Bäumen | |
nicht. | |
19 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/RamonaPop/status/1229743413546901504 | |
[2] https://www.wald.de/was-ist-wald-eine-definition/ | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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