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# taz.de -- Sigmar Gabriel und Thilo Sarrazin: Zwei Fälle für die Respektrente
> Der tragisch-komische Gabriel wird in die Deutsche Bank verschoben, damit
> er die Klappe hält. Aber das ging doch damals schon bei Sarrazin schief!
Bild: Die SPD hat die Respektrente erfunden – und nun mit Gabriel den ersten …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: MAD ermittelt gegen 550 Soldaten wegen
[1][Verdachts auf Rechtsextremismus].
Und was wird besser in dieser?
Äh … Wehrpflicht? Mal wieder versuchen?
Sigmar Gabriel twitterte, Deutschland sei nie Kolonialstaat gewesen. Jetzt
wird er Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Wäre Ihnen jemand Besseres
eingefallen?
Das Konzept „Bankjob als Schweigekloster für Spezialdemokraten“ scheiterte
bereits bei der Einlieferung Thilo Sarrazins in den Vorstand der
Bundesbank. „Mit Blick auf die öffentliche Diskussion“ trennte man sich
bald wieder – die kühnen Hoffnungen, Sarrazin möge als Banker seinen
Rassebass für sich im Kämmerlein zupfen, hatte getrogen.
[2][Nun der tragisch-komische Gabriel]; ein Mensch mit der Unfähigkeit, die
eigenen Erfolge zu spüren und es auch mal beim Erreichten bewenden zu
lassen. Sprachdurchfall bei Deutsche-Bank-Managern kann teuer werden,
[3][zwei Interview-Sätze des Ex-Vorstands Breuer über den vermeintlich
maroden Kirch-Konzern kosteten die Bank 925 Millionen Euro]. Da liegt die
Latte, Siggi!
Der Twitter-Unfall mag letzte Mahnung sein. Hier wollte er loben, dass
Deutschland sich durch Zurückhaltung als weißer Ritter im Libyenkrieg
empfohlen habe. Wie er diesen richtigen wie simplen Gedanken so
raussprudelt, dass alles falsch ist, imponiert. Deutschland war nie
Kolonialmacht – in Libyen. Allerdings wütete [4][Rommels Afrikakorps] ein
paarmal hindurch, nachdem es Hitler-Kumpel Mussolini besetzt hatte.
Ansonsten war Deutschland 1914 drittgrößte Kolonialmacht der Welt nach
Fläche – und beteiligte sich 2011 mit über 100 SoldatInnen an der
Luftkriegsführung in Libyen. Pardauz. Sagen wir mal so: Die SPD hat die
Respektrente erfunden und nun mit Gabriel den ersten Selbstabholer.
Angela Merkel plädierte beim [5][Weltwirtschaftsforum in Davos] für
Gespräche mit Andersdenkenden. Ein Wink in Richtung Robert Habeck, der
Donald Trump nach seiner Rede als Feind bezeichnete?
Die Klimafrage scheint das merkelste aller Themen. War schon früher ihr
Generalbass: „Es sieht nicht gut aus, kümmern Sie sich um Ihr Leben, ich
mach den Rest“, dröhnt diese typische Neujahrsansprache Merkels nun global
und endzeitlich. Dabei brilliert sie inzwischen mit feinen Frechheiten wie
„Wir sind nicht welche von der Sorte, die den ganzen Tag darüber reden, was
bei uns super läuft“.
Feiner kann man Trump nicht filetieren – gröber schon. Habeck nennt Trump
„einen politischen Gegner“, Kramp-Karrenbauer darauf Habecks Worte
„schädlich“, und wenn man beides voneinander abzieht, bleibt unterm Strich
Merkels süffisantes Lächeln. Nur – lächelnd vor die Wand ist auch bum,
kaputt.
Australien brennt noch immer, ostafrikanischen Ländern droht wegen
Heuschrecken eine Hungersnot. Was muss noch passieren, damit alle den
Klimawandel ernst nehmen?
Nichts. Das Klima nimmt uns ernst.
Am Coronavirus sind in China schon dutzende Menschen gestorben,
mittlerweile gibt es auch Fälle in den USA, Japan und Frankreich. Tragen
Sie schon Atemschutzmaske?
Mein Bonusgrusel ist die totalitäre Radikalität, mit der das autoritäre
China Städte abriegelt, Menschen zu Tausenden verkäfigt und scheinbar
ideale Werkzeuge für die dramatische Lage hat – eher als eine liberale
Demokratie. Das Virus soll von einem Tiermarkt übergesprungen sein – auf
einen Tiermarkt.
Die SPD darf den Rassisten Thilo Sarrazin doch ausschließen. Das bestätigte
die Schiedskommission der Berliner Landes-SPD. Ein Schritt in Richtung
Erneuerung?
Glaube nicht, dass Sarrazin sich erneuert. Er will „bis zum Lebensende in
der SPD bleiben“. Wessen Lebensende?
Laut einer [6][Oxfam-Studie] leisten Frauen und Mädchen weltweit täglich
über zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit. Braucht es verpflichtende
Hausarbeit für Männer?
Geeenau. Die Zahlen erschlagen, doch wenn’s klein daherkommt, kann man was
machen: Elternzeit verpflichtend für beide, Jungs früher und mehr mit
Chancen auf erfülltes Leben jenseits des Jobs vertraut machen. Renten
angleichen! Vor der eigenen Haustür kehren ist auch Familienarbeit.
Letztes Jahr witzelte Annegret Kramp-Karrenbauer beim Karneval über
intergeschlechtliche Menschen. Dieses Jahr tritt sie gar nicht erst auf.
Gut so?
Mächtiges Buff-Täää für „Die Rebläuse“ im ebenfalls sehr saarländisc…
Kleinblittersdorf. Sie wählten Heike II und Ute I zu ihrem
Prinzessinnenpaar. Fasching im Südwesten ist nicht nur Putzfrau Gretel.
Und was machen die Borussen?
Die Uhr tickt, bis die ersten Neugeborenen in Dortmund „Erling“ getauft
werden. Oder, das bietet der neue Prinz im zweiten Vornamen an: „Braut“.
26 Jan 2020
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[2] /Neuer-Posten-fuer-Sigmar-Gabriel/!5656104
[3] /Urteil-gegen-Deutsch-Bank-Chefs/!5298674
[4] /Rommel-Verehrung-in-Aegypten/!5170873
[5] /Ende-des-Weltwirtschaftsforums/!5659228
[6] /Oxfam-Studie-vor-dem-Treffen-in-Davos/!5654786
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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