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# taz.de -- Neuer Posten für Sigmar Gabriel: Total transparent
> Der Ex-Vizekanzler und Ex-SPD-Parteichef wird Aufsichtsrat der Deutschen
> Bank. Gabriel hält sich dabei an alle Regeln. Dennoch: Ist das sein
> Ernst?
Bild: Sigmar Gabriel, politischer Tausendsassa aus Goslar
Unvorhersehbare Veränderungen – wer kennt sie nicht. Gerade erst hat man
bekannt gegeben, sich nach Jahrzehnten getaner Arbeit ins Private
zurückziehen zu wollen – da fragt die Deutsche Bank an, ob man vielleicht
Zeit hätte, ihr Aufsichtsrat zu werden. Ach du Schreck, was nun?
[1][Sigmar Gabriel], politischer Tausendsassa aus Goslar, hat
dankenswerterweise nicht lange gezögert und seine Entscheidung doch noch
mal revidiert. Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank am 20. Mai wird
er sich den AktionärInnen zur Wahl stellen. Er wolle, erklärt er zu diesem
Vorgang, „einen Beitrag leisten“ dazu, die Zukunft der deutschen und
europäischen Wirtschaft zu gestalten. Wie lieb von ihm.
Da ist es geradezu niederträchtig, dem Ex-Parteivorsitzenden, Ex-Minister,
Ex-Vizekanzler und Ex-Abgeordneten vorzuwerfen, er wolle am Ende seiner
Karriere „sein Adressbuch versilbern“, wie das [2][abgeordnetenwatch.de]
tut. Also wirklich. Was ist denn schon dabei, wenn ein erfahrener Politiker
sein Detailwissen und seine soziale Kompetenz in den Dienst eines
weltbekannten DAX-Unternehmens stellt, nachdem er seine Partei, die SPD,
vor die Wand gefahren hat?
## Karenzzeit haarscharf eingehalten
Andere machen es sich lieber einfach. Andrea Nahles zum Beispiel. Verlässt
zu Fuß das Willy-Brandt-Haus, fährt nach Hause in die Eifel und geht
vermutlich den lieben langen Tag reiten, statt sich öffentlich hilfreich zu
diesem und jenem zu äußern.
Nicht so Sigmar Gabriel. Der reißt was für eine global operierende Bank und
hält sich dabei auch noch an sämtliche Regeln der Transparenz. Die
Karenzzeit, die vorgibt, ab wann PolitikerInnen sich endlich von der
Wirtschaft bezahlen lassen dürfen, hat er haarscharf eingehalten. Am 14.
September, genau anderthalb Jahre nach Gabriels Ausscheiden aus dem
Kabinett, war sie um.
Zwei Wochen später veröffentlichte er eine Videobotschaft, in der er lieb
lächelnd erklärte, er wolle „die Chance nutzen, mit 60 ein paar neue Dinge
zu machen, die man wahrscheinlich mit 63, 64, 65 nicht mehr machen könnte“.
Am 4. November erschien er schließlich in einem fancy auberginefarbenen
Blazer beim Bundestagspräsidenten, um dort seine Entlassungsurkunde aus dem
Parlament zu unterschreiben. Zu dem dabei entstandenen Foto schrieb Sigmar
Gabriel: „Es war ein Schritt, der mir wahrlich nicht leichtfiel.“ Wer jetzt
noch behauptet, Sigmar Gabriel habe seinen Wechsel in den Aufsichtsrat der
Deutschen Bank von langer Hand geplant, sollte sich schämen.
24 Jan 2020
## LINKS
[1] /Sigmar-Gabriel-schreibt-fuer-Holtzbrinck/!5538499
[2] https://www.abgeordnetenwatch.de/
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Geht's noch?
Sigmar Gabriel
Deutsche Bank
Aufsichtsrat
Sozialdemokratie
SPD
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Sigmar Gabriel
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