Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- CDU, AfD und die Katholiken: Und was ist mit den Frauen?
> Merz, Spahn und Laschet bringen sich in Stellung, die AfD wird zum
> Großerben und der Papst ist noch immer gegen Priesterinnen und Ehefrauen.
Bild: Was ist mit von der Leyen als Kanzlerin? Die ist noch zu beschäftigt dam…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Ende der kurzen Hochblüte des Kramptainments.
Und was wird besser in dieser?
Merkels Nachruhm.
Nach dem [1][Rücktritt von CDU-Parteichefin Kramp-Karrenbauer] bringen sich
die Herren Merz, Spahn und Laschet in Stellung. Wünschen Sie sich jetzt
schon Angela Merkel zurück?
Adenauer klebte, Brandt verzweifelte, Schmidt stürzte, Schröder erbrach
Testosteron und Kohl schubste seinen Feinden Wolfgang Schäuble als rollende
Schikane in die Waden. Merkel hingegen hat als Erste im Kanzleramt
versucht, den Hof zu bestellen. Das ist ihr hoch anzurechnen. Und soeben
gescheitert. AKK war Krisenmodus, ihr Scheitern markiert den Übergang zur
Panikattacke. Denn: das neue Parteivorsitzende soll auch kanzlern, und wer
immer es wird: Niemand wird ohne Amtsbonus antreten wollen.
So wird dann die CDU selbst zur „Merkel muss weg“-Partei – und die SPD wi…
einen Kanzler Spahn oder Merz nicht wählen. Alles andere wäre für sie ein
Angriff auf die 5-Prozent-Hürde. Heißt: Schon jetzt jongliert die Union mit
drei Kandidaten, Gefahr von Neuwahlen, einer rüstigen Nochkanzlerin. Spahn
ist jung, islamfeindlich, schwul, inzwischen ein bisschen sozialpolitisch
angelernt – eine krude Mischung. Merz der ewige Hoffnungsträger, der nur
noch für Elfmeter eingewechselt wird, die er dann verballert und unter der
Dusche nachpolemisiert. Laschet – die gut gelaunte Pausentaste aus Aachen.
Er merkelt vor sich hin und zeigt nicht, ob er will oder nur den Eindruck
vermeidet, eine lame duck zu sein.
Warum nicht mal eine Frau? Weil keine da ist: von der Leyen gewinnt gerade
den ESC und Julia Klöckner irrlichtert noch zu sehr. Apropos Adenauer und
Schäuble: Ersterer war bei Amtsantritt 73, Letzterer ist 77. Gegen
Letzteren sind die Genannten Krümel, die schweigen, wenn der Kuchen
spricht. Doch so gut muss man es mit der CDU ja nun auch nicht meinen.
Geldsegen für die AfD: Der Thüringer Landesverband erhält eine 100.000 Euro
hohe Großspende vom Berliner Unternehmer Christian Krawinkel, der
Bundesverband erbt derweil mehr als [2][7 Millionen von einem
niedersächsischen Ingenieur]. Was wollen die Reichen von den Rechten?
Mit Blick auf die deutsche Geschichte lässt sich erfreut konstatieren:
Endlich mal ein Erbe, das die AfD annimmt. Da die Parteien nur so viel
staatliche Finanzierung bekommen, wie sie selbst an Spenden einwerben, kann
sich der Betrag für die AfD maximal noch verdoppeln. Reizvolle Frage für
die Verächter der anderen Parteien, ob sie beim Kassieren die Staatsknete
dann doch gern mitnehmen: Ist ein Erbe eine „Spende von Todes wegen“?
Während dessen posten die Cousins des 100.000-Euro-Spenders „Stell Dir vor,
ein reicher Verwandter spendet an die #noAfD Thüringen!“ Und versuchen,
weitere 100.000 Euro für Initiativen gegen rechts in Ostdeutschland zu
sammeln.
Für die AfD bleibt unklar, warum man noch mit dem Hut bei Mitgliedern
herumging und Kleckerbeträge illegal beschaffte, als man vom üppigen Erbe
schon wusste seit 2018. Der zurückgezogene Ingenieur aus Bückeburg
beschwieg die Gründe seines Testaments. Typisch rechts ist das nicht; die
Splittersekte MLPD kassiert kontinuierlich namhafte Spenden und in den
Nullerjahren mal 3 Mio Euro.
Sinnvoller angelegtes Geld: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will
jeden vierten Euro im EU-Budget für Klimaschutz ausgeben. Was kostet die
Rettung der Welt?
Mehr oder weniger. Der „Green Deal“ ruht auf einer Wachstumsidee, eben
grünes Wachstum hervorzubringen durch reichliche Investitionen. Käme man
zum Urteil, Wachstum selbst sei das Grundübel, bräuchte es irgendwann
weniger Invest. Das ist hübsch abstrakt, wogegen von der Leyens Kalkül
erdiger daherkommt: Süd- und Osteuropäer fordern einen höheren EU-Etat, zu
dem die reichen Länder mehr beitragen sollen. Wie immer das ausgeht, so
Ursula von der Leyens Botschaft: wir hauen die Kohle dann für öko raus,
ätsch!
Der [3][Papst Franziskus will den Zölibat] nicht lockern. So ein bisschen
Tradition in der Moderne ist doch aber auch ganz erfrischend, oder?
Keine Amazonen in Amazonien. Viele hatten sich von Franziskus’ Brief an das
„geliebte Amazonien“ Lockerungen erhofft, weil das Gebiet katholischerseits
heillos unterpredigt sei. Doch er blockt die Priesterweihe für Frauen und
die Priesterehe ab und folgt endlich doch der Linie seiner Vorgänger: Was
immer Feinde dieser Kirche antun könnten, erledigt sie schneller selber.
Am Mittwoch beginnt in London [4][die Anhörung des Wikileaks-Gründers
Julian Assange]. Menschenrechtler warnen, dass Assange in den USA Folter
droht, würde er dorthin ausgeliefert. Die öffentliche Unterstützung für
Assange war zuvor recht leise geworden. Haben wir uns einlullen lassen?
Die ausführliche Einlassung des UN-Sonderberichterstatters über Folter,
Nils Melzer, legt schaudernd machende Details offen, die der
handelsüblichen Assange-Legende widersprechen. Auch, dass ihm Folter so
droht, wie er sie bereits erlitten habe. Vieles davon wird im Konjunktiv
zitiert, noch hallt die negative Erzählung über Assange dröhnend nach. Da
wünschte man sich ein europäisches Asyl für Whistleblower und
Rechtsverfahren nach europäischen Standards.
Und was machen die Borussen?
22 Tore in 5 Spielen, Tabellenführer. In der unter uns natürlich einzig
gültigen Rückrundentabelle. Fragen: Laura Mench, Peter Weissenburger
16 Feb 2020
## LINKS
[1] /Ruecktritt-von-Annegret-Kramp-Karrenbauer/!5662647
[2] /Grossspende-fuer-die-AfD/!5663732
[3] /Papst-Franziskus-nimmt-Stellung/!5659882
[4] /Pressefreiheit-in-Gefahr/!5658727
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Schwerpunkt AfD
CDU
Kolumne Die Woche
Papst
Kolumne Die Woche
Kolumne Die Woche
Kolumne Die Woche
Schwerpunkt Libyenkrieg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Corona, CDU und Chaos in Thüringen: (K)eine Zeit für Leichtsinn
Die CDU sucht einen Vorsitzenden und eine Vize-Frau, die US-Demokraten
einen Kandidaten und die Deutschen suchen Hamster.
Semperoper, Corona-Virus und Brexit: Fare thee well
Es beginnt die erste Woche ohne Großbritannien in der EU! Aber keine Sorge,
wir haben ja Opernskandale und Corona-Paranoia, um uns abzulenken.
Sigmar Gabriel und Thilo Sarrazin: Zwei Fälle für die Respektrente
Der tragisch-komische Gabriel wird in die Deutsche Bank verschoben, damit
er die Klappe hält. Aber das ging doch damals schon bei Sarrazin schief!
Schüsse, Glyphosat und rassistische Mails: Zu viel von allem
Zu viel Gift im Honig, zu viele faule Ausreden nach Hass-Botschaften, zu
viele antisemitische Sandsteinreliefs, zu viele Angriffe auf Büros.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.