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# taz.de -- Baustellen passend zum Ferienbeginn: Die Bahn will nicht geliebt we…
> In Berlin und Brandenburg beginnen die Winterferien. Gleichzeitig beginnt
> die Bahn mit Bauarbeiten in Richtung Süden. Wer plant so was?
Bild: Kommen alle mit? Ab Samstag sind die Züge wieder richtig voll
Berlin taz | Am Samstag beginnen in Berlin und Brandenburg die
Winterferien. Und da Schnee in diesen Breiten offensichtlich Schnee von
gestern ist, ist diese Zeit für viele Berliner Kinder eine der seltenen
Gelegenheiten, die Faszination der weißen Pracht noch mal live
mitzuerleben, bevor die Klimakrise sie auch in den Mittel- und Hochgebirgen
für immer dahinschmelzen lässt. Doch wer angesichts dessen möglichst
umweltfreundlich nach Bayern, Österreich und so weiter kommen möchte, wird
feststellen: Wenn man die Bahn braucht, [1][lässt sie einen im Stich].
Garantiert.
Deren schlaue Planer haben nämlich just ab diesem Wochenende ein paar
Baustellen in Richtung Süden eingerichtet. Die taz-Anfrage, ob der
Zeitpunkt absichtlich oder unwissentlich gewählt, ließ die Bahn
unbeantwortet; man darf also getrost von Ersterem ausgehen, vermutlich, um
die Geschäftskunden nicht zu sehr zu quälen. Für die sadistische Ader gibt
es ja Familien mit Kindern.
Viele Fahrten Richtung Süden werden sich von Samstag bis voraussichtlich
Donnerstag also verzögern. Züge zwischen Nürnberg und Erfurt zum Beispiel
müssen wegen einer Baustelle einen Abstecher nach Würzburg machen; 90
Minuten länger dauert es deswegen von Berlin nach München. Und schwupps:
Schon sind die Vorteile durch die erst vor Kurzem mit viel Bohei in Betrieb
[2][genommene Schnellstrecke] zwischen den beiden Metropolen – wenn mal
alles gut geht, dauert’s nur vier Stunden – wieder dahin.
Außerdem halten einige ICE- und IC-Züge nicht wie sonst in Augsburg,
Erlangen, Bamberg, Coburg, Jena oder Naumburg. Und auch auf der
„Schnellfahrstrecke“ Berlin–Hannover gibt es wegen Bauarbeiten
Verzögerungen, und das sogar mehrere Wochen lang.
## Bahnsteig-Chaos mit Ankündigung
Man darf sich also auf turbulente Szenen zum Ferienbeginn am Berliner
Hauptbahnhof, am Südkreuz und am Ostbahnhof freuen. Denn die zweite Klasse
in den Urlaubs-ICEs ist so gut wie überall ausgebucht. Die Bahn hat zudem
beschlossen, die Abfahrt einiger Züge vorzuziehen, damit Anschlüsse im
Süden gehalten werden können – ohne allerdings die Kunden darüber korrekt
zu informieren.
Das Chaos ist vorprogrammiert, und der Bahn ist das durchaus bewusst, wie
eine andere Antwort eines Bahn-Sprechers zeigt: „Wir werden zum Start der
Winterferien an den Berliner Fernbahnhöfen zusätzliche Service-Mitarbeiter
einsetzen, die den Kunden für individuelle Anliegen zur Verfügung stehen.“
Immerhin: Man wird also unterhalten, während man mit dem nölenden Nachwuchs
auf überfüllten Bahnsteigen herumsteht.
Und nicht nur das: „Gegebenenfalls bei besonders hoher Auslastung“ würden
diese Mitarbeiter auch auf „Alternativverbindungen hinweisen können“. So es
sie denn gibt. „Bei extrem hoher Auslastung“ behalte man sich schließlich
sogar vor, die erste Klasse für Bahn-Kunden zweiter Klasse freizugeben.
So bleibt man wie nach einer Trennung am Bahnsteig zurück mit einer letzten
Frage: „Warum macht die Deutsche Bahn bloß alles, um nicht geliebt zu
werden?“
31 Jan 2020
## LINKS
[1] /Gemischte-Geschaeftsbilanz-der-Bahn/!5608822
[2] /ICE-Berlin-Muenchen/!5464325
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Deutsche Bahn
Schulferien
Verkehrspolitik
Winter
Andreas Scheuer
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