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# taz.de -- Hamburger Boulevardblatt vor dem Aus: Die „Mopo“ wird filetiert
> Mitarbeiter*innen befürchten, dass nur der Online-Auftritt „mopo.de“
> verkauft wird – ohne die Belegschaft. Die Zeitung würde dann wohl
> abgewickelt.
Bild: Wütend und enttäuscht: „Mopo“-Mitarbeiter*innen in der „aktiven M…
Hamburg taz | Die monatelange Hängepartie um die Zukunft der Hamburger
Morgenpost geht dem Ende zu – und alles deutet darauf hin, dass es kein
gutes ist. Die Verkaufsverhandlungen der Kölner DuMont-Verlagsgruppe mit
Mopo-Geschäftsführerin Susan Molzow sind offenbar gescheitert. Als
aussichtsreichster Bieter wird derzeit die Funke-Mediengruppe gehandelt,
die bereits das Hamburger Abendblatt besitzt.
Die Essener möchten aber offenbar weder die Zeitung übernehmen noch ihre
Mitarbeiter*innen. Dem Vernehmen nach bietet sie lediglich auf die
Web-Domain mopo.de. Das löst in der Mopo-Belegschaft große Sorge aus.
In einer Betriebsversammlung am Montag hatte Philipp Magnus Froben,
Geschäftsführer von DuMont-Rheinland, einmal mehr jedes Bekenntnis zur Mopo
als publizistische Einheit und zur Belegschaft vermieden.
Die Mitarbeiter*innen protestierten deswegen am Dienstag mit einer „aktiven
Mittagspause“, in der die Betriebsratsvorsitzende Nina Gessner Klartext
sprach: „Funke will mopo.de ohne Redaktion. Funke will unsere Seite von
einem eigenen Team befüllen lassen. Und dieses Team gibt es schon! Es
bereitet die feindliche Übernahme bereits vor.“
## Potenzieller Käufer Funke baut schon ein eigenes Team auf
Tatsächlich haben Mopo-Mitarbeiter*innen Erkenntnisse darüber, dass Funke
am Standort Essen schon seit Monaten ein Team mit einer Handvoll
Journalist*innen aufbaut, die Nachrichten über Norddeutschland produzieren
– so wie es Funkes erfolgreiches Portal derwesten.de bereits für
Nordrhein-Westfalen tut.
Dazu würde die eingeführte Domain mopo.de gut passen. Die
Mopo-Chefredaktion hatte zuletzt ganz auf eine „Reichweiten-Strategie“
gesetzt und alle verfügbaren Ressourcen in die Erhöhung der
Online-Klickzahlen gesetzt, war dazu auch eine Kooperation mit focus.de
eingegangen.
Die gedruckte Zeitung ist seit einiger Zeit nur noch ein Abfallprodukt
dieser Online-Strategie. Mitarbeiter*innen berichten sogar von einer klaren
Ansage der Chefredaktion, jedes Thema der Hamburger Konkurrenzmedien sofort
nachzuziehen – auch ohne Gegenrecherche.
In der Redaktion gab es deswegen heftige Konflikte. Einige Redakteure haben
die Mopo verlassen. „Wir haben unsere letzten Kräfte aufgebraucht und
unsere journalistischen Überzeugungen über Bord geworfen“, sagte Gessner am
Dienstag vor der Belegschaft, „weil uns suggeriert wurde, dass wir die gute
alte Dame Morgenpost mit einer neuen Reichweiten-Kur verjüngen und vor dem
Tod bewahren können.“ Nun sei klar: „Die digitale Transformation diente
einzig und allein dazu, die Braut hübsch zu machen.“
Fraglich ist, was aus der Zeitung und den Mitarbeiter*innen würde, wenn die
Online-Präsenz separat verkauft würde. In der Belegschaft vermutet man, es
gebe einen weiteren Interessenten, der am liebsten das ganze Paket erworben
hätte. Ob er nun die Rest-Zeitung kauft, ist fraglich.
## Profitabel ist nur die Radio-Beteiligung
Ohne Online-Auftritt wäre sie noch schwieriger kostendeckend zu betreiben
als mit. Die Rede ist außerdem von einem „Wettbewerbsverbot“ im
Kaufvertrag, das eine neue Web-Präsenz unter der Marke Hamburger Morgenpost
ausschließen könnte. Profitabel ist derzeit lediglich die Beteiligung der
Mopo am Privatsender Radio Hamburg.
Es wäre also denkbar, dass ein Investor die Morgenpost Verlags-GmbH kauft,
die Zeitung schließt und den Mitarbeiter*innen daraufhin betriebsbedingt
kündigt. Dass er die imageschädigende Abwicklung übernimmt, könnte DuMont
sogar eine kleine Mitgift wert sein – niedriger als die, die
Geschäftsführerin Molzow verlangt, und dazu noch finanziert aus dem
Kaufpreis, den Funke für mopo.de zahlen müsste. Und der Investor hätte
unterm Strich die Radiobeteiligung für sich, die jedes Jahr ein paar
hunderttausend Euro einbringt.
Politiker von SPD, Grünen, CDU und Linken warnten ebenso vor einem solchen
Szenario wie die Journalist*innenverbände DJU/Ver.di und DJV. „Für die
Beschäftigten, aber auch für die Meinungsbildung droht eine Katastrophe,
wenn Lokaljournalismus immer weiter ausgedünnt wird“, sagt Stefan Endter
vom DJV.
22 Jan 2020
## AUTOREN
Jan Kahlcke
## TAGS
Hamburger Morgenpost
DuMont Mediengruppe
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Zeitung
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Zeitungssterben
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