# taz.de -- Gefeilsche um die Hamburger Morgenpost: Zeitung ohne Zukunft | |
> Die Perspektive der Hamburger Morgenpost soll sich im Januar entscheiden. | |
> Ihr Verkauf ist geplant, doch niemand will für sie zahlen. | |
Bild: Die LeserInnen können später zahlen, nur bei der Übernahme des Printpr… | |
HAMBURG taz | Unter dem Weihnachtsbaum der Belegschaft der Hamburger | |
Morgenpost (Mopo) wird kein Geschenk, aber auch keine negative Überraschung | |
liegen. Nachdem kolportiert wurde, noch vor Weihnachten werde der | |
DuMont-Verlag den verbliebenen Mopo-MitarbeiterInnen verkünden, wie es mit | |
dem Hamburger Traditionsblatt weitergeht, gab es am gestrigen Mittwoch die | |
Rolle rückwärts. Erst „im Januar“, teilte das Kölner Verlagshaus mit, we… | |
über die Zukunft der Mopo entschieden. | |
DuMont will sich von der Morgenpost und anderen regionalen Tageszeitungen | |
wie der Mitteldeutschen Zeitung trennen. Doch weder für eine Paketlösung | |
noch für einzelne Titel – mit Ausnahme der Berliner Zeitung und des | |
Berliner Kurier – hat DuMont bislang solvente Käufer gefunden. Immer wieder | |
wurde deshalb der Zeitpunkt, an dem eine Veräußerungsentscheidung fallen | |
sollte, verschoben. | |
Den Plan, die Kölner Tageszeitungen Stadt-Anzeiger und Express abzustoßen, | |
hat der Verlag inzwischen aufgegeben, verlautbarte das | |
Medienunternehmen gestern, ließ die Zukunft der Mopo aber offen. | |
Die bislang einzige [1][bekannte Interessentin für sie ist die | |
langjährige Geschäftsführerin Susan Molzow, die die von ihr geleitete | |
Morgenpost Verlag GmbH im Rahmen eines sogenannten „Management-Buy-Outs“] | |
übernehmen will. Molzow hat für das kleinformatige Boulevardblatt ein | |
Übernahmeangebot abgegeben. | |
## Die Verunsicherung der Mitarbeiterinnen ist groß | |
Auch in der Altonaer Redaktion der Mopo geht man davon aus, „dass es einen | |
Management-Buy-Out gibt“. Die Verunsicherung ist groß. „Das Fußvolk hier | |
weiß gar nichts und die Großkopferten behaupten auch, dass sie nichts | |
wissen“, beschreibt ein Redakteur, der seinen Namen nicht in der Zeitung | |
lesen möchte, die angespannte Situation. | |
Dass eine Entscheidung immer wieder vertagt wird, hängt damit zusammen, | |
dass der Molzow-Deal für den DuMont-Verlag, der die Mopo und mehrere andere | |
Tageszeitungen 2009 erwarb, nicht lukrativ ist. Nach Brancheninformationen | |
will Molzow das Blatt zu einem “negativen Kaufpreis“ erwerben. Sie verlangt | |
von den DuMont-Gesellschaftern Geld für die Übernahme, anstatt welches zu | |
zahlen. Weder Molzow noch die Kölner DuMont-Zentrale äußern sich derzeit zu | |
den laufenden Verhandlungen. | |
Dass Molzow von DuMont eine Mitgift verlangen soll, erklärt sich aus den | |
Verlusten vor allem im Print-Bereich. Die Morgenpost Verlag GmbH hat laut | |
aktuellem Eintrag im Bundesanzeiger im Geschäftsjahr 2018 bei sinkenden | |
Umsätzen einen Verlust von knapp zwei Millionen Euro erwirtschaftet. | |
Zuletzt sank die verkaufte [2][Auflage im zweiten Quartal 2019] | |
gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 12,81 Prozent auf 52.614 | |
Exemplare, davon sind 9.750 E-Paper-Ausgaben. Damit hat sich die Auflage | |
gegenüber 2012 mehr als halbiert. Tendenz weiter fallend. | |
Da der Online-Auftritt der Morgenpost im Gegensatz zur gedruckten Auflage | |
eine gute Resonanz erfährt und schon seit Jahren hausintern die Strategie | |
„online first“ gilt, befürchten viele MitarbeiterInnen, dass die | |
Print-Ausgabe, die gerade ihr 70-jähriges Jubiläum feierte, bald | |
eingestampft werden soll. | |
## Die Printausgabe der Mopo wird zum Abfallprodukt | |
„Unsere Website ist mit monatlich über 20 Millionen Visits das | |
reichweitenstärkste regionale Nachrichten-Portal in Norddeutschland“, | |
prahlt Mopo-Chef Frank Niggemeier. Längst gilt die Druckausgabe hausintern | |
nur noch als Abfallprodukt, zu dessen Erstellung möglichst wenig Aufwand | |
und Recherche betrieben werden soll. | |
Der Betriebsrat aber warnt vor dieser Entwicklung. „Ohne Print gibt es | |
keine Zukunft für die Publizistik der Mopo.“ Das sieht DuMont offenbar | |
genauso. Nach Informationen der Linksfraktion hat DuMont-Mitgeschäftsführer | |
Philipp Froben am Mittwoch erklärt, auch eine Schließung der Mopo sei | |
„vorstellbar“. Der Linkspartei-Abgeordnete Stephan Jersch fordert nun den | |
Verlag, aber auch die Politik auf, „alles zu tun, um die Mopo zu retten“. | |
19 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Eine-Welt-ohne-Hamburg/!5628258/ | |
[2] https://xn--meedia-9iad.xn--de-4da/2019/10/24/%C2%ADdie-iv%C2%ADw-ana%C2%AD… | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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