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# taz.de -- Journalistik-Professor über Zeitungen: Eine „Welt“ ohne Hamburg
> Mit dem gedruckten „Welt“-Lokalteil verliert Hamburg ein weiteres Stück
> Print-Journalismus. Ungewiss ist auch die Zukunft der „Morgenpost“.
Bild: Ausgelesen? gedruckt erscheint die „Welt-Hamburg“ nur noch bis Jahres…
Hamburg taz | Die Nachricht kam unerwartet. Vergangenen Montag mussten die
RedakteurInnen der Welt in Hamburg per Video-Konferenz miterleben, wie in
der Berliner Axel-Springer-Zentrale das baldige Aus des Hamburg-Lokalteils
der Tageszeitung verkündet wurde. [1][Weil Springer Millionen an
Produktionskosten sparen muss], soll neben der Welt kompakt auch die Welt
Hamburg – zumindest in gedruckter Form – im kommenden Jahr nicht mehr
erscheinen.
Das derzeit 14-köpfige Redaktionsteam soll ausgedünnt werden und diese
Rest-Belegschaft ab Anfang 2020 dann unter der Führung des heutigen
Redaktionsleiters Jörn Lauterbach Hamburg-Themen für den Online-Auftritt
produzieren sowie der Welt am Sonntag zuarbeiten. Über die Details des
geplanten Personalabbaus werden Betriebsrat und Geschäftsführung in den
kommenden Wochen verhandeln. Auch der Bild und ihren Lokalteilen hat
Springer-Chef Mathias Döpfner harte Sparauflagen verpasst.
Das Aus für die Welt Hamburg Vorgang markiert den jüngsten Höhepunkt des
hiesigen Zeitungssterbens. Weil die Auflagen und Anzeigenerlöse der
gedruckten Lokalmedien seit Jahren dramatisch sinken, haben fast alle
Verlagen Redaktionen ausgedünnt oder zusammengelegt. So lässt die
Wochenzeitung Die Zeit seit Anfang des Jahres ihren gedruckten Hamburg-Teil
[2][nur noch einmal im Monat] erscheinen. Und wenn die taz –
voraussichtlich ab Anfang 2022 – an Werktagen nicht mehr in gedruckter Form
erscheinen wird, betrifft das ja auch den verbliebenen Lokalteil.
## Ausnahme „Abendblatt“
Ruhe scheint – derzeit – beim Hamburger Abendblatt zu herrschen, das
Springer 2014 zusammen mit der Berliner Morgenpost und einigen
Zeitschriftentiteln [3][an die Essener Funke Mediengruppe verkauft] hatte.
Zwar ging auch hier die verkaufte Auflage seit 1998 um fast die Hälfte
zurück, aber es gibt derzeit keine Gerüchte über (weiteren) Personalabbau,
eine gefährdete Printausgabe oder gar einen erneuten Verkauf der ganzen
Zeitung.
Große Unruhe herrscht dagegen unter den Beschäftigten der Hamburger
Morgenpost (Mopo): Im Februar bereits hatte der Der DuMont-Verlag
angekündigt, diese und weitere seiner Tageszeitungen bis zum Herbst
abzustoßen – offensichtlich finden sich keine daran Interessierten. Die
Lage ist vertrackt: Auch die Auflage des kleinformatigen Boulevardblatts
sinkt, die Resonanz im Netz hingegen ist erfreulich.
Die lokalen Mopo-AnzeigenkundInnen aber – vom Konzertveranstalter bis zum
Autohaus – wollen nicht ohne Weiteres bundesweit im Netz werben, wie es
DuMont bislang anbietet. Für nationale Anzeigenkunden wiederum ist so ein
lokaler Titel nur im Verbund mit anderen attraktiv. Deshalb galt die Mopo
bislang nur im Paket als verkäuflich, etwa mit der Berliner Zeitung und dem
Berliner Kurier, die sich konzertiert vermarkten ließen. Die beiden
genannten Blätter aber stieß DuMont gerade Mitte September ab – [4][an die
Holding eines branchenfremden Berliner UnternehmerInnenpaars].
Wer einen neuen Job findet oder eine Abfindung aushandeln kann, kehrt der
Mopo den Rücken. Nach Vize-Chefredakteur Maik Koltermann, Sportchef
Matthias Linnenbrügger und Vermarktungschef Martin Stedler verließ zuletzt
auch Chefreporterin Rike Schulz das sinkende Schiff.
## „Mopo“-Übernahme durchs eigene Management?
Während andere Verlage bislang noch keine Übernahme-Angebote gemacht haben,
wird derzeit über ein sogenanntes Management-Buy-Out verhandelt: eine
Übernahme, bei der das Management die Mehrheit von den bisherigen
Eigentümern erwirbt. Nach taz-Informationen hat die Geschäftsführerin der
Morgenpost Verlag GmbH, Susan Molzow, dem DuMont-Verlag ein
Übernahmeangebot unterbreitet. Von einer Einigung sind beide demnach aber
weit entfernt. So bleibt offen, ob und wie das schwächelnde Boulevardblatt
den HamburgerInnen erhalten bleibt.
7 Oct 2019
## LINKS
[1] /Umbau-beim-Axel-Springer-Verlag/!5626672/
[2] /Lokale-Berichterstattung/!5555637/
[3] /!5042852/
[4] /Neue-Eigentuemer-fuer-den-Berliner-Verlag/!5627209/
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Zeitungssterben
Printkrise
Axel Springer
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Schwerpunkt Stadtland
Hamburger Morgenpost
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