# taz.de -- Fridays for Future: Neubauer lehnt Siemens-Posten ab | |
> Siemens-Chef Joe Kaeser bietet Klimaaktivistin Luisa Neubauer eine Rolle | |
> in seinem Unternehmen an. Die macht aber einen anderen Vorschlag – und | |
> Druck. | |
Bild: Will nicht bei Siemens arbeiten: Klimaaktivistin Luisa Neubauer | |
Berlin dpa | Klimaaktivistin Luisa Neubauer will nicht im Aufsichtsgremium | |
des künftigen Unternehmens Siemens Energy arbeiten. Den Job hatte ihr der | |
Siemens-Chef Joe Kaeser öffentlichkeitswirksam angeboten. Dafür machte | |
Neubauer, die das bekannteste deutsche Gesicht von [1][Fridays for Future] | |
ist, dem Großunternehmen aber einen anderen Vorschlag. | |
„Ich werde das Angebot persönlich nicht annehmen können, habe aber Siemens | |
darum gebeten, das Angebot an einen Vertreter oder Vertreterin der | |
Scientists For Future weiterzugeben“, sagte Neubauer der Deutschen | |
Presse-Agentur. „Wenn der Firma ernsthaft an Klimaschutz und Fridays For | |
Future gelegen ist, wird sie meine Entscheidung respektieren.“ Bei | |
Scientists for Future sind Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen | |
organisiert, die die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future unterstützen. | |
Sie kenne das Aktienrecht, erklärte Neubauer ihre Entscheidung. „Mit dem | |
Posten wäre ich den Interessen des Unternehmens verpflichtet und könnte | |
Siemens dann nicht mehr unabhängig kommentieren. Das ist nicht mit meiner | |
Rolle als Klimaaktivistin zu vereinbaren.“ Sie sei dem Paris Klimaabkommen | |
und dem 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung verpflichtet. „Am | |
Beispiel Joe Kaeser sieht man diese Tage, dass diese unabhängige Rolle | |
dringend gebraucht wird.“ So äußerte sie sich auch in der „Bild am | |
Sonntag“. | |
Siemens will bis Montag über die Lieferung einer Zugsignalanlage für das | |
[2][umstrittenes Kohlebergwerk Carmichael in Australien] entscheiden. Die | |
Adani Group mit Hauptsitz in Indien will in Australien eines der größten | |
Kohlebergwerke der Welt aufbauen, das aus fünf Untertageminen und sechs | |
Tagebaustätten bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern soll. Das | |
Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. Neben dem | |
Klimaschutz geht es dabei auch um den Verbrauch von Wasser, die Zerstörung | |
von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das | |
größte Korallenriff der Welt. | |
## Revidiert Siemens die Mienen-Entscheidung? | |
Kaeser hatte Neubauer am Freitag bei einem [3][Gespräch über das | |
umstrittene Projekt] einen Sitz in einem Aufsichtsgremium des künftigen | |
Unternehmens angeboten. Ob es der Aufsichtsrat oder ein anderes Gremium | |
sei, könne Neubauer selbst entscheiden, sagte er. Siemens will sein | |
Energiegeschäft im Frühjahr als Siemens Energy abspalten und | |
voraussichtlich im September an die Börse bringen. | |
„Ich kann bestätigen, dass Joe Kaeser über die desaströsen Konsequenzen der | |
Kohleförderung durch die Adani Mine Bescheid weiß“, sagte die 23-Jährige. | |
Er wisse, dass die Emissionen durch die Kohle aus der Mine im schlimmsten | |
Fall das Ziel gefährdeten, die Klimaerhitzung auf zwei Grad zu begrenzen, | |
und die direkten Auswirkungen der Adani Mine für die Umwelt zerstörerisch | |
seien. | |
„Er hat im Gespräch zugegeben, dass es ein Fehler war, den Vertrag mit | |
Adani zu unterschreiben“, sagte Neubauer. „Ein CEO wie Kaeser macht dann | |
nicht den zweiten Fehler und hält an einem so katastrophalen Handel fest – | |
sondern revidiert den Fehler.“ | |
Kaeser hatte am Freitag gesagt, die Entscheidung sei nicht einfach. Es gebe | |
unterschiedliche Interessenlagen – von Aktionären, Kunden und auch der | |
Gesellschaft. Er zeigte sich dem eigenen Unternehmen gegenüber auch | |
kritisch: „Wir sehen, dass wir auch indirekte Beteiligungen bei kritischen | |
Projekten besser verstehen und frühzeitig erkennen müssen.“ Besondere | |
Brisanz hatte das Thema zuletzt auch durch die riesigen Buschbrände in | |
Australien bekommen. | |
## „Das schlimmste Kohleminenprojekt der westlichen Welt“ | |
Siemens habe für das Adani-Projekt eine Schlüsselrolle, sagte Neubauer. | |
Zwei Firmen, die für den Auftrag auch in Frage kämen, hätten schon | |
abgesagt. „Unabhängig davon liegt es an Siemens zu beweisen, dass sie ihr | |
Klimaschutzengagement ernst meinen“, betonte sie. Es gehe nicht zusammen, | |
sich als Klimaschutzkonzern zu verstehen und zum Pariser Klimaabkommen zu | |
stehen, aber gleichzeitig bei einem Minenprojekt mitzuwirken, dass die | |
Klimaziele gefährde. Der „Bild am Sonntag“ sagte sie: „Diese Mine ist das | |
schlimmste Kohleminenprojekt der westlichen Welt.“ | |
Siemens und Kaeser wüssten, dass es juristische Möglichkeiten gebe, den | |
Vertrag mit Adani zu beenden. „Wenn alle bestehenden Verträge im Bereich | |
der Fossilen Energien eingehalten werden, gibt es keine Chance das | |
Paris-Abkommen noch einzuhalten – sagt der Production Gap Report“, sagte | |
Neubauer der dpa. | |
Die Studie der internationalen Denkfabrik International Institute for | |
Sustainable Development (IISD) prüft, inwiefern die Pläne der Staaten für | |
fossile Energien mit dem Ziel des Pariser Abkommens vereinbar sind, die | |
Erderwärmung auf 2 oder wenn möglich 1,5 Grad zu begrenzen, um | |
katastrophale Folgen einzudämmen. | |
„Siemens ist gerade gefragt zu beweisen, dass sie es mit dem Klimaschutz | |
ernst meinen“, sagte Neubauer. „Kein Kohleminenprojekt in der westlichen | |
Welt gefährdet das Parisabkommen diese Tage so sehr wie das | |
Adani-Vorhaben.“ Jeder einzelne Konzern, der sich daran beteiligt, sei | |
einer, der dies erst ermögliche. | |
12 Jan 2020 | |
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