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# taz.de -- Richard Gutjahr gegen BR-Chef: Abrechnung mit Wilhelm
> Der Journalist Richard Gutjahr ist seit Jahren Zielscheibe rechtsextremer
> Hasskampagnen. Dem Chef seines Senders wirft er nun Untätigkeit vor.
Bild: Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, und bis Ende 2019 au…
Berlin taz | Es ist erst wenige Tage her, da ist der [1][WDR unangenehm
aufgefallen, weil er einen freien Mitarbeiter] halbherzig gegen Rechte
verteidigte. Nun gibt es am Bayerischen Rundfunk (BR) ähnliche Kritik – mit
längerer Vorgeschichte. Der ehemalige BR-Journalist Richard Gutjahr hat am
Silvestertag einen offenen Brief an den Intendanten Ulrich Wilhelm
veröffentlicht, mit schweren Vorwürfe gegen den Sender und gegen Wilhelm
direkt.
Der Journalist wird seit Jahren von Rechtsextremen systematisch belästigt
und bedroht. Er sagt, er sei damit trotz mehrfacher Bitten alleingelassen
worden. „Sie hätten uns helfen können, hätten sich aktiv und für alle Welt
sichtbar vor Ihren Mitarbeiter stellen können“, [2][schreibt Gutjahr an
Wilhelm]. Aber der Intendant habe weggeschaut.
Gutjahr war seit Ende der Neunziger als fester Freier beim BR tätig. 2016
wurde er bekannter, weil er beim Terroranschlag in Nizza und auch beim
Amoklauf in München spontan live berichtete. Danach wurde er zur
Zielscheibe rechter Gruppen, die ihn offenbar zu zermürben versuchten –
durch teils antisemitische Hasspost, Bedrohung der Familie, [3][Doxxing].
Gutjahr nannte es [4][„Psychoterror“]. Er versuchte über Jahre, wie er
selbst berichtet, Täter juristisch zur Rechenschaft zu ziehen und
diffamierende Inhalte löschen zu lassen. Dem BR-Indendanten wirft er nun
vor, ihm finanzielle und beratende Unterstützung verwehrt zu haben.
„Stattdessen verwiesen Sie persönlich und Ihre juristische Direktion immer
wieder darauf, dass der BR freien Mitarbeitern keine Rechtsberatung geben
dürfe.“
Gutjahr argumentiert, dass er nicht als Privatperson, sondern als
Repräsentant des Rechten-Feindbilds Rundfunk attackiert werde und dass er
den Sender daher in der Verantwortung sieht. Vom BR hieß es dazu auf
Nachfrage, die Geschäftsleitung und der Rundfunkrat hätten sich in den drei
Jahren „mehrfach und intensiv mit allen Facetten des Falles beschäftigt“.
Den Vorwurf der Untätigkeit weist der Sender zurück. „Der Rundfunkrat hat
ausführlich über den Fall beraten. Herr Gutjahr erhielt finanzielle
Unterstützung auch im Hinblick auf ihm entstandene Prozesskosten.“ Gutjahr
schreibt dazu in seinem Brief, erst auf Insistieren habe er eine einmalige
Zahlung erhalten, „weniger als ein Monatsgehalt“ und explizit als
„Ausnahme“ betitelt.
Der BR verweist auch auf eine Initiative mit Justizministerium,
Medienanstalt und weiteren Medien, die im Oktober gestartet ist. „Mit
dieser Kooperation können Hass-Angriffe gegen Journalisten in Bayern nun
einfacher an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und dort verfolgt
werden.“
1 Jan 2020
## LINKS
[1] /Drohungen-gegen-Journalisten/!5644201
[2] https://www.gutjahr.biz/2019/12/in-eigener-sache-2/
[3] /Mobbing-im-Internet/!5561520
[4] https://www.zeit.de/2018/04/soziale-medien-richard-gutjahr-bedrohung-netzdg…
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Bayerischer Rundfunk
Anfeindungen gegen Journalisten
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
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Shitstorm
Medien
Schwerpunkt Tom Buhrow
NPD
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