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# taz.de -- Waffenstillstand für Libyen: Frieden ist unwahrscheinlich
> Berlin richtet eine internationale Libyen-Konferenz aus. Frieden
> allerdings ist das unwahrscheinlichste Ergebnis.
Bild: Zerstörtes Gebäude in Tripolis, Libyen, Dezember 2019
Manchmal ist Frieden einfach – solange man nicht so genau hinschaut. Da
reisen die beiden wichtigsten Kriegsführer Libyens mal nach Moskau, und
schon [1][schweigen die Waffen]. Die befürchtete blutige finale Schlacht um
Tripolis fällt vorerst aus. Stattdessen darf Berlin in wenigen Tagen
Gastgeber für eine internationale Libyen-Friedenskonferenz spielen.
Nun zum Kleingedruckten. Der Machtkampf zwischen Libyens international
anerkannter Regierung von Ministerpräsident Serradsch, eine instabile
Koalition von Milizen mit auseinanderstrebenden Interessen, und dem
aufständischen General Haftar, eine Verkörperung der autoritären
Gaddafi-Nostalgie, ist nicht einmal ansatzweise gelöst. Er wird nur erst
mal nicht mit der Waffe ausgetragen. Wobei nicht einmal ein von beiden
Seiten unterschriebenes Waffenstillstandsabkommen zustandegekommen ist.
Wie der Machtkampf jetzt weiter ausgetragen wird, ist offen. Eine
politische Strategie zu Libyens Befriedung gibt es nicht. Auch die Berliner
Libyen-Konferenz wird keinen Friedensprozess ins Leben rufen, denn die
libyschen Warlords sind nicht eingeladen, sondern lediglich die
ausländischen Unterstützer beider Seiten. Nicht Serradsch und Haftar sollen
sich in Berlin die Hände schütteln, sondern Erdoğan und Putin. Die
[2][Machthaber in Ankara und Moskau] sind jetzt auch die Garantiemächte
des Waffenstillstands vor Ort, sofern es einen gibt.
Man ahnt aus den russisch-türkischen Ränkespielen in Syrien, wohin so ein
undurchsichtiges, allein von Eitelkeit getragenes Arrangement führt.
Frieden ist das unwahrscheinlichste Ergebnis. Die Kriegstreiber sortieren
sich untereinander, die Libyer werden Statisten im eigenen Land. Ein Rätsel
ist, [3][warum hier Deutschland] als zweite Geige mitspielt und Berlin die
Rolle besetzen soll, die im Falle Syrien die kasachische Hauptstadt Astana
spielt. Die diplomatischen Lorbeeren für die Bundesregierung dürften recht
dürr ausfallen.
Aber wenn in Konfliktgebieten rings um Europa die Gewalt hochkocht, ist
sogar die Rolle des Kellners schon ein Privileg. Libyen hat davon wenig,
außer vielleicht ein paar Tage Ruhe an der Front. Aber das hat die
internationale Politik bisher auch nicht wirklich gestört.
14 Jan 2020
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## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Libyen
Milizen in Libyen
Wladimir Putin
Chalifa Haftar
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Diplomatie
Libyen
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Schwerpunkt Libyenkrieg
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Libyen
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