# taz.de -- Studie zu Waffenverkäufen: Rüstungsindustrie boomt | |
> Weltweit steigt der Umsatz von Konzernen, die Waffen und Kriegsgerät | |
> produzieren. In Deutschland aber schrumpfen die Verkäufe. Warum? | |
Bild: Proteste gegen Waffenhandel vor dem Reichstagsgebäude in Berlin im Febru… | |
BERLIN taz | Die weltweit 100 größten Rüstungsunternehmen haben ihre | |
Verkäufe 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent gesteigert, berichtet | |
das Friedensforschungsinstitut Sipri. Während vor allem amerikanische | |
Unternehmen zum Plus beitrugen, sanken die Gesamtumsätze der vier | |
gelisteten deutschen Rüstungshersteller jedoch um satte 3,8 Prozent. | |
420 Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschafteten die 100 größten | |
Rüstungsunternehmen im letzten Jahr – nicht berücksichtigt wurden dabei | |
allerdings chinesische Firmen, für sie sind schlicht keine verlässlichen | |
Zahlen bekannt. Europa ist mit 27 Unternehmen vertreten, die ihren Umsatz | |
um 0,7 Prozent auf 102 Milliarden Dollar leicht steigern konnten. | |
Davon verkauften die vier gelisteten deutschen Unternehmen Rheinmetall, | |
ThyssenKrupp, Krauss-Maffei Wegmann und Hensoldt, Rüstungsgüter und | |
militärische Dienstleistungen im Wert von 8,4 Milliarden Dollar (nach | |
aktuellem Wechselkurs rund 7,6 Milliarden Euro). Der [1][größte deutsche | |
Waffenkonzern Rheinmetall] konnte seinen Umsatz auch dank großzügiger | |
Bundeswehr-Aufträge um 4,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar steigern. Im | |
internationalen Ranking der Top-100-Unternehmen belegt die Düsseldorfer | |
Rüstungsfirma nun Platz 22. | |
Deutlich schlechter steht es dagegen um ThyssenKrupp. Dessen Umsatz im | |
Rüstungssegment brach 2018 nahezu um ein Fünftel ein. Lediglich 3,3 Prozent | |
oder 1,7 Milliarden Dollar des Gesamtumsatzes entfielen damit 2018 auf das | |
Rüstungsgeschäft. Auch bei Krauss-Maffei Wegman ging der Umsatz deutlich | |
zurück (-4,9 Prozent). | |
## Die Waffenproduzenten sorgen sich | |
Geht es der deutschen Rüstungsindustrie also schlecht? Nicht unbedingt: Zu | |
den negativen Zahlen bei ThyssenKrupp trage unter anderem bei, dass die | |
Firma viele Schiffe produziere, erklärt Sipri-Experte Pieter D. Wezeman. | |
„Vor allem aufgrund der langen Produktionszyklen kann es zu Schwankungen | |
kommen.“ Für die kommenden Jahre rechne er mit besseren Zahlen. | |
Dr. Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des [2][Bundesverbands | |
der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie] – einer | |
Lobbyorganisation der Waffenbauer –, reagiert trotzdem mit Sorge auf die | |
veröffentlichten Zahlen: „Die Entwicklung in Deutschland hin zu immer | |
restriktiveren Ausfuhrbestimmungen bei Rüstungsexporten gibt Anlass zur | |
Besorgnis“. Die Bundesrepublik habe ohnehin mit die strengsten Regelungen | |
für den Export. „Die Auswirkungen werden durch die veröffentlichten Zahlen | |
deutlich“, so Atzpodien weiter. | |
„Rosige Zeiten“ für die Rüstungsindustrie sieht indes Alexander Lurz von | |
Greenpeace bevorstehen. „Der Verteidigungshaushalt der Bundesregierung | |
steigt weiter und die Nato rüstet auf“, beschreibt er die Lage auf dem | |
Rüstungsmarkt. Der Experte für Frieden und Abrüstung mahnt gleichzeitig vor | |
der zunehmenden Aufrüstung: „Es ist erschreckend, dass der Umsatz weltweit | |
deutlich gewachsen ist. In Zeiten von steigendem Nationalismus verschärft | |
sich so die sicherheitspolitische Lage weiter“. | |
Um die Gefahren einzudämmen, fordert er ein Exportverbot von Rüstungsgütern | |
in Drittländer und eine Reduzierung der deutschen Rüstungsausgaben. Von | |
einer Reduktion der Ausgaben ist man in Berlin allerdings weit entfernt: In | |
den kommenden Jahren sollen die Rüstungsausgaben weiter steigen. 50 | |
Milliarden Dollar wird für Rüstung aufgewendet. Aktuell sind das rund 1,3 | |
Prozent des Bruttoinlandsprodukt. Bis 2024 soll laut Nato-Vereinbarung der | |
Anteil auf 2 Prozent gesteigert werden – rosige Aussichten für die | |
Rüstungsindustrie. | |
9 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Julino | |
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