# taz.de -- Waffenhandelsbericht von Sipri: Geschäfte mit Waffen boomen | |
> Der Handel von Kriegsmaterial nimmt global rasant zu. Die deutsche | |
> Rüstungsindustrie verdrängt China vom vierten Platz. | |
Bild: Eschborn, Februar 2020 | |
Mehr geht nicht? Beim Waffenhandel schon. Ein sattes Plus von 20 Prozent | |
konnte der globale Handel mit Kriegsmaterial zwischen 2015 und 2019 | |
gegenüber der Periode von 2005 bis 2009 verbuchen. Nimmt man die Zeit von | |
2010 bis 2014 als Vergleichsmaßstab, war es ein Anstieg um 5,5 Prozent. | |
Einsam an der Spitze stehen die USA. Auf sie allein entfallen 36 Prozent | |
aller weltweiten Exporte von Kriegsmaterial. Damit lagen deren Ausfuhren 23 | |
Prozent über denen des vorangegangenen Fünfjahreszeitraums, in dem es die | |
US-Firmen „nur“ auf einen Anteil von 31 Prozent gebracht hatten. Der vom | |
Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri an diesem Montag | |
veröffentlichte „Waffentransfer-Report“ zeigt auch, dass Deutschland | |
durchaus mithalten konnte. Beim Fünf-Jahres-Vergleich mit einem Plus von 17 | |
Prozent. | |
Von der deutschen Rüstungsindustrie stammten 5,8 Prozent aller Exporte. Sie | |
verdrängte damit China (5,5 Prozent) vom vierten Platz der Liste. Unter den | |
EU-Ländern noch erfolgreicher war nur Frankreich, auf das bei einem Plus | |
von 72 Prozent 7,9 Prozent der weltweiten Exporte entfielen. Das war hinter | |
Russland – 21 Prozent – der dritte Platz auf der Weltrangliste. Laut Sipri | |
haben Bilanzen über Fünf-Jahres-Perioden den Vorteil, stabilere Daten für | |
den auf Jahresbasis oft stark schwankenden Waffenhandel abbilden zu können. | |
87 Prozent aller Exporte hatten auch in den vergangenen fünf Jahren ihre | |
Absender in den USA und Europa. Die besten Kunden waren wenig überraschend | |
Länder in Spannungs- und Konfliktregionen. Eine regelrechte Waffenschwemme | |
bekamen Staaten im Nahen und Mittleren Osten geliefert. Ihre Einfuhren | |
stiegen um 61 Prozent. Der mit Abstand größte Importeur war Saudi-Arabien | |
vor Indien und Ägypten. | |
## Katar und Israel rüsten deutlich auf | |
Auch andere Staaten im Nahen und Mittleren Osten fielen mit hohen | |
Steigerungsraten auf: Katar plus 613 und Israel plus 175 Prozent.Ohne die | |
Konflikte in dieser Region würden die Geschäfte der US-Waffenkonzerne | |
ordentlich leiden. Mit 51 Prozent gingen zwischen 2015 und 2019 nämlich | |
mehr als die Hälfte der US-Kriegsmaterialexporte in diese Weltgegend, ein | |
Plus von 79 Prozent. Mit einem etwa gleich hohen Anteil von 52 Prozent | |
waren auch die französischen Unternehmen dort gut im Geschäft. Das | |
entsprach sogar einer Steigerung von 363 Prozent. | |
Was deutsche Waffenlieferungen angeht, so handelte es sich zu einem großen | |
Teil um U-Boote. Auf dem Sektor von U-Booten mitkonventionellem Antrieb ist | |
Deutschland seit langem Exportweltmeister. In den vergangenen fünf Jahren | |
standen dieMarinestreitkräfte von Südkorea, Ägypten, Griechenland, | |
Kolumbien, Italien und Israel allein für 39 Prozent des gesamten deutschen | |
Rüstungsexportwerts. | |
Sipri weist in seiner diesjährigen Bilanz auch auf eine Statistiklückehin: | |
Die Waffenlieferungen an die Konfliktparteien in Libyen. Beide Seiten | |
würden umfangreiche Waffenlieferungen erhalten, die im Detail aber unsicher | |
und nur schwer einzuschätzen seien. Vor allem die Vereinigten Arabischen | |
Emirate werden als wichtiger Umschlagplatz hervorgehoben. SIPRI kritisiert, | |
dass trotzdes von den Vereinten Nationen beschlossenen Waffenembargos kein | |
Lieferland bislang Sanktionen habe fürchten müssen. | |
8 Mar 2020 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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