| # taz.de -- Wahlen in Weißrussland: Regierung siegt 110:0 | |
| > Bei der Parlamentswahl fallen alle Sitze an regierungstreue Parteien. Die | |
| > Opposition kritisiert das „bekannte Szenario der Fälschungen“ | |
| Bild: Ein weißrussischer Soldat verlässt nach der Stimmabgabe die Wahlkabine | |
| Minsk afp | Nach der Wahl in Weißrussland sind keine Oppositionspolitiker | |
| mehr im Parlament vertreten. Die 110 gewählten Abgeordneten gehören | |
| allesamt Parteien an, die die Regierung des autoritären Präsidenten | |
| Alexander Lukaschenko unterstützen, wie aus den am Montag veröffentlichten | |
| offiziellen Wahlergebnissen hervorgeht. | |
| Die wichtigsten Anführer der Opposition sowie die einzigen beiden | |
| Oppositionspolitiker im Parlament waren [1][für die Wahl am Sonntag] nicht | |
| als Kandidaten zugelassen worden. Die Oppositionsparteien hatten bis | |
| Sonntagabend fast 600 Unregelmäßigkeiten bei der Wahl gemeldet. Sie | |
| kritisierten, die Verantwortlichen in den Wahllokalen hätten vor allem die | |
| Zahl der Wähler höher angegeben als von Wahlbeobachtern gezählt. | |
| Menschenrechtsaktivisten wurden nach eigenen Angaben aus den Wahllokalen | |
| vertrieben, in ihrer Arbeit als Wahlbeobachter behindert und am | |
| Fotografieren gehindert. Die Behörden hätten das „bekannte Szenario der | |
| Fälschungen“ gewählt, sagte Alexej Janukewitsch, Vizepräsident der | |
| oppositionellen Volksfront Weißrussland. | |
| Zur Wahl der 110 Unterhausabgeordneten waren 6,8 Millionen Menschen | |
| aufgerufen. Nach Angaben der Behörden gaben mehr als 35 Prozent von ihnen | |
| bereits im Vorfeld per Briefwahl ihre Stimme ab. | |
| Präsident Alexander Lukaschenko, der die ehemalige Sowjetrepublik seit | |
| einem Vierteljahrhundert autoritär regiert, sagte bei der Stimmabgabe, wenn | |
| die Gesellschaft nicht einverstanden damit sei, wie er die Wahl | |
| organisiere, „können sie nächstes Jahr einen neuen wählen“. Er selbst | |
| klammere sich nicht an das Amt. Zugleich bestätigte er seine erneute | |
| Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2020. | |
| ## 400 Wahlbeobachter*innen vor Ort | |
| Eine EU-Sprecherin hatte zuvor bereits angekündigt, Europa werde die Wahl | |
| genau verfolgen und hoffe auf „gerechte und transparente Wahlen unter | |
| Einhaltung der internationalen Standards“. Die Organisation für Sicherheit | |
| und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) entsandte 400 Wahlbeobachter*innen. | |
| Der 65-jährige Lukaschenko wird oft als „Europas letzter Diktator“ | |
| bezeichnet. Keine einzige Wahl unter ihm wurde von internationalen | |
| Beobachtern als frei und fair gewertet. Das am Sonntag gewählte Parlament | |
| hat de facto nur eine Alibi-Funktion, alle wichtigen Entscheidungen trifft | |
| der Präsident persönlich. | |
| Lukaschenko war in den vergangenen Jahren bemüht, [2][die Beziehungen zum | |
| Westen zu verbessern], der ihm immer wieder die Missachtung der | |
| Menschenrechte und die [3][Einschüchterung der Opposition] und der Medien | |
| vorwirft. Vor wenigen Tagen war er in Österreich und damit erstmals seit | |
| drei Jahren in einem EU-Land. Dort sprach er sich für engere politische und | |
| wirtschaftliche Verbindungen aus. | |
| 18 Nov 2019 | |
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