| # taz.de -- Eigentümer der „Berliner Zeitung“: Jetzt lasst sie doch in Ruh… | |
| > Die Eigner des Berliner Verlags, Silke und Holger Friedrich, werden für | |
| > ihr Mission-Statement hart kritisiert. Das geht auch entspannter. | |
| Bild: Die Neu-Eigentümer sehen sich einiger Kritik ausgesetzt | |
| Jetzt ist schon wieder was passiert. Die Neu-Eigentümer*innen der Berliner | |
| Zeitung, [1][Silke und Holger Friedrich], haben sich und ihren | |
| Leser*innen was zugemutet. Eine „Botschaft“ in Form eines langen | |
| Editorials, in dem sie mal freiweg erzählen, warum sie den ganzen Spaß | |
| überhaupt machen: ’ne Zeitung kaufen, die es auf dem schwierigen | |
| Pressemarkt der Hauptstadt noch ein bisschen schwerer hat. | |
| Seitdem der Text erschienen ist, wird er den beiden Quereingestiegenen – | |
| Silke Friedrich leitet eine Privatschule in Berlin, ihr Mann Holger hat mit | |
| Software und IT eine Menge Geld verdient – um die Öhrchen gehauen. Vor | |
| allem von den klassischen Medien: Der Spiegel fühlt sich online an | |
| Verlegersohn Konstantin Neven DuMont erinnert, der sich als Verlagserbe | |
| wegen zu schräger Ansätze ins Aus schoss. Das ist so weit ganz hübsch, weil | |
| die Friedrichs das Blatt genau von jenem Verlagshaus gekauft haben. Und | |
| dass DuMont in Berlin alles richtig gemacht hat, wird wohl kaum wer | |
| behaupten. Also: niemand, wie die Mitbewohnerin jetzt korrigieren würde. | |
| Ein bisschen wirkt die Aufregung über die „Berliner Botschaft“ wie ein | |
| zweiter Aufguss des alten Sommerhits „AKK trifft Rezo“. Wer [2][den Text] | |
| nämlich wirklich mal liest, findet neben einigem rührend Naiven, anderem | |
| schwer Missverständlichen und manchem Murks auch eine Menge | |
| Bedenkenswertes. Das ist kein Benchmark-Sprech der von Schickler und | |
| Consorten ver- pardon: beratenen „Wir waren mal ein Verlag und nennen uns | |
| jetzt Medienhaus, aber das glaubt uns eh keiner“-Branche. Bei der es um | |
| Sparen und Renditeerhalt und zuletzt sogar um direkte Subventionen von der | |
| Politik geht. | |
| Sondern da kommen zwei Menschen, die vermutliche echte Typen sind, und | |
| machen einfach mal. Dabei haben sie ihre eigene Weltanschauung, die | |
| natürlich geprägt ist durch das Land, aus dem sie kommen (D-Ost), und was | |
| sie in den vergangenen 30 Jahren draus gemacht haben. | |
| Dem Blatt davon redaktionell was aufzwingen, so steht’s in der Botschaft, | |
| wollen sie nicht. Aber natürlich sagt dieses „Grundrauschen“ schon etwas | |
| aus und wird den Laden prägen – was bei einem Blatt, das immer noch | |
| überwiegend von denen gelesen wird, die ’ne ähnliche Herkunft wie die | |
| Friedrichs haben, vermutlich gar keine schlechte Idee ist. Dass | |
| Eigentümer*innen ihren Medien ’ne weltanschauliche Linie mitgeben, ist | |
| keine Missetat, sondern ihr gutes Recht. Zeitungen sind in Deutschland | |
| deshalb immer noch Tendenzbetriebe, wie sonst nur noch Kirchen. Das alles | |
| macht aufs Schönste aus, was früher bei Zeitungen häufiger zu finden war: | |
| Verlegertum. | |
| Um es kurz zu machen: Die Friedrichs sind die neuen Verleger*innen. Anders, | |
| gewöhnungsbedürftig – und er hat auch noch ’n Bart wie Karl Marx. Herzlich | |
| willkommen, wir freuen uns auf euch. | |
| 13 Nov 2019 | |
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| [2] https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/langeweile-li.258 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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