# taz.de -- Tesla-Fabrik in Deutschland: Musk kündigt an | |
> Er ist ein versierter PR-Mann: Elon Musk spricht vom Bau einer | |
> Tesla-Fabrik nahe Berlin. Details gibt es keine, aber der Plan würde Sinn | |
> machen. | |
Bild: Tesla-Chef Elon Musk investiert in den Standort Deutschland | |
Berlin taz | Diesmal [1][twitterte er nicht], Tesla-Chef Elon Musk | |
verkündete seine neueste Nachricht in Old Europe lieber offline: Der | |
US-Elektroautobauer will ein neues Werk in der Nähe von Berlin bauen. Dies | |
sagte Musk überraschend am Dienstagabend bei der Verleihung des „Goldenen | |
Lenkrads“ des Springer-Verlags in Berlin. Das Werk solle in der Nähe des | |
geplanten Hauptstadtflughafens BER entstehen. Die „Gigafactory“ soll | |
zunächst den künftigen Kompakt-SUV Model Y sowie auch Batterien und | |
Antriebe bauen. | |
Zunächst ist es nur eine Ankündigung des PR-versierten Unternehmers Musk. | |
Aber sie machte bereits Schlagzeilen. Angeblich soll die Fabrik im | |
brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree im Südosten Berlins | |
entstehen. Eine Industriefläche steht dort bereit, meldet der Tagesspiegel. | |
Das Areal war schon einmal im Rennen für ein BMW-Werk. Grünheide liegt im | |
Osten der Hauptstadt, bei Erkner, unweit des geplanten Flughafens. | |
In Berlin selbst könnte möglicherweise ein Design- und Entwicklungszentrum | |
entstehen. Bevor die Entscheidung für Brandenburg bekannt wurde, hatte es | |
geheißen, dass eine europäische Gigafactory Ende 2021 fertig sein solle. In | |
Deutschland waren auch Standorte nahe Emden und im Saarland im Rennen. | |
Insgesamt könnten 10.000 Jobs entstehen. „Deutschland baut großartige | |
Autos“, sagte Musk. Das sei einer der Gründe für die Standortentscheidung | |
gewesen. | |
Tesla hatte schon seit längerem nach einem Standort für eine Gigafactory | |
für die Herstellung von Batterien und Fahrzeugen in Europa gesucht. Obwohl | |
auch andere Länder Interesse zeigten, hatte Musk zuvor bereits gesagt, dass | |
Deutschland gute Chancen habe. Deutschland ist als eines der größten Länder | |
Europas ein großer möglicher Absatzmarkt. Durch eine eigene Produktion hier | |
ist Tesla nahe an möglichen Kunden. Lange galt die Firma als Vorreiter bei | |
Elektroautos. Mittlerweile haben auch europäische Konzerne nachgezogen. | |
[2][VW startete vor kurzem die Serienfertigung seines ersten E-Autos in | |
Zwickau.] | |
## Für großspurige Ankündigungen bekannt | |
Tesla ist für seine großspurigen Ankündigungen bekannt, die den Aktienkurs | |
des Unternehmens treiben sollen. Wie realistisch Fabrik und Zeitplan sind, | |
ist deshalb unklar. Musk twitterte in der Nacht zum Mittwoch, das Model Y, | |
das im kommenden Jahr auf den Markt kommt, solle das erste Fahrzeug aus dem | |
Werk sein. Der Kompakt-SUV auf Basis des jetzigen Tesla-Hoffnungsträgers | |
Model 3 könne nach Einschätzung von Experten zum meistverkauften Fahrzeug | |
der Firma werden. Mit dem Model 3, das in Deutschland aktuell ab einem | |
Preis von gut 44.000 Euro zu haben ist, will Tesla sich einen breiteren | |
Markt erschließen. | |
Die erste Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, baute Tesla in | |
der Wüste im US-Bundesstaat Nevada. Erst vor kurzem wurde in weniger als | |
sechs Monaten eine Fabrik in China fertiggebaut. Dort sollen bis zu 150.000 | |
Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden, zunächst das Model 3, dann auch das Model | |
Y. Das Model 3 wird bisher im Tesla-Stammwerk in Fremont im Silicon Valley | |
gebaut. Die Fabrik ist so überlastet, dass Musk eine Fertigungslinie in | |
einem Zelt neben den Werkshallen aufbauen ließ. | |
In Europa montierte Tesla bisher in den Niederlanden einige Fahrzeuge der | |
teureren Modellreihen S und X. Musk stellte aber wiederholt klar, er sehe | |
die Zukunft der Firma vor allem im Model 3 und im Model Y. | |
Tesla ist ein Vorreiter bei der Elektromobilität, kämpfte aber angesichts | |
teurer und verzögerter Produktionsanläufe bei neuen Modellen immer wieder | |
mit hohen Verlusten. Zugleich wird praktisch nach jeden Quartalszahlen der | |
Firma diskutiert, ob die Nachfrage nach Elektroautos generell stark genug | |
ist, um Musks ambitionierte Wachstumspläne zu tragen. Auch zeichnet sich | |
wachsende Konkurrenz aus China ab, wo Elektrofahrzeuge massiv vom Staat | |
gefördert werden. | |
## Symbolische Kraft | |
Die Ansiedlung einer Fabrik in Deutschland hat auch symbolische Kraft. | |
Tesla wagt sich ins Heimatland der deutschen Premium-Autobauer, die oft um | |
die selben Käuferschichten kämpfen – so kommt das Model 3 als direkter | |
Gegenspieler von BMWs 3er-Reihe daher. Tesla kaufte vor drei Jahren den | |
deutschen Maschinenbauer Grohmann, der auf Fertigungslinien spezialisiert | |
ist. | |
„Für den Autostandort Deutschland ist Musks Ankündigung eine gute | |
Nachricht“, kommentierte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der | |
Universität Duisburg-Essen. „Mit der Entscheidung von Elon Musk für | |
Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt | |
auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin.“ Zugleich zweifelte Dudenhöffer | |
an, dass die Produktion schon 2021 beginnt – Musk müsse mit den Finanzen | |
haushalten und China habe für ihn Vorrang. | |
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte der Deutschen | |
Presse-Agentur nach der Ankündigung: „Das ist eine hervorragende Nachricht | |
für unser Land. Wir haben uns dafür seit längerem in intensiven Gesprächen | |
und mit guten Argumenten eingesetzt. Ich bin glücklich, dass sich Elon Musk | |
für unseren Standort Brandenburg entschieden hat.“ Berlins | |
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) twitterte: „Wer Visionen hat, kommt | |
nach Berlin! Willkommen in der Metropolregion, Tesla!“ | |
Die Bundesregierung muss nun nach Ansicht von Dudenhöffer bei der Förderung | |
der Batterieproduktion umdenken. Es sei zu überlegen, welchen Sinn die 1 | |
Milliarde Euro noch habe, die Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in | |
eine deutsche Lithium-Ionen-Fabrikation stecken wolle. Auch die geplante | |
Batterieforschungsfabrik in Nordrhein-Westfalen mit 200 Millionen Euro | |
Landesmitteln sei nun zu hinterfragen, meinte Dudenhöffer von der | |
Universität Duisburg-Essen. | |
Die Zahl der Arbeitsplätze in der künftigen Fabrik sollte man nach | |
Einschätzung von Dudenhöffer nicht überschätzen. „Zellfabrikation ist | |
hochautomatisiert. Da zählen Energiekosten deutlich mehr als | |
Arbeitskosten“, erläuterte der Autofachmann. | |
13 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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