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# taz.de -- Greenwashing von Flugunternehmen: Mit 30 Cent gegen die Scham
> Die Flugzeugairline Easyjet will den CO2-Ausstoß ihrer Flüge ausgleichen.
> So sollen Kund*innen endlich wieder ohne schlechtes Gewissen fliegen
> können.
Bild: Würde man ein einziges Flugzeug im Jahr besteigen, wäre vielmehr für d…
Berlin taz | Wie viel braucht es, um einen Menschen von seiner Flugscham zu
befreien? Wenn es nach der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet geht:
lediglich 30 Cent.
In dieser Woche hatte die Airline angekündigt, die CO2-Emissionen für all
ihre Flüge – und ihre Kund*innen gleich mit – auszugleichen. Damit sei
Easyjet „[1][die erste große Fluggesellschaft, die die durch
Treibstoffverbrennung verursachten CO2-Emissionen aller nationalen und
internationalen Flügen ausgleicht“]. Wie freundlich von ihr.
Easyjet will also künftig bei allen Flügen CO2-Emissionen kompensieren,
indem sie gleichzeitig in Klimaschutzprojekte investiert, Bäume pflanzt
oder diese vor der Abholzung schützt. Fliegen mit Easyjet werde dadurch
nicht teurer, nein, man bezahle das alles aus eigener Tasche, beteuert die
Airline.
Im laufenden Geschäftsjahr werde man 25 Millionen Pfund, umgerechnet rund
30 Millionen Euro bereitstellen, kündigte Vorstandschef [2][Johan Lundgren
an]. Pro verkauften Ticket sind das 30 Cent, die das Unternehmen
investiert. Und weil das noch nicht genug ist, werden Piloten ab sofort nur
ein Triebwerk auf dem Rollfeld laufen lassen. Außerdem will Easyjet in
Zukunft den Bau von Elektro- und Hybridflugzeugen unterstützen.
## Was rettet schon das Klima?
Für viele Flugreisende, denen Umwelt und Klimaschutz zwar nicht egal sind,
die aber ungern aufs Fliegen verzichten, klingt diese Ankündigung natürlich
erst einmal fantastisch. Ab sofort können sie also wieder ohne schlechtes
Gewissen mit dem Flugzeug fliegen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Dass
die Easyjet-Flüge durch diese Aktion noch lange nicht klimaneutral sind,
bleibt unerwähnt. Denn die enormen Klimaschäden durch den Flugverkehr gehen
weit über die CO2-Emissionen hinaus.
Easyjet ist nicht die erste Fluglinie, die versucht, sich durch
Greenwashing als klimafreundliches Unternehmen zu inszenieren. Auch die
Lufthansa animiert ihre Passagier*innen dazu, das produzierte Kohlendioxid
beim Kauf eines Tickets durch einen zusätzlichen Beitrag auszugleichen. Und
wer sich sein Gewissen noch stärker erleichtern will, kann bei dem
[3][gemeinnützigen Anbieter Atmosfair] den eigenen Ausstoß von
Treibhausgasen mit viel Geld kompensieren.
Was sicherlich neu ist an der Aktion von Easyjet: Sie setzen nicht auf die
Freiwilligkeit ihrer Kund*innen. Dass es sich offensichtlich um eine
Klimakampagne handelt, ist trotzdem irgendwie klar. Denn 30 Cent können das
Klima noch lange nicht retten. Weniger Flugverkehr hingegen schon.
22 Nov 2019
## LINKS
[1] https://www.easyjet.com/de/nachhaltigkeit
[2] https://mediacentre.easyjet.com/story/13474/easyjet-to-become-the-world-s-f…
[3] /Ausgleich-fuer-den-CO2-Fussabdruck/!5568451
## AUTOREN
Heba Alkadri
## TAGS
Easyjet
atmosfair
CO2-Emissionen
CO2-Kompensation
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