# taz.de -- Unglück im früheren Kali-Bergwerk: Gase erschüttern Teutschenthal | |
> Am Freitag wurden bei einer Verpuffung in der ehemaligen Bergbaugrube | |
> Teutschenthal zwei Menschen verletzt. Als Ursache wird Wasserstoff | |
> vermutet. | |
Bild: Der Bergbau in Teutschenthal wurde 1982 stillgelegt. Heute werden die unt… | |
BERLIN taz/dpa | Nach einer Verpuffung in dem ehemaligen | |
[1][Kalisalz-Bergwerk Teutschenthal in Sachsen-Anhalt] haben 36 Arbeiter | |
stundenlang in rund 700 Metern Tiefe ausharren müssen. Zwei Bergmänner im | |
Alter von 24 und 44 Jahren wurden bei dem Unglück in der heutigen Deponie | |
am Freitag verletzt, der ältere der beiden schwerer. Beide Verletzten | |
wurden unverzüglich an die Oberfläche gebracht. Die übrigen Kollegen | |
flüchteten sich in zwei unterirdische Sicherheitsräume. Sie wurden später | |
allesamt wohlbehalten ans Tageslicht gebracht, wie die Polizei mitteilte. | |
Die Polizei nahm Ermittlungen wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher | |
Körperverletzung auf. Experten machten sich sofort an die Ursachensuche. | |
Beide verletzten Bergmänner, ein Deutscher und ein Pole, erlitten einen | |
Schock und wurden ins Krankenhaus gebracht, wie ein Polizeisprecher am Ort | |
des Geschehens sagte. | |
Beide Männer hätten selbstständig gehen können und seien ansprechbar | |
gewesen. Die übrigen Bergleute hätten sich selbstständig in die dafür | |
vorgesehenen Sicherheitsräume begeben, schilderte Erik Fillinger, | |
technischer Geschäftsführer der Grube, am Freitag vor Journalist*innen. | |
Diese hätten sie später in Begleitung der Grubenwehr selbstständig | |
verlassen. | |
Grund für die Verpuffung war nach ersten Erkenntnissen des Landesbergamts | |
ein explosives Gasgemisch gewesen, das sich in der Grube westlich von | |
Halle/Saale gebildet hatte. Eine Verpuffung ist eine plötzliche Entzündung, | |
die sich mit Druck ausbreitet. Feuerwehr und Rettungskräfte waren mit einem | |
Großaufgebot im Einsatz. Nach der Bergung aller Mitarbeiter begann noch am | |
Freitag die Suche nach der Unglücksursache. Es sei Entwarnung gegeben | |
worden. | |
## Wasserstoff könnte Ursache sein | |
Nun würden Experten des Landesbergamts unter Tage fahren und mit | |
Untersuchungen beginnen, sagte der Abteilungsleiter Bergbau, Uwe Schaar, in | |
Halle. Die üblichen Arbeiten in der Grube würden so lange ruhen, bis die | |
Ursache geklärt sei. Wie lange das dauern werde, könne er noch nicht sagen, | |
so Schaar. | |
In der Grube Teutschenthal arbeiten nach Unternehmensangaben etwa 100 | |
Menschen. Für die Anlage gebe es spezielle Sicherungs- und | |
Rettungsszenarien, sagte Schaar. In den vergangenen 15 Jahren wurde das im | |
Jahr 1982 stillgelegte Bergwerk umgebaut. Heute handelt es sich um ein | |
sogenanntes Versatzbergwerk. Dort werden auf 14 Quadratkilometern | |
Grundfläche Abfälle deponiert, um die Grube zu stabilisieren. | |
Bis in die 1980er Jahre waren dort Kali und Steinsalze abgebaut worden. Das | |
in der Grube für die Verfüllung der Hohlräume verwendete Material stammt | |
zum Teil aus Müllverbrennungsanlagen. „In dem Filterstaub ist auch | |
Wasserstoff enthalten“, sagte Fillinger mit Blick auf Vermutungen des | |
Landesbergamts, dass Wasserstoff bei der Verpuffung in der Grube eine Rolle | |
gespielt haben könnte. | |
## Anwohner*innen klagen über Geruchsbelästigungen | |
„Auf die Gefahr der Explosionen oder Verpuffungen haben wir schon seit | |
Jahren hingewiesen“, sagt ein Sprecher der [2][Bürgerinitiative | |
Teutschenthal]. Aus den teils unkontrollierten Abfallgemischen, die aus | |
ganz Europa stammten, würden Wasserstoff, Ammoniak und andere giftige Gase | |
entstehen. Seit rund zwei Jahren klagen die Anwohner*innen wegen | |
Geruchsbelästigungen durch die Grube. Am Freitag organisierte die | |
Initiative eine Mahnwache, um auf das Problem aufmerksam zu machen. | |
Die Kali-Gewinnung findet in Deutschland heutzutage nur noch an wenigen | |
Orten statt. Das einzige Unternehmen, das im Bundesgebiet noch Kali in | |
großem Stil fördert, ist nach eigenen Angaben das Bergbauunternehmen K+S. | |
Der Konzern mit Sitz in Kassel hat demnach noch fünf aktive Gruben. In der | |
größten deutschen Bergbauregion, dem Ruhrgebiet, sind seit Ende vergangenen | |
Jahres alle Zechen geschlossen. | |
Als Deponie wird keine ehemalige Schachtanlage genutzt, dazu sind nach | |
Angaben des Kohlekonzerns RAG die geologischen Verhältnisse nicht geeignet. | |
In die Schächte, in denen die Kohle nach oben gefördert wurde, werden | |
enorme Mengen Beton geschüttet, um sie dauerhaft zu verschließen. | |
8 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Kali-Abbau-in-Hessen-und-Thueringen/!5502919/ | |
[2] https://giftmuellregion-halle.de/index.php/home-page/worum-geht-es-hier | |
## AUTOREN | |
Denis Giessler | |
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