# taz.de -- Beschluss der Bundesregierung: Ende der Plastiktüte eingetütet | |
> Weltweit werden Plastiktüten verboten, jetzt zieht Deutschland nach. Die | |
> typische Wegwerftüte an der Kasse im Supermarkt ist bald Geschichte. | |
Bild: „Ja, die Menschen ohne Seele kaufen Dinge ohne Seele kaufen Plastik“ … | |
Berlin dpa/taz | Die Bundesregierung hat ein Verbot von Plastiktüten auf | |
den Weg gebracht. Das Bundeskabinett [1][verabschiedete den Gesetzentwurf] | |
von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, in dem es nicht etwa um | |
Müllbeutel oder Verpackung geht, sondern um die typischen Tüten, die man im | |
Supermarkt oder anderen Geschäften beim Bezahlen bekommt . In aller Regel | |
kosten die inzwischen etwas oder [2][werden durch Alternativen ersetzt]. | |
Andere Materialien verlagern aber die Umweltprobleme oft nur, [3][warnt | |
etwa der Umweltverband Nabu]. | |
„Plastiktüten sind der Inbegriff von Ressourcenverschwendung: Sie werden | |
aus Rohöl hergestellt und sie oft nur wenige Minuten genutzt“, sagte die | |
SPD-Politikerin in Berlin. Auch sogenannte bio-basierte und bio-abbaubare | |
Tüten sollen verboten werden. Ausgenommen sind aber die besonders dünnen | |
Tütchen etwa für Obst und Gemüse sowie stabilere Tragetaschen ab einer | |
Wandstärke von 50 Mikrometern. Nach dem Kabinettsbeschluss muss der | |
Bundestag sich mit dem Gesetz befassen. Wenn es Bundestag und Bundesrat | |
passiert hat, soll es noch eine rund sechsmonatige Übergangsfrist für die | |
Tüten geben, um Restbestände in den Läden abzubauen. | |
Schulze hatte ein Verbot von Plastiktüten zunächst nicht geplant, weil es | |
eine Vereinbarung ihres Ministeriums mit großen Teilen des Handels gab, | |
diese nur noch gegen Geld an Kunden auszugeben. Das hat in den vergangen | |
Jahren dazu geführt, dass sehr viel weniger Tüten verbraucht wurden – pro | |
Kopf im Jahr 2018 nur noch rund 20, 2015 waren es noch 68 gewesen. Es sei | |
allerdings nicht zu erwarten, dass der Verbrauch auf der Grundlage dieser | |
Vereinbarung noch signifikant sinken werde. | |
## EU und Jamaika verbieten Strohhalme | |
Mittlerweile werden überall auf der Welt Gesetze erlassen, um | |
verschiedenste Einwegprodukte oder Verpackungen aus Kunststoff zu | |
verbieten. Das EU-Parlament hat Anfang 2019 beschlossen, dass Strohhalme, | |
Geschirr oder Ballonstäbchen aus Kunststoff ab 2021 in der Europäischen | |
Union nicht mehr verkauft werden dürfen. | |
In der Karibik mit ihren wunderbaren weißen, aber häufig vermüllten | |
Stränden war man schneller. In Jamaika, Barbados, Belize, Costa Rica, | |
Dominica, Grenada, Trinidad und Tobago sowie den Bahamas sind Herstellung | |
und Import von Einwegartikeln aus bestimmten Kunststoffen seit Anfang 2019 | |
nicht mehr erlaubt. | |
In Jamaika zum Beispiel dürfen Strohhalme, Plastikflaschen und | |
Speiseverpackungen aus Styropor nicht mehr verkauft werden, ab 2021 dürfen | |
an Tetrapaks keine Strohhalme mehr kleben. In den nächsten Jahren wollen | |
die Karibikstaaten die Verbote auf weitere Plastikartikel und Tüten | |
ausdehnen. | |
Den Kunststofftüten haben auch schon zahlreiche Länder in Afrika den Kampf | |
angesagt. So sind die Beutel in Ruanda seit Jahren verboten; allerdings | |
gibt es immer wieder Berichte, dass Schmuggler das Einfuhrverbot | |
unterlaufen. Kenia und Marokko bestrafen die Besitzer oder Verkäufer von | |
Plastiktüten. Wer sie verkauft, muss mit hohen Geldstrafen von bis zu | |
40.000 Dollar oder gar mehrjährigen Gefängnisstrafen rechnen. Das | |
Auswärtige Amt rät deshalb in seinen Reiseempfehlungen, nach Kenia „keine | |
Plastiktüten mitzuführen“. Der indische Bundesstaat Maharashtra hat 2018 | |
Verkauf und Gebrauch [4][vieler Plastikprodukte verboten]. Darunter fallen | |
dünne Tüten, Mini-Getränkeflaschen, Einweggeschirr und Deko-Styropor. | |
## Auch Islamisten untersagen Einwegplastik | |
Selbst die radikal-islamistische Bewegung al-Shabaab sorgt sich um das | |
Wohlergehen von Mensch und Tier, wenn es um Plastik geht – und hat in den | |
Gegenden Somalias, die sie beherrscht, Einweg-Plastikbeutel untersagt. | |
In Staaten, die keine Anstalten zur Regulierung von Plastik machen, werden | |
zum Teil Städte oder Bundesstaaten aktiv, etwa in den USA. So dürfen | |
Restaurants oder Supermärkte in Seattle seit 2018 Essen nicht mehr in | |
Einweggeschirr oder mit Strohhalmen abgeben, ab Mitte 2019 werden nach | |
einer Übergangszeit in New York City Becher, Teller oder Schüsseln aus | |
Styropor verboten. Auch Hawaii und Kalifornien haben entsprechende Gesetze | |
erlassen. | |
Trotz all dieser Initiativen – Sorgen um die Kunststoffindustrie müssen wir | |
uns nicht machen. Die Branchenvereinigung meldete bei ihrem letzten | |
Jahresbericht ein solides Wachstum; 2016 produzierte die Industrie nach | |
Angaben des Verbands der Kunststoffindustrie Plastics Europe in Europa 60 | |
Millionen Tonnen Kunststoff, 2017 waren es 64,4 Millionen Tonnen. Weltweit | |
haben in diesem Jahr 348 Millionen Tonnen Plastik die Fabriken verlassen. | |
In Deutschland sind in den vergangenen 20 Jahren die Mengen von Glas- und | |
Metallverpackungen laut Umweltbundesamt stark gesunken. Zugelegt haben | |
Verpackungen aus Papier – und aus Plastik. | |
6 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Gesetzentwurf-der-Umweltministerin/!5623919 | |
[2] /Der-Kampf-gegen-Plastikmuell/!5591532 | |
[3] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte… | |
[4] /Verbot-von-Plastiktueten-in-Indien/!5582050 | |
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