# taz.de -- Merkel in Indien: Bürokratie als Hindernis | |
> Die Kanzlerin ist zu Gast in Indien. Neben dem Thema Wirtschaft stehen | |
> Nachhaltigkeit, Innovationen und Frauenrechte auf dem Programm. | |
Bild: Die Kanzlerin bei der Begrüßung in Delhi | |
DELHI taz | Mit einer Militärehrung begann am Freitagmorgen offiziell der | |
[1][vierte Besuch der Bundeskanzlerin in Indien]. Dicke Nebelschwaden | |
hingen in der Luft, als Angela Merkel auf ihren indischen Amtskollegen | |
Narendra Modi traf. Bereits am Donnerstagabend reiste Merkel mit drei | |
Ministern an, um bei den fünften deutsch-indischen Regierungskonsultationen | |
insgesamt 22 Abkommen zu unterzeichnen. | |
Das große Potenzial Indiens wurde zwar schon bei früheren Besuchen der | |
Kanzlerin betont, dennoch wurde es nie richtig gehoben. Denn die indische | |
Bürokratie ist oft ein Hindernis. Merkel sagte diplomatisch, dass es | |
deutliche Verbesserung für Investitionen in Indien gäbe. Doch die | |
Zusammenarbeit beider Länder beschränke sich nicht nur auf | |
Wirtschaftliches. | |
Die bilateralen Verträge umfassen die Bereich Elektromobilität, Künstliche | |
Intelligenz, Bildung oder die Modernisierung der Landwirtschaft. Es ging | |
auch um Entwicklungshilfe, sie sprach die „Beratung für Müllentsorgung, | |
Wassermanagement oder Smart Citys“ an. | |
Merkel erwähnte, dass zwar 20.000 Inder*innen in Deutschland studieren, es | |
aber mehr sein könnten. Nach einem Gespräch mit fünf jungen weiblichen | |
Führungskräften plädierte sie für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. | |
Damit deutet sie auf die zu niedrige Beschäftigungsquote von Frauen hin. | |
Nachdem Merkel das Haus des Freiheitskämpfers Gandhi bereits am Freitag | |
besucht hat, folgen am Samstag eine Stippvisite beim Zulieferer Continental | |
und eine Teilnahme an der Jahreshauptversammlung der deutschen | |
Auslandshandelskammer (AHK) in Indien. | |
## Vermehrt Softwareentwicklung | |
AHK-Geschäftsführer Bernhard Steinrücke beobachtet, dass deutsche | |
Unternehmen wie Siemens, Mercedes oder Bosch in Indien vermehrt auf | |
Softwareentwicklung setzen: „Indien ist immer noch einer der großen | |
Wachstumsmärkte der Welt. Man muss bedenken, dass das Land 15 Jahre nach | |
China liberalisiert hat.“ | |
1.800 deutsche Firmen sind derzeit in Indien tätig. Sie produzieren vor | |
allem für den indischen Markt. „Damit sind in Indien 520.000 Menschen | |
direkt und indirekt durch deutsche Firmen beschäftigt“, so Steinrücke. Im | |
vergangenem Jahr lag das indische-deutsche Handelsvolumen immer hin bei | |
21,4 Milliarden Euro, Deutschland ist damit größter Handelspartner Indiens | |
in der Europäischen Union. | |
Dennoch belieben für viele Inder*innen deutsche Produkte unerschwinglich | |
und teilweise ungewohnt, sagte der Finanzberater Bhavik Dand aus Mumbai. | |
Deshalb würden sie günstigere Modelle bevorzugen. „Die wirtschaftliche | |
Situation ist im Moment wirklich schlecht. Die Brieftaschen der Leute | |
wurden direkt getroffen“, sagt Dand. | |
Es sind die Nachwehen der Währungsreform in 2016 sowie der Einführung der | |
Mehrwertsteuer, die Indien spürt. Zum Tief auf dem Arbeitsmarkt wird die | |
Wirtschaft von einem Bankenskandal belastet. | |
Doch davon war nicht groß die Rede. Ein weiteres Thema wurde auf der Reise | |
der Kanzlerin bisher kaum angetastet: die Kaschmirkrise. Dazu wollte sich | |
Merkel noch mit Modi austauschen, der sie „eine Freundin Indiens und eine | |
persönliche Freundin“ bezeichnete. Die Situation der Menschen in Kaschmir | |
müsse sich verbessern, so die Kanzlerin. „Wir setzen uns für Deeskalation | |
ein und wünschen uns, dass Indien und Pakistan eine friedliche Lösung | |
finden“. Sie wolle die Argumente des Premiers hören. | |
1 Nov 2019 | |
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[1] /Wirtschaftliche-Kooperation-mit-Indien/!5237465 | |
## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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