# taz.de -- Namensstreit in Jugendzentrum: „Antifa Café“ nicht erwünscht | |
> Pinnebergs Bürgermeisterin findet, der Name „Antifa Café“ sei negativ | |
> behaftet. Es kam zum Rauswurf der Gruppe, der mittlerweile zurückgenommen | |
> wurde. | |
Bild: Negativ behaftet oder okay? Antifa-Flagge bei einer bei der Demonstration… | |
HAMBURG taz | Der Name führte zum Eklat: In Pinneberg gibt es Ärger um ein | |
„Antifa Café“, das bislang im Jugendzentrum „Geschwister-Scholl-Haus“ | |
stattgefunden hat. Wie die Gruppe mitteilte, wollte die parteilose | |
Bürgermeisterin Urte Steinberg sie nicht weiter im Jugendzentrum dulden, | |
zumindest nicht unter der Bezeichnung. Dann wurde die Gruppe aus dem | |
Jugendzentrum geworfen. „Wir erachten das Vorgehen und den Umgang der | |
Bürgermeisterin für absolut inakzeptabel“, heiß es aus dem Team des | |
„Cafés“. Die Stadt bestätigt den Disput um den Namen, spricht beim Rauswu… | |
allerdings von einem „Missverständnis“. | |
Seit einigen Monaten kommt in der staatlich getragenen Einrichtung ein | |
loser Zusammenschluss von Jugendlichen zu dem „Antifa Café“. Bis zu 50 | |
junge Menschen besuchten Veranstaltungen in der schleswig-holsteinischen | |
Stadt. In den Räumen an der Bahnhofstraße hörten sie Vorträge von Zebra e. | |
V., einer Beratungsstelle für Opfer von rechter Gewalt, oder | |
Crewmitgliedern der „Iuventa – Jugend rettet“, die über das Sterben im | |
Mittelmeer berichteten. | |
„Der Zuspruch ist wirklich gut“, sagte ein Teammitglied der taz. Der Zulauf | |
erfreue ihn, gerade wegen der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung nach | |
rechts. Weitere Abende seien bereits in Planung gewesen: Unter anderem | |
sollte eine Überlebende des Holocaust kommen sowie ein Mensch aus der | |
Keupstraße, wo der NSU eine Nagelbombe zündete. | |
Doch dann habe die Bürgermeisterin das Café-Team über die Mitarbeiter*innen | |
des Jugendzentrums wissen lassen, dass sie den Namen „Antifa“ nicht mehr | |
führen dürften. Nach internen Gesprächen hätten sich die Teammitglieder | |
entschieden, ihre „Werte“ und ihre „Haltung“ zu verteidigen. Sie hätte… | |
eine schriftliche Erklärung gebeten und Gesprächsbereitschaft gezeigt. Auf | |
beides habe die Bürgermeisterin nicht reagiert. | |
## Missverständnis innerhalb der Verwaltung | |
Am 7. November bat dann die Leitung des Jugendzentrums das Team zum | |
Gespräch, das im Rahmen des geöffneten Cafés geführt wurde. Das „Antifa | |
Café“ blieb bei seiner Position, so dass die Leitung ein Hausverbot | |
ausgesprochen habe – zwei Tage vor dem 9. November, an dem die | |
Reichspogromnacht 1938 stattfand, wie das Team betont und dabei zudem auf | |
die Namensgeber des Jugendzentrums verweist: Sophie und Hans Scholl waren | |
Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die 1943 von den Nazis | |
hingerichtet wurden. | |
Rathaussprecherin Maren Uschkurat erklärte am Montag, der Rauswurf basiere | |
auf einem „Missverständnis“ innerhalb der Verwaltung. Irgendwo zwischen | |
Bürgermeisterin und Mitarbeitern im Haus sei etwas nicht richtig | |
kommuniziert worden, erklärte sie der taz. | |
Auch habe es kein echtes Hausverbot im rechtlichen Sinne eines | |
Betretungsverbots gegeben. „Grundsätzlich kam die Frage auf, ob der Name | |
‚Antifa Café‘ möglicherweise negativ behaftet sein könnte wegen G20 und … | |
linksextremen Krawallen.“ Deshalb sei die Antifa-Gruppe angesprochen | |
worden, „ob nicht ein anderer Name gewählt werden könnte“, so Uschkurat. | |
Dass die Gruppe sich weiterhin als Antifa bezeichnen will, würde jedoch | |
akzeptiert. Sie könne die Räumlichkeiten weiter nutzen. | |
Das Antifa Café erklärte dazu am Montag: „An ein Missverständnis glauben | |
wir nicht. Mit Nachdruck wird uns seit Monaten über Dritte mitgeteilt, wir | |
müssen den Namen ändern, da ansonsten ein Verbot ausgesprochen wird.“ | |
Klaus-Dieter Brügmann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag, nannte | |
das Vorgehen der Bürgermeisterin „eine Verhöhnung der Namensgeber des | |
Jugendzentrums“. | |
12 Nov 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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