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# taz.de -- Deutsch-bolivianische Kooperation: Bolivien kippt Lithium-Projekt
> Präsident Evo Morales soll das Vorhaben untersagt haben. Die Deutschen
> wollten sich mit dem Projekt von asiatischen Zulieferern unabhängiger
> machen.
Bild: Unter der Oberfläche des bolivianischen Uyuni sollen die weltweit größ…
BERLIN taz | Ein wichtiges [1][deutsch-bolivianisches Projekt zur
Lithium-Förderung] steht offenbar auf der Kippe: Präsident Evo Morales habe
das Dekret für ungültig erklärt, mit dem er selbst das Vorhaben vor einem
Jahr genehmigt hat, berichtet die örtliche Nachrichtenagentur Agencia
Boliviana de Información (ABI).
Diese nennt jedoch nicht Morales selbst als Quelle, sondern Juan Carlos
Cejas, den Gouverneur des Departements, in der die Vorkommen des
Akku-Rohstoffs lagern. „Mit Dekret 4070 ist die Aufhebung des Dekrets 3738
vom 7. Dezember 2018 beschlossen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters
den Politiker.
In Deutschland ist die Firma Acisa aus Zimmern ob Rottweil der
Projektpartner. Dort ist nun unklar, wie es nun weitergeht. „Wir wurden von
der Nachricht überrascht“, sagte Firmenchef Wolfgang Schmutz der taz. „Wir
haben ebenfalls nur aus der Presse davon erfahren, dass das Dekret 3738
außer Kraft gesetzt wurde.“
Dabei handelt es sich um die ursprüngliche Anweisung, mit der Morales das
Vorhaben zur gemeinsamen Lithiumgewinnung ins Leben gerufen hat. Bis vor
wenigen Tagen sei das Projekt noch planmäßig gelaufen, das
Gemeinschaftsunternehmen YLB-Acisa E.M. sei erst vor wenigen Tagen ins
Handelsregister eingetragen worden. „Wir werden daher erst einmal wie
geplant am Projekt weiterarbeiten“, kündigte Schmutz an.
Lithium lässt sich zwar auch auf dem Weltmarkt einkaufen, doch China war in
den vergangenen Jahrzehnten schlau genug, sich rund um den Globus die
Rechte an bekannten Vorkommen zu sichern. Wirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU) will die deutsche Industrie künftig unabhängiger machen von
Akkus aus Asien. [2][Schließlich ist die Elektromobilität eine
Schlüsseltechnik.]
## Stimmung gewandelt
Deshalb war er im Dezember 2018 dabei, als die Verträge für das
Lithium-Projekt unterzeichnet wurden. Auch Baden-Württembergs
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat sich dafür
starkgemacht. Das Bundeswirtschaftsministerium habe keine weiteren
Informationen zu dem Vorgang, beobachte die Lage aber genau, sagte eine
Sprecherin.
Seitdem hat sich in Bolivien jedoch die Stimmung gegen das Projekt
gewandelt. Widerstand gegen ausländische Investitionen ist dort nach
Jahrhunderten der Ausbeutung populär. Konkret waren es zwei Gruppen, die
Stimmung gegen das Acisa-Projekt gemacht haben. Die eine ist eine
Bürgerbewegung in der Stadt nahe dem Salzsee mit dem Lithium. Die andere
ist ein Verband von Bauern aus der bolivianischen Hochebene. Beide Gruppen
sind überzeugt, dass die Deutschen die Einheimischen übervorteilt haben.
Sie fordern eine höhere Beteiligung der Region an den Gewinnen.
In der Salzwüste von Uyuni im Hochland von Bolivien lagern noch Millionen
von Tonnen des Alkalimetalls, das die entscheidende Zutat für all die
Batterien ist, die vom Handy bis zum neuen Elektroauto von VW praktisch
alle modernen Produkte antreiben. Acisa verfügt nach eigener Auskunft über
chemische Techniken, die den Abbau zugleich umweltfreundlicher und um ein
Vielfaches effizienter machen.
5 Nov 2019
## LINKS
[1] /Boliviens-Lithium-fuer-deutsche-Batterien/!5554395
[2] /Regionen-werben-um-Batteriefabrik/!5572096
## AUTOREN
Finn Mayer-Kuckuk
## TAGS
Rohstoffe
Lithium
Bolivien
E-Autos
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