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# taz.de -- UNO-Institution am Pranger: Klimaprotest gegen Weltbank
> Internationale NGOs protestieren in Washington gegen die Klimapolitik der
> Weltbank. Diese fördert trotz 1,5-Grad-Ziel weiter fossile Brennstoffe.
Bild: Nicht nur in Deutschland dampft es: Braunkohlekraftwerk Jänschwalde
Berlin taz | Zum Auftakt der heißen Phase der Herbsttagung des
Internationalen Wirtschaftsfonds (IWF) und der Weltbank will am Freitag ein
internationales Bündnis von Nichtregierungsorganisationen in Washington
gegen die Weltbank protestieren. Diese soll laut [1][Recherchen von
Urgewald] in öffentlich zugänglichen Informationen der Weltbank in großem
Maße die Ausbeutung fossiler Energien gefördert haben – gegen ihre selbst
gesetzten klimapolitischen Ziele.
Allein zwischen 2014 und 2018 soll die Weltbank so laut Urgewald in 45
Ländern fossile Brennstoffe unterstützt haben, zum Beispiel in Mosambique,
Bhutan und Afghanistan. Hierfür habe die Weltbank-Gruppe über 12 Milliarden
Dollar in die Projektfinanzierung für 88 fossile Brennstoffprojekte in 38
Ländern zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus soll sie die Entwicklung
fossiler Brennstoffe in mindestens 28 Ländern durch politische Projekte
gestärkt haben. In sechs dieser Länder soll die Energiegewinnung durch
Kohle subventioniert worden sein.
Die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald will in einem
„Carpet of truth“ („Wahrheitsteppich“) sämtliche fossile Vorhaben der
Weltbank vorstellen und per offenem Brief [2][konkrete Forderungen an die
Führungsriege der Weltbank überreichen]. „Wir fordern, dass die Weltbank
endlich aufhört so widersprüchlich beim Klimaschutz zu handeln“, sagte
Urgewald-Sprecher Moritz Schröder-Therre. Er erwartete etwa 100
Protestierende vor Ort auf einem Grünstreifen direkt vor dem Haupteingang
der Weltbank in Washington.
„Es kann nicht sein, dass die Weltbank Entwicklungsländer nach wie vor auf
den fossilen Pfad bringt, das widerspricht auch ihren eigenen gesetzten
Klimazielen.“ kritisierte Schröder-Therre. Die Klimapolitik der Weltbank
sei auch nicht konform mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens. „Das ist
nicht die Zukunft.“
## Appell an die Verantwortung der großen Finanzmächte
Urgewald, Greenpeace, Fridays for Future sowie Gruppen der
US-amerikanischen Klimabewegung, verschiedene Menschenrechtsgruppen und
Organisationen indigener Gruppen kritisierten in dem Brief die bisherige
Politik der zentralen Führungsmächte der globalen Finanz- und
Wirtschaftswelt scharf und appellieren an die Verantwortung der großen
Finanzmächte „eine Klimakatastrophe zu verhindern“.
Seit Montag findet in Washington die Herbsttagung von IWF und Weltbank
statt. Finanzminister*innen, Zentralbänker*innen und Chef*innen von
Großbanken beraten hier über die Weiterentwicklung des globalen Finanz- und
Wirtschaftssystems. Zu den aktuellen Herausforderungen gehören
Entwicklungspolitik, Handelskonflikte, der Klimawandel und die
internationale Finanzstabilität. Aus Deutschland ist Bundesfinanzminister
Olaf Scholz (SPD), dabei.
In dem offenen Brief fordern die Protestierenden Weltbank-Chef David
Malpass auf, bis spätestens Ende 2020 vollständig aus der Förderung
fossiler Energien auszusteigen und sich stärker für eine CO2-neutrale Welt
und ein besseres Klima einzusetzen. Außerdem sollen alle Geschäftspartner
der Weltbank aufgefordert werden, sich von allen fossilen Brennstoffen,
auch Kohle, zu trennen und bis 2020 mindestens 40 Prozent aller Finanzen in
den Klimaschutz zu investieren.
## IWF und Weltbank schon länger in der Kritik
Der IWF hat sich seit seiner Gründung 1944 das Ziel gesetzt die
internationalen Finanzmärkte zu stabilisieren, Geldpolitiken zu überwachen
und die internationale Zusammenarbeit in der Währungspolitik zu fördern.
Außerdem sollen mit Hilfe von Krediten und Beratung Wachstumsprojekte in
ehemals kolonisierten Ländern gestärkt werden. Der Schwerpunkt der
Weltbank-Gruppe, einer Sonderorganisation der UNO, liegt in der
Unterstützung und Stärkung von Ländern, die auch heute noch unter den
Folgen von Kolonialherrschaft leiden.
Kritiker*innen bemängeln jedoch schon seit langem, dass die gegebenen
Kredite Investitions- und Rohstoffprojekte meist weniger der Bevölkerung
dieser Länder als den Industrieländern selbst helfen.
18 Oct 2019
## LINKS
[1] https://urgewald.org/sites/default/files/Fossil%20Facts%20World%20Bank.pdf
[2] https://bigshiftglobal.org/letter-world-bank-president-and-executive-direct…
## AUTOREN
Leonie Asendorpf
## TAGS
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