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# taz.de -- Hygienemängel bei Wurstfirma: Grusel mit Wilke-Wurst
> Foodwatch wirft den hessischen Behörden vor, im Fall Wilke zu spät
> eingegriffen zu haben. Und veröffentlicht einen bisher geheimen Bericht.
Bild: Fies: Gelb markierte Bakterien haben sich angeheftet, rot markierte dring…
Frankfurt taz | Der bislang geheime Bericht der hessischen
Lebensmittelüberwachung [1][über die Zustände beim inzwischen geschlossenen
nordhessischen Wurst- und Fleischwarenhersteller Wilke] liest sich wie ein
Gruselstück.
„Verwesungsgeruch“ in einem Aufzug, in dem unverpackte Wurst und Fleisch
transportiert wurde, ein Wurstkutter, in den von der Decke Kondenswasser
tropfte, Produktionsrückstände in der Lochscheibe einer Wurstmaschine,
Schimmel, Rost und Kalkrückstände an Decken und Wänden – das ist nur ein
kleiner Auszug aus der Mängelliste der Task Force Lebensmittelsicherheit
des Regierungspräsidiums Darmstadt.
Ihr Resumee: Dort herrschten „ideale Bedingungen für die Vermehrung und
Verbreitung von Listerien“. Der Betrieb gilt als Verursacher von bundesweit
mindestens 37 Lysterienerkrankungen, von denen drei tödlich verlaufen sind.
Die Organistation Foodwatch hat diesen Bericht vom 2. Oktober jetzt
öffentlich gemacht. Die Firma Wilke sei schon „über einen langen Zeitraum
offenbar nicht in der Lage“ gewesen, „sichere Lebensmittel herzustellen“.
Die Behörden hätten „mehr den Betrieb als die Verbraucherinnen und
Verbraucher geschützt“, kritisiert Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücke…
Er spricht von einem „totalen Behördenversagen“.
## Niemand schlug Alarm
Das hessische Verbraucherschutzministerium bestätigte die Echtheit des
Dokuments. Mit Hochdruck arbeite das Ministerium an der Aufarbeitung. Von
den unhaltbaren Zuständen habe das Ministerium jedoch erst durch diesen
Bericht erfahren, hieß es in Wiesbaden.
Der Fleisch- und Wursthersteller Wilke musste in den Jahren 2012 und
zweimal im Jahr 2013 insgesamt fast fünf Tonnen mit Salmonellen verseuchte
Produkte zurückrufen. Mehrfach gab es auch danach Beanstandungen, auch
wegen Listerien.
Bereits Mitte März informierten die Behörden der Hansestadt Hamburg das
Unternehmen, seine Produkte hätten die Grenzwerte für Listerien
überschritten. Bei Kontrollen stellte die Lebensmittelaufsicht zwar
Hygienemängel fest und ordnete Maßnahmen an, doch die im Bericht der
Tasc-Force protokollierten baulichen Mängel und der Zustand der
Produktionsanlagen hätten schon zu diesem Zeitpunkt auffallen müssen.
Niemand schlug Alarm, als das Veterinäramt Balingen im April 2019 über
einen möglichen Zusammenhang zwischen den Listerienerkrankungen und
Wilke-Produkten nach Hessen meldete.
## „Grobe Fahrlässigkeit“
Eine ähnliche Mail der Bundesbehörden vom 20. August an das hessische
Verbraucherschutzministerium blieb eine Woche lang ungeöffnet im Postfach.
Erst als Ende September definitiv feststand, dass mit Wilke der
Listerien-Herd gefunden war, wurde der Betrieb geschlossen.
Den hessischen Behörden wirft der baden-württembergische
Verbraucherschutzminister Peter Hauk, CDU, denn auch vor, zu spät reagiert
zu haben. Bereits „seit Ostern“ sei das Listerien-Problem bei Wilke bekannt
gewesen, sagte er dem SWR. „Die Nichtreaktion ist eine grobe Fahrlässigkeit
der verantwortlichen Behörden und hat Menschenleben aufs Spiel gesetzt“, so
der Minister.
Auf Antrag von Linken und FDP wird der Hessische Landtag am Donnerstag über
den Skandal debattieren. Der Linken-Abgeordnete Torsten Felstehausen
forderte [2][die grüne Verbraucherschutzministerin Piska Hinz auf,
Verantwortung zu übernehmen]. „Statt die Kontrollen engmaschiger zu machen,
hat sie hier offenbar lange tatenlos zugesehen. Wir erwarten nun eine
lückenlose Aufklärung mit personellen Konsequenzen und die Neuordnung der
Lebensmittelüberwachung in Hessen“, forderte Felstehausen.
29 Oct 2019
## LINKS
[1] /Nach-Todesfaellen-durch-verseuchte-Wurst/!5631256
[2] /Tote-durch-Listerien-in-Wilke-Fleisch/!5629644
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Fleisch
Wurst
Hessen
Listerien
Lebensmittel
Listerien
Lebensmittelwirtschaft
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