# taz.de -- Studie der Royal Agricultural University: Bio kann dem Klima schaden | |
> Öko-Landwirtschaft zu Hause kann Emissionen im Ausland antreiben. Noch | |
> ist unklar, inwiefern das auf Deutschland übertragbar ist. | |
Bild: Schön bunt, aber nicht unbedingt besser fürs Klima: Bio aus dem Ausland | |
Berlin taz | Eine Umstellung der Landwirtschaft auf ökologisches | |
Wirtschaften verringert nach einer neuen Studie zwar regional den | |
CO2-Ausstoß, kann aber weltweit zu mehr schädlichen Klimagasen führen. Das | |
ist das Ergebnis [1][einer Untersuchung] der Royal Agricultural University, | |
die am Dienstag veröffentlicht wurde. | |
Darin sehen die Autor*innen vor allem ein Problem, wenn landwirtschaftliche | |
Produkte nach einer Umstellung auf Bio vermehrt aus dem Ausland importiert | |
werden und die Verhaltensmuster beim Essen und Wegwerfen von Lebensmitteln | |
sich nicht ändern. | |
Das Autorenteam hat geschätzt, was eine Umstellung auf 100 Prozent | |
Ökolandbau in England und in Wales für den CO2-Fußabdruck der | |
Landwirtschaft bedeuten würde. Das Ergebnis: Der Ausstoß von Kohlendioxid | |
ginge beim Getreide- und Gemüseanbau in Großbritannien um 20 Prozent | |
zurück, bei der Haltung von Nutztieren um 4 Prozent. | |
Gleichzeitig würden sich aber die Erträge um etwa 40 Prozent verringern. | |
Wenn diese Lücke durch Importe geschlossen werden müsste, würden dafür | |
irgendwo neue Agrarflächen benötigt, die konventionell beackert würden. | |
Dazu käme der Transport der Produkte. Unterm Strich lägen die | |
[2][CO2-Emissionen] höher. Ohne deutlich weniger Fleischkonsum und weniger | |
Verschwendung brächte Bio in diesem Fall mehr Klimagase als die | |
konventionelle Landwirtschaft. | |
## Die Ergebnisse für Deutschland sind unklar | |
Unabhängige Experten, die das Rechercheprojekt „Science Media Center“ nach | |
Kommentaren gefragt hat, attestieren der Studie, sie sei verlässlich und | |
nachvollziehbar. Ob und wie sehr die Ergebnisse auf Deutschland übertragbar | |
sind, ist allerdings offen, weil etwa die Fruchtfolge und die angebauten | |
Produkte verschieden seien. | |
„Die Studie zeigt, dass die Umstellung auf Biolandbau ungewollte | |
Konsequenzen in anderen Ländern haben kann und nicht zu einer globalen | |
Reduktion der Treibhausgase aus der Landnutzung führt“, sagt etwa Klaus | |
Butterbach-Bahl vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung beim | |
Karlsruher Institut für Technologie. | |
Die [3][Landwirtschaft] könne aber auch durch „angepasste Düngung und | |
Fütterung, bessere Humusbodenbewirtschaftung oder Vernetzung von Tier- und | |
Getreideproduktion“ das Klima schützen. „Die Potenziale hier sind bei | |
weitem nicht ausgeschöpft.“ | |
Für Adrian Müller von der ETH Zürich kommt allerdings die Frage zu kurz, | |
welchen Einfluss weniger Verschwendung und Fleischkonsum hätten. „Andere | |
Studien zeigen, dass eine Umstellung auf Bio in Kombination mit diesen | |
Strategien das Potenzial hat, die Ernährung sicherzustellen.“ | |
23 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.cranfield.ac.uk/press/news-2019/organic-farming-could-increase-… | |
[2] /Luftqualitaet-in-Europa/!5634280 | |
[3] /Grosse-Bauernproteste-auf-AfD-Linie/!5633870 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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