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# taz.de -- Klimaprotest in Berlin: Gitarre für den Klimaschutz
> In Berlin blockieren die KlimaaktivistInnen von Extinction Rebellion an
> vielen Standorten die Straßen – die Polizei reagiert besonnen.
Bild: AktivistInnen von Extinction Rebellion mit Gitarren am Großen Stern um d…
Berlin taz | Die TouristInnen am Potsdamer Platz, die wie üblich vor dem
bunten Fake-Mauer-Stück für ein Foto posieren, staunen nicht schlecht:
Punkt 11.15 Uhr strömen Hunderte Menschen auf die Kreuzung – mit Sofas und
Blumentöpfen, Regalen, Isomatten und Thermoskannen. Binnen weniger Minuten
wird ein „Wohnzimmer“, ein „Garten“, eine „Kunstecke“ eingerichtet.…
Frau greift zum Megafon – im Folgenden wiederholt die Menge jeden ihrer
Halbsätze, sodass sich die Information in Windeseile verbreitet: „Wir
warten auf den Truck mit Bühne und Zelten. Bis dahin können wir es uns
gemütlich machen.“
Für Berliner AutofahrerInnen war der Montag vermutlich die Hölle – für
Klimapolitik-Bewegte war die Aktion [1][#Berlinblockieren von „Extinction
Rebellion“ (XR)] zum Auftakt der angekündigten Aktionswochen ein voller
Erfolg.
Auch andere Gruppen folgten dem Aufruf von XR. So versammelten sich um 7
Uhr morgens mehrere hundert AktivistInnen mit Fahrrädern am Frankfurter Tor
in Berlin-Friedrichshain. Die Sektion „Fette Kette“ der Hedonistischen
Internationalen hatte zur „Richtigen Radtour im Falschen“ aufgerufen. Die
Polizei blockierte zunächst und verlangte eine Anmeldung als Demo, die Tour
konnte dann aber doch als regulärer Verkehrsteilnehmer weiterfahren. Die
Reaktion der AutofahrerInnen reichte von unterstützendem Klatschen bis zu
ausfallenden Beleidigungen. Die Fahrradtour erreichte gegen Mittag eine
weitere Blockade im Tiergarten.
Dort hatten bis zu tausend AktivistInnen ab vier Uhr in der Früh die
Zufahrtsstraßen zum Großen Stern mit der berühmten Siegessäule blockiert,
eine der zentralen Verkehrsachsen der Hauptstadt. Die Polizei hatte
offenbar Order, die Proteste zuzulassen. Der Berliner Innensenator Andreas
Geisel (SPD) sagte am Vormittag im RBB-Inforadio, man werde das Ganze erst
einmal als „Demonstration“ betrachten und „mit Augenmaß“ vorgehen, sol…
es friedlich bliebe.
## Auffallend friedlich
Tatsächlich ist „friedlich“ eine zentrale Vokabel, um das Vorgehen von XR …
der „Rebellion gegen die Auslöschung“ – zu beschreiben. Die vorwiegend
jungen Menschen sowohl am Potsdamer Platz als auch am Großen Stern sind
auffallend achtsam und freundlich zueinander, ebenso zu Passanten und
Polizisten.
Diese Atmosphäre hat es auch Will, 34, aus Erlangen, angetan und ihn
ermutigt, allein nach Berlin zu fahren: „Es ist so schön, es gibt keine
Drogen, kein Geschrei, keine Gewalt. Jeder ist hilfsbereit.“ Er habe zuvor
noch nie an derartigen Aktionen teilgenommen, habe aber auf dem Weg nach
Berlin sofort Anschluss an „tolle Menschen“ gefunden.
Zusammengekommen sind viele AktivistInnen, darunter SchülerInnen der
Fridays-for-Future-Bewegung, aber auch sichtlich Ältere, bereits am
Wochenende beim Klimacamp neben dem Kanzleramt. 2.200 Teilnehmende zelten
hier laut XR, viele seien aus den skandinavischen Ländern, aus Polen und
Italien angereist.
Sogar die Polizei scheint angetan. Bislang habe es keine Festnahmen
gegeben, sagte ein Sprecher am Mittag, auch die Teilnehmer des Camps seien
„sehr kooperativ“.
Die Kooperation hat aber ihre Grenzen: Eine „Arche“ aus Holz, die
XR-AktivistInnen aus Frankfurt am Main mitgebracht hatten, durfte nicht auf
dem Kreisverkehr um den Großen Stern aufgebaut werden, die AktivistInnen
mussten sie auf der Mittelinsel zusammenzimmern. Für die kommende Nacht sei
das schlecht, befand ein Aktivist bei einer Beratung von rund 40 Leuten am
späten Vormittag. „Ohne die Arche auf der Straße wird es schwieriger zu
blockieren.“
7 Oct 2019
## LINKS
[1] /Extinction-Rebellion-startet-Proteste/!5631471
## AUTOREN
Susanne Memarnia
Jonas Wahmkow
## TAGS
Extinction Rebellion
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