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# taz.de -- Ini-Sprecher Michael Jung über Nachtzüge: „Viele Flüge sind ü…
> Michael Jung von der Initiative Prellbock setzt sich dafür ein, dass der
> Bahnhof Altona bleibt, wo er ist – auch weil er sich für Nachtzüge
> eignet.
Bild: Soll verlegt werden: Bahnhof Altona
taz: Herr Jung, wann sind Sie zum letzten Mal Nachtzug gefahren?
Michael Jung: Im vorigen Jahr, als ich nach Venedig wollte – mit der
Österreichischen Bundesbahn bis nach Wels, Umsteigen in Villach. Einstmals
gab es schöne Nachtzüge der Deutschen Bahn (DB) nach Venedig, aber die sind
schon [1][vor drei Jahren eingestellt worden].
Wo sind sie losgefahren?
Von Altona, vor der Haustür.
Warum ist der Bahnhof Altona für den Nachtzugverkehr wichtig?
Weil Nachtzüge rechtzeitig bereitgestellt werden müssen, sodass Leute auch
mit Gepäck in Ruhe einsteigen können. Das kann man in einem Kopfbahnhof mit
ausreichenden Gleisen besser als auf einem Durchgangsbahnhof, weil die Züge
dort nur kurz halten dürfen, andernfalls stauen sich die Züge dahinter.
Im Falle einer Verlegung des [2][Bahnhofs zum Diebsteich] wäre ja
vorgesehen, die Züge gleich nebenan in Eidelstedt abzustellen. Warum reicht
das nicht?
Eine Abstellanlage in Eidelstedt ist bisher zwar kolportiert worden, aber
durch nichts bestätigt. Sie läge abseits ohne Infrastruktur. Das macht die
Erreichbarkeit schwierig. Dort will die DB die neue Autozug-Verladeanlage
jetzt hinbauen, nachdem sie anfangs das Projekt Diebsteich komplett ohne
Autoverladeanlage geplant hatte.
Wie wichtig ist die Kombination aus [3][Autoreisezug] und Nachtzug?
Ich glaube, die wird immer wichtiger. Und zwar aus zwei Gründen: Es gibt
viele älter werdende Menschen, die nicht mehr den Horrortrip von 1.000
Kilometern deutscher Autobahn mitmachen wollen, wenn sie nach Österreich
oder in die Schweiz fahren. Gleichzeitig gibt es für die E-Mobilität ein
neues Marktpotenzial: Dass E-Autos während der Fahrt mit dem Nachtzug
aufgeladen werden und damit die Reichweite der E-Autos deutlich verlängert
werden könnte. Dafür müssten natürlich noch Einrichtungen gebaut werden.
Warum hat sich die Bahn die Nachtzüge gespart?
Die Bahn hat sie künstlich unprofitabel gerechnet. Nachtzüge bedingen einen
anderen Aufwand. Man braucht viel qualifiziertes Personal. Dann geht das.
Aber die Deutsche Bahn hat die Angewohnheit, vieles in Kleinstfirmen
auszulagern, die mit sehr hohen Overhead-Kosten belastet werden. Das macht
solche Betriebe unwirtschaftlich. Aber die Österreicher scheinen mit dem
Nachtverkehr ja Geld zu verdienen.
Wie sieht es mit der Nachfrage aus?
Die ist sehr groß. Die Autoreisezüge, die von Anbietern mit veraltetem
Waggonmaterial dargestellt werden wie beim Urlaubs-Express nach Verona und
Villach, sind überbucht. Die können horrende Preise für einen durchaus
verbesserungsfähigen Service nehmen.
Die Nachtzüge ohne Autoreisezüge hatten ja in der Vergangenheit durchaus
Probleme durch die Konkurrenz der Billigflieger.
Ja und nein. Es gibt Leute die nicht gerne fliegen. Billigflieger haben
auch ihre Nachteile mit dem üblichen Stress beim Einsteigen, man darf nur
wenig Gepäck mitnehmen und dergleichen. Es gibt aber auch Verbindungen, die
mit dem Nachtzug darstellbar sind, aber nicht mit einem Billigflieger. Wenn
man von Lüneburg nach München wollte, konnte man früher in Lüneburg in den
Nachtzug zusteigen. Heute muss man erst von Lüneburg zum Hamburger
Flughafen, mit Eincheck-Zeit und, und, und. Solange man nicht direkt in der
Metropole wohnt, geht der Zeitvorteil durch den Billigflieger verloren. Und
die Billigflieger sind auch nicht immer ganz so billig.
An diesem Wochenende veranstalten Sie einen ganzen [4][Kongress] zum Thema
Nachtzüge. Warum ist das Thema so wichtig?
Nachtzüge sind ein Thema der Verkehrswende und des Klimawandels, weil das
die umweltschonendste Form des Reisens ist. Viele Kurz- und
Mittelstreckenflüge auf Entfernungen von 1.000, 1.500 Kilometern sind
eigentlich überflüssig. Sie könnten sehr gut durch Nachtzugverkehr ersetzt
werden. Ich darf daran erinnern, dass Nachtzüge früher auch Fahrräder
mitnahmen. Ich habe das selber mal getan, bin mit dem Fahrrad nach Paris
gefahren und von dort in einer Nacht zurück. Das spart einen Urlaubstag.
Heute können Sie das in der Form nicht mehr tun, weil die
Hochgeschwindigkeitszüge keine Räder mitnehmen.
Reicht es, Nachtzüge anzubieten, oder muss man mehr tun, um Leute dazu zu
bringen, Nachtzug zu fahren?
Natürlich muss man die Nachtzüge dann adäquat bewerben. Aber im Moment sind
sie sehr frühzeitig ausgebucht. Die Nachfrage ist höher als das Angebot.
19 Oct 2019
## LINKS
[1] /Schlaf--und-Liegewagen-in-Deutschland/!5344215&s=Nachtzug+Hamburg/
[2] /Streit-um-Verlegung-des-Bahnhofs-Altona/!5617558/
[3] /Archiv-Suche/!5581425&s=Autoreisez%C3%BCge&SuchRahmen=Print/
[4] https://back-on-track.eu/meeting-in-hamburg-october-2019/
## AUTOREN
Gernot Knödler
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