| # taz.de -- Tatort „Angriff auf Wache 08“: Kosmischer Irrsinn, gute Action | |
| > Die Autoren Stuber und Meyer liefern ein solides Actionszenario. Okay, | |
| > die Story ist ein John-Carpenter-Remake – aber das funktioniert. | |
| Bild: Verkehrspolizistin Cynthia Roth (Christina Große) checkt ihr Ohr nach ei… | |
| Er lässt sich Zeit. Wenn die Action gut ist, kann sie ruhig später kommen, | |
| weiß dieser „Tatort“, und ist nach 15 Minuten immer noch behäbige | |
| Exposition. Es bringen sich Figuren in Stellung, von denen nicht klar ist, | |
| wie sie in die Geschichte hineingehören. Kommissar [1][Felix Murot (Ulrich | |
| Tukur)] hat Urlaub und ist auf dem Weg zu einer zum Museum umgebauten | |
| Polizeiwache, wo ein Ex-Kollege sein Dasein als Schulklassenbespaßer | |
| fristet. | |
| Irgendwo, zweifellos in der Nähe, setzt sich ein Gefangenentransport in | |
| Bewegung, wieder woanders bettelt eine schlecht gelaunte Teenagerin (Paula | |
| Hartmann) ihren Vater um Eis an. Und dann sind da noch vier Herren mit | |
| Maschinengewehren, die im Auto durch Frankfurter Vororte schleichen. | |
| Im Radio ist die Rede von einer nahenden Sonnenfinsternis. Regie führt | |
| Thomas Stuber, der zusammen mit Clemens Meyer auch das Buch schrieb. Mit | |
| dem Großmarkt-Drama [2][„In den Gängen“ von 2018 hat Stuber gezeigt]: | |
| Unaufgeregte Figuren ohne Eile und überflüssigen Dialog können richtig | |
| wohltuend sein. | |
| Nach diesen ersten 15 Minuten kommt Bewegung rein: Der Gefangenentransport, | |
| in dem auch ein Psychokiller aus Murots Vergangenheit sitzt, hat einen | |
| Platten. Vater und Tochter finden einen toten Eisverkäufer. Und um das | |
| Polizeimuseum herum bringt sich eine gesichtslose Armee des Bösen in | |
| Stellung. | |
| Stuber und Meyer schreiben hier ein Remake von John Carpenters „Assault on | |
| Precinct 13“ von 1976, der seinerseits ein klassisches Western-Motiv | |
| aufgreift. Eingeschlossen im beengten Raum der Wache 08 verteidigt sich ein | |
| Grüppchen ungleicher Persönlichkeiten gegen die Übermacht. Verhandelt wird, | |
| mal expliziter, mal impliziter, die Grenze zwischen Gut und Böse, zwischen | |
| Freund und Feind, die sich in der Extremsituation verschiebt. | |
| Während von draußen Nazi und Muslim gemeinsam auf die Wache schießen, | |
| paktieren drinnen Murot und der psychopathische Killer Kermann (Thomas | |
| Schmauser). Die Sonnenfinsternis taucht die Welt ins Chaos, schafft | |
| kosmischen Irrsinn, den eigentlichen Gegenspieler in diesem „Tatort“. | |
| Das mag, was die Meta-Themen angeht, nicht neu sein, ist ja auch Hommage | |
| der Hommage. Und auch durch die gelbliche Retro-Optik wirkt „Angriff auf | |
| Wache 08“ wie eine von jemandem, der zu oft im Filmarchiv war. Aber am Ende | |
| muss man gestehen: Die Formel „Enger Raum, begrenzte Möglichkeiten, | |
| übermächtiger Feind“, führt einfach zu guter Action. | |
| 20 Oct 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Peter Weissenburger | |
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