# taz.de -- Trump und die Ukraine-Affäre: Whistleblower wird bald aussagen | |
> Die Impeachment-Untersuchung gegen Trump soll noch in dieser Woche | |
> beginnen. Derweil droht der US-Präsident dem Whistleblower, der womöglich | |
> zeitnah auspackt. | |
Bild: „Wolodymyr? Was geht ab?“ | |
Washington ap/afp | Der Whistleblower im Zentrum der Ukraine-Affäre um | |
US-Präsident Donald Trump soll nach Angaben eines hohen Demokraten schon | |
„sehr bald“ zur Sache aussagen. Es müsse nun logistisch geklärt werden, w… | |
sich dessen Identität schützen lasse, sagte der Leiter des | |
Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Adam Schiff, in mehreren | |
TV-Interviews. | |
Derweil äußerten die Anwälte des Whistleblowers Sorgen um die Sicherheit | |
ihres Mandaten. „Wir erwarten, dass die Situation sich verschlechtert und | |
noch gefährlicher wird“, schreiben sie in einem Brief an den | |
geschäftsführenden US-Geheimdienstdirektor Joseph Maguire, wie der Sender | |
CBS berichtete. Unbekannte hätten ein „Kopfgeld“ von 50.000 Dollar für | |
dessen Identität geboten, warnten sie. | |
Neuen Druck auf den Whistleblower baute auch Trump auf: Er habe es | |
verdient, „meinen Ankläger“ und jene zu treffen, die diesen mit | |
„überwiegend inkorrekten“ Hinweisen versorgt hätten, schrieb er in einer | |
Serie von Tweets am Sonntagabend. Den Demokraten warf der Präsident zudem | |
vor, „unserem Land großen Schaden zuzufügen“ und die Wahl 2020 torpedieren | |
zu wollen. | |
Der Whistleblower – oder die Whistleblowerin – hatte vergangene Woche | |
Vorwürfe des Amtsmissbrauchs gegen Trump erhoben. Konkret geht es um dessen | |
[1][umstrittenes Telefonat] mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr | |
Selenskyj im Sommer: In dem Gespräch legte Trump Selenskyj demnach nahe, | |
Ermittlungen gegen seinen möglichen demokratischen Rivalen Joe Biden und | |
dessen Sohn Hunter in der Ukraine einzuleiten. | |
## Belege für ein Fehlverhalten gibt es nicht | |
Von dem Telefonat veröffentlichte das Weiße Haus nach massivem Druck ein | |
Protokoll, das nicht den genauen Wortlaut wiedergibt. Hunter Biden saß im | |
Verwaltungsrat der ukrainischen Erdgasfirma Burisma, während sein Vater als | |
Vize unter Expräsident Barack Obama die diplomatischen Beziehungen zu Kiew | |
federführend betreute. Die beiden rückt Trump seit geraumer Zeit in die | |
Nähe korrupter Vorgänge in der Ukraine. Belege für ein Fehlverhalten der | |
Bidens gibt es jedoch nicht. | |
Gegen die Trump-Regierung steht zudem der Vorwurf der Vertuschung im Raum: | |
Nach dem Telefonat von Trump und Selenskyj habe das Weiße Haus in einer | |
konzertierten Aktion eine Wortlautmitschrift des Gesprächs in ein geheimes | |
Computersystem eingespeist, um den Zugriff darauf zu erschweren, hieß es in | |
einer erst später veröffentlichten Beschwerde, die der Whistleblower | |
bereits im Sommer intern einreichte. Der Informant beruft sich auf mehrere | |
US-Regierungsvertreter. | |
[2][Trump bestreitet jegliches Fehlverhalten]. Er hatte den Informanten | |
kürzlich mit einem „Spion“ verglichen. Dem Geheimdienstmitarbeiter warf | |
Trump vor, das Telefonat „komplett falsch“ und „betrügerisch“ dargeste… | |
zu haben. Präsidentenberater Stephen Miller bezeichnete den | |
Geheimdienstmitarbeiter am Sonntag im Sender Fox News als „Saboteur, der | |
eine demokratisch gewählte Regierung zu untergraben versucht“. | |
Die Demokraten im Repräsentantenhaus treiben indes eine Untersuchung an, | |
die in ein [3][Amtsenthebungsverfahren] gegen den Präsidenten münden | |
könnte. Schon diese Woche sollen Anhörungen relevanter Ausschüsse beginnen | |
und eidesstattliche Aussagen eingeholt werden. Viele Demokraten wollen auch | |
mit Blick auf die Wahl 2020 vor Jahresende über sogenannte Articles of | |
Impeachment – also mögliche Anklagepunkte gegen Trump – abstimmen lassen. | |
## Verantwortung gegenüber dem Land | |
Der vom Abgeordneten Schiff geführte Geheimdienstausschuss ist an der | |
Untersuchung federführend beteiligt. Aktuell müsse sichergestellt werden, | |
dass die Anwälte des Whistleblowers die nötigen Freigabe bekämen, um ihren | |
Mandanten zu dessen Aussage begleiten zu können, sagte der | |
Gremiumsvorsitzende. | |
Die Frontfrau der Demokraten, Nancy Pelosi, mahnte ihre Kollegen, bei der | |
Untersuchung gegen Trump „nicht mit negativen Haltungen ihm gegenüber“ | |
vorzugehen, „sondern mit einer positiven Haltung“, die die Verantwortung | |
gegenüber dem Land in den Fokus rücke, sagte eine Gewährsperson, die an | |
einer Konferenzschalte mit der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses | |
teilnahm. Ihre Fraktion drängte Pelosi zudem, „nüchtern“ zu sein. Sie | |
strich auch hervor, dass sich die öffentliche Meinung zu einem möglichen | |
Amtsenthebungsverfahren gegen Trump „drastisch“ gewandelt habe. | |
Derweil forderte Bidens Wahlkampfteam Fernsehsender auf, Trumps | |
persönlichen Anwalt Rudy Giuliani nicht mehr als Gesprächsgast einzuladen. | |
Der frühere Bürgermeister von New York habe bewiesen, dass er lüge, um | |
seine Darstellung zu verbreiten, heißt es laut New York Times in einem | |
Brief des Biden-Teams an mehrere Sender. Giuliani ist in den vergangenen | |
Tagen im US-Fernsehen dauerpräsent und verteidigt Trump. Er hat in der | |
Ukraine-Affäre offenbar eine zentrale Rolle gespielt. | |
Eine am Mittwoch erhobene Umfrage von NPR/PBS NewsHour/Marist ergab, dass | |
rund die Hälfte der Amerikaner – 49 Prozent – inzwischen eine formale | |
Prüfung eines solchen Verfahrens gutheißen. Entlang der Parteilinien sind | |
die Wähler bei dem Thema aber weiter gespalten: 88 Prozent der Demokraten | |
sind für eine Untersuchung gegen Trump, 93 Prozent der Republikaner | |
dagegen. Bei vorangegangenen Umfragen hatte eine klare Mehrheit allerdings | |
noch stets erklärt, dass sie sich kein Amtsenthebungsverfahren gegen den | |
Präsidenten oder dessen Absetzung wünschten. | |
30 Sep 2019 | |
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