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# taz.de -- Mietenwatch-Studie: Private Preistreiber
> Mietenwatch zeigt: Die größten Gentrifizierer sind private Unternehmen.
> Aber auch die öffentlichen nutzen ihre Spielräume für Mieterhöhungen.
Bild: So was kommt von so was
Berlin taz | Berlin – eine Stadt, in der Durchschnittsverdiener keine
leistbare Wohnung mehr finden: Das ist das zentrale Ergebnis des Projekts
[1][Mietenwatch], das nahezu 80.000 Wohnungsangebote der vergangenen
anderthalb Jahre ausgewertet hat. Doch wo breite Bevölkerungsteile zu den
Verlierern der Entwicklung gehören, gibt es auch Profiteure. Es sind die
Wohnungsunternehmen.
34 Prozent aller untersuchten Angebote entfallen auf acht große Anbieter –
vier private Konzerne und vier städtische Wohnungsbaugesellschaften. Mit
den meisten Inseraten an der Spitze stehen jene mit den größten Beständen:
die städtische Degewo, die überwiegend im Osten und Südosten der Stadt
aktiv ist, und die private [2][Deutsche Wohnen], deren Angebote sich quer
über die Stadt verteilen.
Die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften bieten ihre Wohnungen allesamt
günstiger an als die privaten, tragen aber dennoch dazu bei, dass die
Mieten in der Stadt weiter steigen. Günstigster Anbieter ist die nur
außerhalb des S-Bahn-Rings aktive Howoge mit einer durchschnittlichen
Angebotsmiete von 10,02 Euro nettokalt pro Quadratmeter.
Die teuerste der Gesellschaften ist die Degewo, deren Angebot zu einem
Drittel Wohnungen umfasst, die ab 2010 errichtet wurden. Hier kostet der
Quadratmeter 10,77 Euro. Insgesamt liegt das Preisniveau bei Neu- und
Wiedervermietung etwa 4 Euro über den Durchschnittsmieten im Bestand der
Gesellschaften.
Die Preise, welche die Öffentlichen nehmen dürfen, sind reguliert. Bei
Wiedervermietungen dürfen die im Mietspiegel definierten ortsüblichen
Vergleichsmieten nicht überschritten werden. So regelt es eine 2017 mit dem
Senat geschlossene [3][Kooperationsvereinbarung]. Angesichts des in den
vergangenen Jahren stark angestiegenen Mietspiegels ist der Spielraum für
Mieterhöhungen jedoch groß.
## Private langen zu
Die wahren Preistreiber sind jedoch die privaten Gesellschaften. Dabei ist
die Deutsche Wohnen mit 12,48 Euro pro Quadratmeter zwar noch der
günstigste Anbieter. Der Preis bezieht sich allerdings nur auf die
Kaltmiete. Mit durchschnittlich 3,18 Euro für Nebenkosten kassiert der
Konzern hier mehr ab als alle anderen Vermieter. Vonovia etwa berechnet bei
einem ähnlichen Kaltmietpreis 1,87 Euro Nebenkosten.
Einsam an der Spitze steht der schwedische Wohnungskonzern Akelius. 20,23
Euro pro Quadratmeter kosten dessen Wohnungen im Schnitt, dazu kommen 1,57
Euro Nebenkosten. Schon eine 50 Quadratmeter große Wohnung kostet bei
Akelius also mehr als 1.000 Euro monatlich.
Zwar bietet Akelius deutlich mehr Wohnungen in der Innenstadt an als die
Konkurrenz, doch die Preisdifferenz erklärt das nicht. Akelius-Wohnungen
sind auch gegenüber Wohnungen der Mitbewerber in denselben Bezirken und bei
vergleichbarer Ausstattung deutlich teurer.
Ebenso wenig lassen sich die exorbitanten Preise durch ein erhöhtes Angebot
an Neubauwohnungen erklären – in dieses Segment fallen nur 0,8 Prozent der
Akelius-Angebote. Was bleibt, ist die Strategie des Konzerns, die Profite
über Sanierungen zu maximieren. [4][Durch die konsequente Luxus-Aufwertung
von Altbauwohnungen ist der Konzern an der Verdrängung der Armen aus der
Innenstadt wesentlich beteiligt].
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Wohnfläche einen besonders
großen Einfluss auf die Preise hat. Je kleiner die Wohnungen, desto höher
die Quadratmeterpreise. Das Konzept Microliving, Kleinstapartments mit
luxuriöser Ausstattung, verspricht besonders hohe Renditen. Immer mehr
Anbieter drängeln sich daher auch auf dem Markt bereits möblierter
Wohnungen, ob für Studenten oder Menschen, die eine Zeit lang zum Arbeiten
in die Stadt kommen.
9 Oct 2019
## LINKS
[1] /Mietenwatch-Studie/!5628447/
[2] /Deutsche-Wohnen/!t5256392/
[3] /Kooperation-mit-Wohnungsunternehmen/!5540863/
[4] /Protest-gegen-Akelius-in-Berlin/!5618113/
## AUTOREN
Erik Peter
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