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# taz.de -- Kritik an U5-Planung in Hamburg: Senat verbuddelt Kohle
> Der Umweltverband BUND bemängelt, dass bei der Planung der neuen U-Bahn
> andere Lösungen wie eine Stadtbahn nicht ausreichend geprüft worden sind.
Bild: Für den BUND immer noch einer Alternative: die Stadtbahn
Hamburg taz | Die Pläne des rot-grünen Senats für eine [1][neue U-Bahn] in
Bramfeld und Steilshoop stoßen auf Kritik beim Umweltverband BUND: Der
Senat habe nicht ausreichend geprüft, ob es Alternativen zu dem aufwendigen
Bau einer U-Bahn gäbe, bemängelte der Verband in einer Stellungnahme an die
Wirtschaftsbehörde.
Der BUND spricht sich nicht grundsätzlich gegen eine neue U-Bahn aus; er
stellt aber noch einmal die grundsätzliche Frage, ob eine Stadtbahn nicht
die bessere Lösung wäre. Zwei Hebel gibt es dafür: Eine Alternativenprüfung
ist im Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung zwingend vorgesehen.
Zudem ist nicht sicher, dass die U-Bahn im Verhältnis zu ihren Kosten einen
so großen Nutzen bringt, dass sich die Bundesregierung an ihrer
Finanzierung beteiligt.
Mit der U5 soll nicht zuletzt die Trabantenstadt Steilshoop nach
Jahrzehnten die versprochene Schnellbahnanbindung bekommen. Vor zwei Wochen
hatte der Senat die Bürgerschaft gebeten, 1,7 Milliarden Euro für den
östlichen Abschnitt von Bramfeld zur City-Nord locker zu machen. Allein
durch die „U5-Ost“ verkürze sich die Fahrzeit vom Bramfelder Dorfplatz zum
Jungfernstieg von 35 auf 22 Minuten argumentiert der Senat.
Nach Ansicht des BUND würde sich auch mit einer Stadtbahn die Anbindung
deutlich verbessern lassen. „Den Planern war der Vergleich Stadtbahn/U-Bahn
ganze fünf Zeilen wert“, kritisiert Landeschef Manfred Braasch mit Blick
auf die Planunterlagen. Das werde weder den rechtlichen Vorgaben noch dem
Thema gerecht.
## U-Bahn bindet Budget
Denn angesichts der hohen Kosten komme die Planung einer
Richtungsentscheidung im öffentlichen Personennahverkehr gleich. Mit dem
Geld, das für die U-Bahn verbuddelt wird, könnte ein Vielfaches an
Stadtbahn-Kilometern gebaut werden.
Dazu kommt, dass die erwarteten bescheidenen Fahrgastzahlen die hohe
Investition möglicherweise nicht rechtfertigen. Wie der Senat der
Bürgerschaft mitteilte, lasse sich bei dem „hier anstehenden ersten
Realisierungsabschnitt U5-Ost ein Nutzen-Kosten-Faktor größer 1 nicht
nachweisen“. Der Abschnitt kostet also mehr, als er gesamtwirtschaftlich
bringt.
Erst nach Fertigstellung der kompletten U5 von Bramfeld nach Steilshoop
würde die Fahrgastzahl von 20.000 auf 50.000 täglich steigen und
U-Bahn-Dimensionen erreichen. Der Senat will deshalb für die gesamte U5 auf
einmal noch eine Förderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz
beantragen. Das solle Anfang der 2020er-Jahre geschehen. Selbst dann noch
sei aber „damit zu rechnen, dass Teile der Kosten herausgerechnet werden
müssen, um eine Förderfähigkeit zu erreichen“, gibt der Senat zu.
## 1,5 Millionen Tonnen Aushub
Der BUND kritisiert auch, dass die Pläne des Senats die Bauphase nicht
ausreichend berücksichtigten. Für den knapp sechs Kilometer langen Tunnel
müssten 1,5 Millionen Tonnen Erdreich entsorgt werden. Außerdem müssten die
Treibhausgasemissionen verglichen werden. Hier sei zu erwarten, dass eine
Stadtbahn besser abschneiden würde, weil der Tunnelbau viel Energie
benötige.
Unterdessen ist bekannt geworden, dass der parteilose Wirtschaftssenator
Michael Westhagemann die Klagemöglichkeiten bei Bauprojekten einschränken
möchte. Dem NDR gegenüber äußerte er das paradoxe Argument, nur durch eine
schnellere Planung und Genehmigung von Infrastrukturprojekten ließen sich
die Klimaziele erreichen.
1 Oct 2019
## LINKS
[1] /Umstrittene-Tiefbau-Arbeiten/!5574545
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
U-Bahn Hamburg
Finanzen
Infrastruktur
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Hamburg
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City-Maut
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