| # taz.de -- IT-Experte über mobiles Online-Banking: „Angreifer haben es schw… | |
| > Apps für das Smartphone machen das Online-Banking sicherer, meint der | |
| > IT-Experte Michael Falk. Selbst, wenn sie nicht das beste Verfahren sind. | |
| Bild: Online-Banking: Bald nur noch per App? | |
| taz: Herr Falk, seit Samstag gelten [1][neue Regeln für Online-Banking], | |
| und die Banken bewerben massiv ihre Apps. Wie lange wird es dauern, bis es | |
| Hackern gelingt, darüber massenweise Konten abzuräumen? | |
| Michael Falk: Erst einmal ist es wichtig hervorzuheben, dass sich durch die | |
| neuen Regeln der EU-Richtlinie das Sicherheitsniveau beim Online-Banking | |
| massiv verbessern wird. Wenn die Kunden nicht mehr ihre TAN-Liste | |
| verwenden, um Überweisungen auszuführen, sondern die Transaktionsnummer von | |
| einer App oder einem Extragerät wie einem TAN-Generator direkt erzeugt | |
| wird, dann haben es Angreifer deutlich schwerer, Zahlungsanweisungen zu | |
| manipulieren. | |
| Unter Laborbedingungen wurden auch Banking-Apps schon erfolgreich | |
| angegriffen. Und das Problem muss ja auch nicht unbedingt bei der App | |
| liegen, es sind ja auch genügend Smartphones mit Sicherheitslücken | |
| unterwegs. | |
| Natürlich bewegen sich Nutzer von Banking-Apps nicht nur in der | |
| Sicherheitsarchitektur der Applikation ihrer Bank, sondern auch in der des | |
| Herstellers des Smartphone-Betriebssystems. Somit könnte auch eine | |
| Schwachstelle im Google- oder Apple-Betriebssystem für einen Angriff | |
| ausgenutzt werden. | |
| Wie bald? | |
| Das wäre ein Blick in die Glaskugel, das kann ich nicht sagen. Die Banken | |
| sind bisher sehr kulant darin, die Summen dem Kunden nach einem Angriff zu | |
| erstatten. Die Schadensfälle werden mit den neuen Verfahren nach meiner | |
| Einschätzung weniger werden, da sie schwieriger zu kompromittieren sind. | |
| Die relativ kulante Erstattung liegt daran, dass Kunden sonst das Vertrauen | |
| verlieren? | |
| Genau. Online-Banking ist der große Kostensenkungshebel im | |
| Privatkundengeschäft und die Banken haben ein großes Interesse daran, dass | |
| die Kunden das Online-Angebot nutzen. | |
| Was ist aktuell das sicherste Verfahren, um sich beispielsweise beim | |
| Online-Banking einzuloggen? | |
| Absolut sicher ist natürlich kein System. Weitgehend sicher sind Verfahren, | |
| die auf zwei voneinander unabhängige Geräte setzen. Also beispielsweise | |
| sowohl einen Computer, auf dem Nutzer das Online-Banking ausführen, als | |
| gleichzeitig auch eine App auf dem Smartphone oder einen TAN-Generator. | |
| Wobei die Authentifizierung per TAN-Generator noch etwas sicherer ist, weil | |
| keine Internet-Verbindung besteht. | |
| Genau diese machen die Banken für Kunden aber unattraktiv durch hohe | |
| Kosten. Haben sie gar kein Interesse daran, dass die Kunden das sicherste | |
| Verfahren nutzen? | |
| Bei den Banken sind vor allem zwei Punkte wichtig. Da ist zunächst die | |
| Nutzerfreundlichkeit. Ich selbst habe mir einen TAN-Generator gekauft, der | |
| liegt bei mir zu Hause im Schreibtisch. Aber die meisten Kunden wollen beim | |
| Online-Banking halt nicht immer zu Hause am PC sitzen oder daran denken, | |
| ihren TAN-Generator mit in den Urlaub zu nehmen. Daher setzen die Banken so | |
| stark auf Apps, denn das Smartphone ist ohnehin meistens zur Hand. Der | |
| zweite Punkt ist der Kostendruck. Aktuell ist zu sehen, dass beispielsweise | |
| die Gebühren für Girokonten steigen. Kostenlose TAN-Generatoren an die | |
| Kunden auszugeben, wäre ein großer Kostenblock für die Bank. | |
| Aber die Banken gucken doch auch in ihre Bilanz. Das heißt: Die Summen, die | |
| sie Kunden von abgefischten Konten erstatten, sind immer noch niedriger als | |
| die Kosten, sämtliche Kunden mit einem guten TAN-Generator zu versorgen? | |
| Die Banken haben natürlich ein sehr großes Interesse daran, dass die | |
| Transaktionen ihrer Kunden sicher verlaufen, weil sie wollen, dass ihre | |
| Kunden ihnen vertrauen. Und klar: Würden die Schadenssummen mit Angriffen | |
| über Apps deutlich steigen, dann würden die Banken wohl in Sachen | |
| TAN-Generatoren umsteuern. | |
| Bislang wurden alte Methoden zum Login beim Online-Banking, die einst als | |
| sicher galten, irgendwann geknackt. Was kommt als nächstes? | |
| Ganz viel hängt von der technischen Entwicklung ab. Quantencomputer sind | |
| sicher eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Wenn diese Computer mit einer | |
| signifikant höheren Rechenleistung als derzeitige Modelle irgendwann | |
| kommen, sind die meisten Verschlüsselungsmechanismen, die es heute gibt, zu | |
| knacken. Außerdem werden wir sehen, dass sich höhere Sicherheitsstandards | |
| künftig auch auf andere Bereiche erstrecken. Auch beim E-Mail-Konto oder | |
| beim Online-Shop werden sich Nutzer mit immer besseren Methoden | |
| authentifizieren müssen. Perspektivisch brauchen wir also eine Alternative | |
| zum Passwort. | |
| Was könnte das sein? | |
| Möglicherweise etwas, das ganz altmodisch wirkt: ein Schlüssel. Wie wir | |
| heute unseren Wohnungsschlüssel ins Türschloss stecken, würden wir dann | |
| einen Schlüssel per USB in den Computer stecken. Fido2 heißt das Verfahren. | |
| Dabei wird ein Stück alte analoge Sicherheitswelt mit sehr | |
| fortschrittlichen kryptografischen Verfahren kombiniert. Es könnte sein, | |
| dass wir in ein paar Jahren alle so einen Schlüssel am Schlüsselbund mit | |
| uns tragen. | |
| 13 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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