# taz.de -- Nachhaltige Finanzpolitik: Schleswig-Holstein will mehr öko | |
> Die Jamaika-Koalition will die Finanzstrategie des Landes nach | |
> nachhaltigen Kriterien ausrichten. Das Gesetz sei das erste seiner Art in | |
> Deutschland. | |
Bild: „Unser Ziel ist es, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang z… | |
Schleswig-Holstein will seine Finanzstrategie in Zukunft ökologischer | |
ausrichten. Darauf hat sich die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP | |
geeinigt. Die Regierungsfraktionen werden die Landesregierung noch im | |
September mit einem Antrag im Parlament dazu auffordern, ein Gesetz für | |
eine nachhaltige Finanzstrategie vorzulegen. | |
„Ziel des Gesetzes soll es sein, die Finanzpolitik stärker an sozialen und | |
ökologischen Kriterien wie Ressourcenschutz und Vermeidung von | |
CO2-Emmissionen (…) auszurichten“, heißt es in dem Antrag, der der taz am | |
wochenende vorliegt. Das Gesetz wird Verpflichtungen für Geldanlagen des | |
Landes festlegen. Darunter ist zum Beispiel der Pensionsfonds, aber auch | |
die Anlagen eines kommunalen Versorgungsfonds oder solche von | |
Landesbeteiligungen. | |
Landesfinanzministerin Monika Heinold (Grüne) sagte am Freitag, es sei „ein | |
wichtiger und richtiger Schritt“, dass nun alle wesentlichen Finanzanlagen | |
des Landes Nachhaltigkeitskriterien folgen sollten. „Unser Ziel ist es, | |
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.“ Der | |
Pensionsfonds des Landes investiert bereits nachhaltig. Diese Idee weitet | |
das Land mit der neuen Initiative stark aus. | |
Die Geldanlagen Schleswig-Holsteins werden dafür in Zukunft großflächig | |
umgeschichtet. Unternehmen, die klimaschädliche Strategien verfolgen, auf | |
fossile Energien oder Atomenergie setzen, würden an den Aktienmärkten nicht | |
mehr unterstützt. Auch Anlagen von Staaten, die etwa die Todesstrafe | |
praktizieren oder wichtige Klimaschutzprotokolle nicht ratifiziert haben, | |
werden nicht mehr erworben. Stattdessen soll das Geld in ökologisch | |
sinnvollen Bereichen angelegt werden, etwa in erneuerbare Energien oder der | |
Wasserversorgung. | |
„Wir schaffen das erste Gesetz für nachhaltige Finanzen in ganz | |
Deutschland“, sagte Lasse Petersdotter, der finanzpolitische Sprecher der | |
Grünen im Landtag. Schleswig-Holstein sei damit Vorreiter einer | |
ökologischen Finanzpolitik. „Das Gesetz wird einen Riesen-Impact haben“, | |
betonte Petersdotter weiter. „Wer das Geld gibt, entscheidet, welche Musik | |
gespielt wird.“ | |
Es gehe um Milliardenbeträge: Allein im Pensionsfonds Schleswig-Holsteins | |
befinden sich laut Grünen-Fraktion rund 760 Millionen Euro. Darin legt das | |
Land Geld für die Pensionen der verbeamteten Lehrer oder der | |
Landesbediensteten zurück. Die Landesbeteiligungen, die betroffen wären, | |
belaufen sich auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Dazu gehört zum Beispiel das | |
Gebäudemanagement oder die Investitionsbank des Bundeslandes. | |
Mit der Initiative setzen CDU, Grüne und FDP ein Vorhaben aus dem | |
Koalitionsvertrag um. Es sei belegt, dass die Sicherheit und Rendite von | |
Finanzanlagen nicht unter der Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien leiden | |
müssten, sagte Annabell Krämer, die Finanzexpertin der | |
FDP-Landtagsfraktion. „Das ist eine zentrale Botschaft, da wir auch auf | |
finanzielle Nachhaltigkeit nicht verzichten wollen.“ Auch der Grüne | |
Petersdotter betonte, dass die Renditeerwartung ähnlich hoch sei. „Der | |
Rockefeller Trust ist auch nach nachhaltigen Kriterien ausgerichtet. Das | |
sind keine Hippies.“ | |
Die drei Fraktionen wollen den Antrag Ende September ins Plenum einbringen. | |
Das Finanzministerium wird dann einen Gesetzentwurf ausarbeiten. | |
Petersdotter rechnet damit, dass Anlagen noch in der laufenden | |
Legislaturperiode umgeschichtet würden. Sie endet 2022. | |
6 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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