| # taz.de -- Umweltinitiative kritisiert Grüne: So halb gegen Fracking | |
| > Die „Initiative zum Schutz des Wassers“, die gegen Fracking in | |
| > Schleswig-Holstein kämpft, wirft den Grünen Falschinformationen vor. | |
| Bild: Soll vielen nicht in die Flasche kommen: von Fracking belastetes Trinkwas… | |
| Rendsburg taz | Eigentlich sieht alles nach einem Erfolg für die | |
| [1][„Initiative zum Schutz des Wassers“] aus: Nachdem die Gruppe rund | |
| 42.000 Unterschriften gesammelt hatte, will die Regierungskoalition aus | |
| CDU, Grünen und FDP in Schleswig-Holstein die Haupt-Forderungen der | |
| Initiative erfüllen. Aber die Gruppe wirft der Jamaika-Regierung vor, | |
| lediglich eine „Placebo-Gesetzesänderung“ zu planen und wichtige Punkte | |
| nicht zu berücksichtigen. Nun will die Initiative ein Volksbegehren | |
| starten. Die Grünen, auf die sich die Kritik konzentriert, kontern: „Viel | |
| Lärm um nichts“. | |
| „Unwahre Behauptungen, alternative Fakten“ – es sind harte Vorwürfe, die | |
| die Initiative in einem offenen Brief gegen Mitglieder der | |
| Grünen-Landtagsfraktion und der Regierung erhebt. [2][Die Initiative], | |
| hinter der rund 20 lokale und überregionale Gruppen stehen, warnt vor den | |
| Gefahren von Ölbohrungen und Fracking. Beim Fracking werden Wasser und | |
| Chemikalien mit Druck in den Boden gepresst, um Erdgas zu gewinnen. | |
| Keine politische Kraft in Schleswig-Holstein will diese Methode, aber es | |
| gelang dem Landtag nicht, ein landesweites Verbot durchzusetzen. Deshalb | |
| will die 2018 gegründete Initiative immerhin die Bohrungen unattraktiver | |
| machen. Zu ihren Forderungen zählen strengere Schadenersatzregeln und | |
| eingeschränkte Geheimhaltungsrechte für die Bohrfirmen. | |
| Im Juli veröffentlichte die Landesregierung einen Gesetzesentwurf, der | |
| genau diese Forderungen aufgreift. So sollen Unternehmen haften, wenn | |
| Bohrungen zu Schäden führen. Auch beim Thema „Zugang zu Informationen“ | |
| folgt die Politik dem Anliegen der Initiative: Geschäftsgeheimnisse müssten | |
| nicht gewahrt werden, „wenn das öffentliche Interesse überwiegt“, heißt … | |
| im Entwurf. | |
| ## Die Gruppe schlägt einen scharfen Ton an | |
| „Der Wortlaut sieht gut aus“, sagt Reinhard Knof, einer der Sprecher der | |
| Initiative. Aber die Geheimhaltung werde nur in Umweltfragen gelockert, | |
| nicht bei Themen wie Gesundheit oder Korruption: „Das Bergamt und andere | |
| Behörden dürfen weder die Feuerwehr noch Krankenhäuser warnen, wenn | |
| besonders giftige Chemie im Spiel ist.“ Auch mögliche Korruptionsfälle | |
| dürften nicht gemeldet werden, „obwohl es viele anständige Leute in den | |
| Behörden gibt, die das gern tun würden“. Doch die Regierung verhindere das. | |
| Burkhard Peters, Fachmann für Innen- und Rechtspolitik der Grünen | |
| Landtagsfraktion, folgt „dieser Einschätzung ausdrücklich nicht“. | |
| Schließlich entstünden beim Fracking die hauptsächlichen Gefahren für die | |
| Umwelt, darum seien die Informationsregeln dort richtig angedockt. „Und im | |
| Katastrophenfall hat jede Behörde ohnehin die Pflicht, das Blaulichtmilieu | |
| zu informieren.“ | |
| Peters ist verwundert über den scharfen Ton der Gruppe: „Wir haben | |
| gemeinsam über Lösungen gebrütet und waren auf einem guten Weg.“ Für den | |
| Initiativensprecher Knof stellt es sich anders da: „Ohne Absprache gab es | |
| Änderungen im Entwurf.“ Dabei gehe es keineswegs nur um redaktionelle | |
| Punkte, sondern um „politische Bedenken“. | |
| ## SSW unterstützt das Volksbegehren | |
| Daher startet die Gruppe nun in die nächste Runde, also das Volksbegehren. | |
| Zudem klagt sie beim Landesverfassungsgericht dagegen, dass der Landtag | |
| sich nicht mit allen ihrer Forderungen auseinandersetzen wollte. | |
| Die Vorwürfe, die Grünen würden Fehlinformationen verbreiten, beziehen sich | |
| denn auch auf ein internes Papier der Grünen-Fraktion, in dem es um eine | |
| juristische Einschätzung zu dem laufenden Verfahren geht. Ein Urteil wird | |
| im Herbst erwartet. „Da die Entscheidung noch aussteht, hat es gar keinen | |
| Sinn, darüber zu streiten“, sagt Peters. Dass es nun ein Volksbegehren | |
| geben soll, hält er für überflüssig. | |
| Anders sieht es Thomas Rother (SPD). Seine Partei und die | |
| Minderheitenvertretung SSW unterstützen das Volksbegehren. „Wichtig ist, | |
| dass wir uns auf die Inhalte konzentrieren“, sagt Rother. Beim Ziel sei man | |
| sich einig, aber bei der Umsetzung müsse „das grüne Umweltministerium | |
| vielleicht zu seinem Glück getragen werden“. | |
| 29 Aug 2019 | |
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| [1] /Initiative-gegen-Fracking-und-CO2-Endlager/!5541206 | |
| [2] https://vi-wasser.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
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