# taz.de -- Die Grünen wollen diverser werden: Bündnis 90/Die Weißen? | |
> Die Mehrheit der Grünen-Mitglieder ist weiß und privilegiert. Die Partei | |
> will das ändern und erklärt Diversität zur Chef*innensache. | |
Bild: Fraktionsvorsitzende Hofreiter, Göring-Eckardt | |
Die eigenen Schwächen einzugestehen, tut weh. Es ist aber ein Schmerz, der | |
nötig ist, damit irgendwann mal etwas besser wird. Und besser werden kann | |
bei den Grünen einiges. Zwar hat die Partei nach den Linken die meisten | |
Abgeordneten mit einem sogenannten Migrationshintergrund im Bundestag. Doch | |
im Gesamtbild sieht man eine mehrheitlich weiße und privilegierte Partei. | |
Je weiter man auf den Rängen der Macht nach oben klettert, um so homogener | |
wird das Bild. Die beiden Fraktionsvorsitzenden sind weiß, genau wie die | |
sechs Personen im Bundesvorstand. | |
Das schreckt nicht nur potenzielle Wähler*innen ab, und es ist auch nicht | |
nur ein personelles Problem. Denn viele Menschen, deren politisches | |
Engagement nicht beim Kreuzchen auf dem Wahlzettel endet, finden ihre | |
Perspektiven im Programm der Grünen derzeit nicht wieder – sei es beim | |
Klimaschutz, der Innen- oder der Außenpolitik. | |
Nun legt die Partei offensiv den Finger in die eigene Wunde und sagt: Das | |
[1][ginge besser]. Man kann jetzt hämisch grinsend sagen: Schaut, die | |
Grünen, die so toll sein wollen, so antirassistisch – die haben ein | |
Problem. Das wäre aber nicht nur wenig zielführend, sondern auch dumm. Denn | |
nicht nur stehen die Grünen in Sachen Diversität schon deutlich besser da | |
als manch andere Partei. Sie sind auch die Ersten, die sich des Themas | |
ernsthaft annehmen. | |
Gute Vorsätze zu haben ist einfach. Gewachsene Strukturen der | |
Diskriminierung aufzubrechen aber ist ein Kraftakt. Am Ende werden die | |
Grünen sich an ganz konkreten Ergebnissen messen lassen müssen. Aber die | |
Grundlagen, die es braucht, die sind da: Die Partei hat das Thema zur | |
Chef*innensache gemacht. Die 25-köpfige AG besteht aus ausgesprochenen | |
Expert*innen und ist mit einem eigenen Budget ausgestattet – es ist also | |
keine Nebenbeschäftigung der Mitglieder, die in Mittagspausen oder der | |
Freizeit stattfinden soll. | |
Das mag banal klingen, ist aber extrem wichtig. Überall im Land kämpfen | |
Aktivist*innen gegen strukturellen und Alltagsrassismus, für | |
Barrierefreiheit und gegen Trans- und Homophobie. Und zwar ehrenamtlich. | |
Viele dieser Menschen haben aber ohnehin schon Kämpfe zu kämpfen, mit denen | |
die weiße Mehrheitsgesellschaft nicht konfrontiert ist: sei es gegen | |
Diskriminierung in der Schule, bei der [2][Wohnungs- oder der Jobsuche]. | |
Es ist allerhöchste Zeit, diese Kämpfe aus dem Ehrenamt heraus- und in die | |
Parteistrukturen hineinzuholen. Das heißt auch: sie mit den Ressourcen | |
einer aufstrebenden Partei auszustatten und sie, wie den Feminismus, tief | |
in die eigene DNA einzuschreiben. Wenn das gelingt, dann können alle von | |
diesem Prozess lernen. Denn der Kampf gegen Diskriminierung ist keiner, den | |
„wir“ für „andere“ führen. Er muss ein gemeinsamer Kampf sein für ei… | |
Gesellschaft. | |
6 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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